Wow, welch Auftritt. Mit einer extrem aggressiven und grandiosen Vorstellung eroberte der deutsche Vertreter Pius Heinz bei den November Nine die Chiplead und ist nun beim Finale am Dienstag Favorit auf die Krone des Pokersports.

Von Anfang an legte Heinz wie die Feuerwehr los und ließ sich auch nicht von den ersten Rückschlägen beeindrucken, die ihn zunächst ans Ende des Leaderboards spülten. In der 14. Hand des Abends gewann er seinen ersten Pot und ab dann war er nicht mehr stoppen. In Hand 39 lagen dann knapp 20 Millionen auf einem Board mit 8 8 4 2 in der Mitte und der Ire Eoghan O’Dea setzte 8,2 Millionen. Nach etwa fünf Minuten ging Heinz mit seinen verbliebenen 16 Millionen und Qx Q All-In, worauf der Ire zügig foldete – er hatte mit Ax Qx geblufft.
Damit hatte Heinz Kontakt zu Chipleader Martin Staszko aufgenommen, den er kurz darauf überflügelte und seine Führung in der Folge immer weiter ausbaute. Weniger Glück hatte Sam Holden, der als Shortstack ins Finale gegangen war und dann an Ben Lamb scheiterte. Lamb raiste, Holden pushte aus dem Small Blind mit A J und Lamb callte mit A K . Vier Kreuz auf dem Board und Holden musste als Neunter gehen.
Dann erwischte es Anton Makiievskyi. Er trat mit K Q zum Coinflip gegen Chipleader Heinz und dessen Neunen an, und auf dem Flop mit K J J sah es tatsächlich nach einer Verdopplung für den Ukrainer aus. Doch der Turn bescherte die 9 und nach einer Blank auf dem River musste Makiievskyi als Achter an die Rails, wofür er eine gute Million kassierte.
Wenig später war es dann um Bob Bounahra geschehen. Mit nur noch 4,475 Millionen Chips reraiste er Martin Staszkos Openraise All-In und der Tscheche callte mit A 9 . Bounahra drehte A 5 um und brauchte nach dem Flop mit 7 6 2 ein Wunder. Dieses stellte sich mit K und 6 aber nicht ein, und der für Belize startende Unternehmer musste seinen Platz räumen. Rang 7 und gut 1,3 Millionen Dollar für Bounahra.
Als Zweiter in Chips war der Ire Eoghan O’Dea zum Finale angetreten, aber ihm erging es wie John Dolan im Vorjahr – es lief so gut wie nichts zusammen. Nach dem riesigen verlorenen Pot gegen Heinz dümpelte er lange am Ende des Leaderboards herum, ehe er auch noch Opfer einer unglücklichen Niederlage wurde. Vom Cut-Off hatte er geraist, worauf der andere Shortstack Ben Lamb im Big Blind pushte. Nach einigen Minuten callte O’Dea mit A 9 und lag damit gegen Lambs Q 8 eigentlich richtig.
Das Board aber meinte es nicht gut mit ihm, denn nach J J 6 4 brachte der River die 8 und O’Dea war crippled, während Lamb dem Ausscheiden gerade noch von der Schippe gesprungen war. Wenig später verlor O’Dea dann seine restlichen Chips mit Q 6 gegen Martin Staszkos Achten und musste als Sechster aufstehen.
Während Pius Heinz den Tisch weiterhin mit seinem aggressiven Spiel terrorisierte, meinte Phil Collins, sich dagegen wehren zu müssen. Wieder einmal hatte Heinz geraist, worauf Collins im Big Blind mit A 7 All-In ging. Nach einer Minute callte Heinz mit 9 9 und ging als Favorit ins Rennen. Der Flop mit 6 5 4 brachte neue Hoffnung für Collins, und die 9 auf dem Turn brachte ihm noch mehr Outs. Der River mit der 7 bedeutete aber das Aus für Collins auf Platz 5 und ein Preisgeld von knapp 2,3 Millionen, während Pius Heinz erstmals bei über 86 Millionen Chips angelangt war.

Heinz terrorisierte den Tisch weiter und legte sich vor allem immer wieder mit Player of the Year Ben Lamb an. Beispielsweise in Hand Nr. 146. Raise Heinz auf 2,7 Millionen, Reraise Lamb auf 6,2 Millionen, 4-Bet Heinz auf 14 Millionen, Fold Lamb. Dann musste er zwar einen Rückschlag hinnehmen, zeigte dem Tisch dabei aber, dass mit ihm nicht zu spaßen ist. Nach seinem Raise auf 2,1 Millionen ging Staszko mit 21,525 Millionen All-In und Heinz callte mit 6 6 . Staszko drehte A 8 um und der Flop brachte 8 8 5 . Die 4 auf dem Turn gab Heinz neue Hoffnung, doch die Q auf dem River brachte dem Tschechen die Verdopplung.
Staszko nahm dem Deutschen einen weiteren großen Pot ab, doch dieser ließ nicht nach und eroberte sich die verlorenen Chips sukzessive zurück. Wieder einmal gegen Ben Lamb knackte er die 100-Millionen-Marke, ehe dieser noch einen versöhnlichen Abschluss erlebte (s.u.). Vor dem Flop raiste Heinz auf 2,5 Millionen und Lamb callte. Auf dem Flop mit 10 6 2 setzte Heinz weitere 2,8 Millionen und Lamb callte wieder. Nach der Q auf dem Turn ging es mit 6,3 Millionen von Heinz weiter und wieder callte Lamb. So wurde der J auf dem River aufgedeckt, nach dem Heinz noch einmal 20 Millionen hinterherjagte. Dieses Mal hatte Lamb genug und foldete. In der Hand hatte Heinz Qx Tx und Lamb 9x 9x .
Zwei Hände später holte sich der Amerikaner aber einen Teil der verlorenen Chips zurück. Shortstack Matt Giannetti war All-In gegangen und mit K K hatte Lamb einen leichten Call. Giannetti drehte A 3 um und schon nach dem Flop mit K K Q war sein Aus besiegelt. Platz 4 und gut 3 Millionen Dollar Preisgeld für den Profi aus Las Vegas.
Nach dieser Hand wurde der Final Table abgebrochen und auf Dienstag vertagt. Dann wird um 17.30 Uhr Ortszeit die Frage entschieden, ob Pius Heinz der erste deutsche Main-Event-Sieger sein wird. Mit 107 Millionen und damit mehr als der Hälfte aller Chips stehen die Chancen gut, und nach dieser fantastischen Leistung der vergangenen Nacht wäre der Titel hochverdient!
Hier der Stand vor dem Finale und weiter unten die weiteren Platzierungen:
1 | Pius Heinz | 107,800,000 |
2 | Ben Lamb | 55,400,000 |
3 | Martin Staszko | 42,700,000 |
Die bisherigen Payouts der November Nine:
1 | - | 8,715,638 $ |
2 | - | 5,433,086 $ |
3 | - | 4,021,138 $ |
4 | Matt Giannetti | 3,012,700 $ |
5 | Phil Collins | 2,269,599 $ |
6 | Eoghan O’Dea | 1,720,831 $ |
7 | Bob Bounahra | 1,314,097 $ |
8 | Anton Makiievskyi | 1,010,015 $ |
9 | Sam Holden | 782,115 $ |
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 07.11.2011.