PartyPoker kündigte an diesem Vormittag ein Software-Update an, welches zukünftig das Benutzen von Tracking-Software, HUDs und jedwede Tischauswahl verhindern soll. Nach Unibet wird PartyPoker so der erste größere Anbieter, der seine Software voll und ganz auf Freizeitspieler zuschneidet. Grindern wird aktiv die Möglichkeit genommen, Software wie PokerTracker oder Hold'em Manager zu nutzen.
Die Änderungen im Überblick
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- Keine Hand-Histories: Spieler haben zukünftig die Möglichkeit, sich ihre in den letzten 12 Monaten gespielten Hände in der PartyPoker Software anzusehen. Es wird keine Möglichkeit mehr geben, diese herunterzuladen.
- Keine Tracker und HUDs: Ohne Hand-Histories funktionieren entsprechend keine Tracker und HUDs mehr auf PartyPoker.
- Keine Table-Selection: Will man zukünftig Cash-Game auf PartyPoker spielen, registriert man sich für das Limit und wird einem zufälligen freien Platz zugewiesen. Man hat keine Möglichkeit mehr, sich auszusuchen, an welchem Tisch man spielt. Ferner sieht man die Namen seine Mitspieler erst, wenn die erste Hand gegeben wurde.
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Diese Änderungen zielen in erster Linie darauf ab, Freizeitspieler zu schützen. Durch den Wegfall der Hand-Histories und den damit verbundenen Ausfall von HUDs und Trackern wird das Level zumindest bezüglich der Hilfssoftware egalisiert.
Ohne Table-Selection ist auch Bumhunting (das gezielte Jagen von Fischen) nicht mehr möglich.
Golan Shaked, verantwortlicher Manager bei PartyPoker, erklärte diese Änderungen damit, dass man allen Spielern, gleich welche Erfahrung oder welche Fähigkeiten sie haben, faire, unterhaltsame und ethisch vertretbare Pokerprodukte anbieten will.
Tony Dunst, seines Zeichens Gesponserter Party-Pro, erklärte, dass viele Tools und Taktiken, die professionelle Spieler benutzen, die Spiele zu schwierig für Freizeitspieler machten und sie nicht überleben könnten. Die Änderungen, die PartyPoker vornimmt, sieht Dunst als Möglichkeit, die Spiele wieder freizeitspielerfreundlicher zu machen.
Was ist von den Änderungen zu halten?
Jeder Anbieter (der nicht PokerStars heißt) ist seit einigen Jahren bemüht, die Spiele auf die Freizeitspieler zuzuschneiden. Denn inzwischen haben alle begriffen, dass die Rake nicht nur generiert werden muss, indem von Grindern zigtausende Hände pro Monat gespielt werden. Sondern die Rake muss vorher auch eingezahlt werden und das ist eben die Aufgabe der Freizeitspieler.
Insofern ist der Zug von PartyPoker nachvollziehbar. Es war zu erwarten, dass mehr Anbieter den Unibet-Weg gehen und ihre Software und Angebote an den Freizeitspielern ausrichten.
PartyPoker geht mit dem Entfernen der Hand-Histories einen Schritt weiter und nimmt den Grindern aktiv die Möglichkeit, ihre Tools zu benutzen. Das dürfte den wenigen verbliebenen Regulars auf PartyPoker zwar nicht schmecken, aber wenn diese das Weite suchen, wären die Verantwortlichen bei PartyPoker wahrscheinlich auch nicht zu unglücklich.
Ein Problem mit den angekündigten Änderungen bei PartyPoker gibt es jedoch: Die Hand-Histories werden nicht nur genutzt, um HUDs mit Daten zu füttern. Hand-Histories dienen auch der Kontrolle.
Mit den Hand-Histories können Spieler den Anbieter und gegebenenfalls auch ihre Mitspieler kontrollieren.
In den vergangenen 15 Jahren kam es im Online-Poker zu diversen Skandalen – Super-User auf Ultimate Bet und Absolute Poker, Bot-Netzwerke auf PokerStars und im iPoker-Netzwerk, Softplay und Collusion in Highstakes-Spielen und Turnieren.
Viele dieser Skandale wurden von Spielern entdeckt und praktisch alle wurden die statistische Analyse von Hand-Histories nachgewiesen.
PartyPoker nimmt seinen Kunden nun jedwede Form der Analyse und Kontrolle des Spiels. Klar, man kann seine Hände noch in einem Replayer anschauen – für ein Jahr. Doch es ist zum Beispiel unmöglich, zu entlarven, dass bestimmte Spieler identische Spielweisen haben und dass es sich fast sicher im Bots handelt, wie im Juni dieses Jahres auf PokerStars, Full Tilt und 888 geschehen.
PartyPoker verlangt von seinen Kunden absolutes Vertrauen in die Software, die Integrität und die Sicherheitsmechanismen des Anbieters. Denn die Kunden können jetzt nicht mehr kontrollieren. Es wird nicht verwundern wenn auch die letzten (semi-)professionellen Pokerspieler PartyPoker nun den Rücken kehren werden.
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 01.10.2015.