Für manche Spieler gibt es nichts schöneres, als ihre Karten anzusehen und AK, KQ oder QJ zu entdecken. Das sind alles gute Hände, oft auch sehr spielbare, vor allem in Position. Manchmal allerdings, kann Deine hübsche Starthand zu einem sehr hässlichen Ergebnis führen.
Tatsache ist, dass Overcards eine der schwierigsten Hände sind, die es zu spielen gibt, wenn sie nicht zum Board passen. Wie kannst Du also verhindern, mit Deinen schönen Karten alle Chips zu verlieren? Um Kenny Rogers zu zitieren: “you gotta know when to hold ‘em and you gotta know when to fold ‘em.”
Sagen wir, Du bist in später Position oder in den Blinds und Dein Gegner ist All-In gegangen bei einem Flop von 8-5-3 rainbow. Was machst du? Die Antwort ist eindeutig: Es hängt davon ab. Zuerst solltest Du Dich fragen, was Dein Gegner hier wettet. Top Pair? Ein Overpair? Einen Drilling? Auf was für Karten Du Deinen Gegner schätzt ist hier entscheidend. Wenn er alles außer einen Drilling hat, bekommst Du nämlich eventuell die richtigen Odds zum callen.
Das bringt mich zu der nächsten Frage: Wie viel wettet er? Wenn das All-In Deines Gegner die Hälfte des Pots oder weniger ist, dann solltest Du ihn callen, wenn Du glaubst, dass Deine beiden Overcards live sind. Overcards geben Dir sechs potentielle Outs auf diesem Board, das bedeutet, Du bist nur 3:1 unterlegen gegen Top Pair, wenn Du keine zusätzlichen Draws hast. Deine Overcards könnten natürlich sogar Favorit sein, wenn er selbst nur einen Draw hat oder blufft.
In Situationen, in denen Dein Gegner keine All-In Wette macht, wird die Entscheidung schon etwas schwieriger. Hier musst du die Größe der Wette mit dem Pot vergleichen, aber auch an eine potentielle nächste Wette Deines Gegnern denken. Wenn ihr beide viele Chips habt und Du callst die Wette am Flop, kann es passieren, dass Du am Turn noch einmal eine erhebliche Wette von Deinem Gegner bekommst. Ich denke, dass in diesem Fall folden die richtige Entscheidung ist. Es gibt bessere Situationen für Dich.
Eine andere Sache, an die Du auch denken solltest, ist die Position zu Deinem Gegner. Wenn Du hinter ihm sitzt, kann es sein, dass Du Dich dafür entscheidest in der Hand zu bleiben, auch wenn du den Flop komplett verfehlt hast – besonders, wenn Dein Gegner es günstig macht. Eine kleine Wette am Flop zu callen, lässt Dich vielleicht eine Deiner Overcards am Turn treffen und oft hast Du dann bereits die beste Hand. Eine andere Möglichkeit ist, dass Du die Chance hast, den Pot am Turn oder River zu stehlen, wenn Dein Gegner weiter Schwäche zeigt.
Die gleiche Situation ist viel schwieriger zu spielen, wenn Du Out of Position bist und Dein Gegner Kontrolle über die Hand hat. Hier werfe ich viel eher meine Overcards weg und warte auf eine bessere Chance.
Während Position ein Schlüssel dafür sein kann, ob und wie Du Deine Overcards spielst, ist gleichzeitig die Textur des Boards eine Überlegung wert. Auf einem Flop von 8-5-3 rainbow bleibe ich eher in Hand, als wenn der Flop 9-8-7 zeigt, mit Flush- und Straight-Möglichkeiten. Warum? Nur wenn mein Gegner ein Paar auf der Hand hat, ist es wahrscheinlich, dass er den Flop genauso, wie ich, verfehlt hat. Auf einem derart zusammenhängenden Flop hat mein Gegner gute Chancen etwas zu treffen. Und vor allem: Sollte ich später eine meiner Overcards am Turn oder River sehen, kann es gut sein, dass mein Gegner dadurch eine Straße oder Flush bekommt und ich die Hand verliere.
Wenn ich in einem Pot mit mehreren Gegnern bin, spiele ich meine Overcards noch vorsichtiger. Es kann hier so viele Hände geben, die mich bereits geschlagen haben. Gegen einen einzelnen Spieler mache ich eher noch eine Continuation Bet, aber gegen mehrere Spieler spare ich mir meine Chips und checke. Ich will niemandem die Chance geben mich am Flop zu raisen und mich damit zu zwingen meine Overcards folden zu müssen.
Sollte jemand wetten und ein anderer Spieler callt, dann kann ich meine Karten folden und habe viele Chips gespart. Dagegen, wenn jemand wettet und alle folden zu mir hin, kann ich mir überlegen, was ich mache. Ob ich folde, calle oder sogar raise um den Pot zu stehlen, hängt dann von der Situation ab.
Alles in allem, um erfolgreich Overcards zu spielen ist es wichtig, sich von ihnen trennen zu können – egal wie hübsch sie aussehen mögen. Wenn Du Deine Hand nach dem Flop intelligent spielst, kannst Du ein hässliches Ergebnis verhindern.
Andy Bloch
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 12.07.2008.