Eigens für den eigenen Card Club in Hilden entwickelte der nordrhein-westfälische Turnierveranstalter Rhinepoker ein ganz neues Turnierformat: Das so genannte Bankroll Tournament.

Ein Bankroll Tournament ermöglicht es den Teilnehmern, über mehrere Wochen zu spielen, wann immer und wie immer sie möchten. Das Prinzip ist schnell erklärt. Auch ein Bankroll Tournament endet mit einem fest terminierten Finale, welches im gewohnten Multitable-Format ausgetragen wird. Für dieses Finale muss sich der Teilnehmer jedoch nicht qualifizieren, sondern er kann sich gegen eine geringe Registrierungsgebühr direkt für das Finale eintragen. Er erhält dann eine Bankroll von 15.000 Chips für dieses Finale. Diese kann er bereits in den Wochen zuvor im Rhinepoker Card Club gegen andere Turnierteilnehmer einsetzen, um seinen Finalstack zu vergrößern. In diesem dem Finale vorgeschalteten Chipverteilungswettkampf spielen die späteren Finalteilnehmer kleinere Sit & Go Turniere, Multitable-Rebuy-Turniere oder einfach, wie in einem Casino, die täglich angebotenen Ringgames mit Blinds von 10/20 (Cashgame-Modus). Das Buy-in zu diesen Spielen wird aus der finalen Chip-Bankroll bestritten, und die eventuellen Gewinne werden auch dieser wieder gut geschrieben. Wer seine gesamte Bankroll von 15.000 Chips in den vorgeschalteten Wettkämpfen verliert, ist bereits vor Beginn des Finales aus diesem ausgeschieden. Eine so genannte Rebuy-Registrierung für weitere 15.000 Chips ist ausgeschlossen. Das führte dazu, dass sehr viele der Teilnehmer entsprechend vorsichtig mit ihrer Bankroll umgingen.

Die Preise des ersten im Rhinepoker Card Club abgehaltenen Bankroll Tournaments wurden von Everestpoker gesponsert. Für die drei Sieger wurden Reisen in Irlands Hauptstadt Dublin ausgelobt, die beiden Erstplatzierten gewannen darüber hinaus dortige Turnierteilnahmen. Entsprechend motiviert trafen sich knapp 150 registrierte Finalteilnehmer in unterschiedlicher Zusammensetzung zu den täglichen Ringgames oder Turnieren im Club. Einige der Teilnehmer schieden tatsächlich durch den Gesamtverlust der Bankroll noch vor dem Finale aus dem Turnier, einige andere konnten in diesen Wochen ihre Bankroll (und damit ihren finalen Startstack) deutlich und kontinuierlich erhöhen.
Das Multitable-Finale fand nun endlich am letzten Samstag, den 23.06.07, mit über 100 Teilnehmern statt. Als Chipleader startete Florian Linder aus Langenfeld ins Rennen, der in seinen regelmäßigen Ringgame-Teilnahmen immerhin 61.100 Chips erwirtschaften konnte. Aber selbst Christian Stiller aus Köln ließ es sich nicht nehmen anzutreten, obwohl er mit nur noch 1.200 Chips starten konnte.
Nach über 6 Stunden stand nach einem abwechslungsreichen Turnierverlauf der Final Table fest. Insgesamt 1,8 Millionen Chips verteilten sich auf 9 Spieler. Die Plätze am Final Table wurden neu ausgelost, und die nun kommende Endphase des Turniers versprach spannend zu werden, denn es fanden sich einige Top-Spieler der Rhinepoker Community am Final Table. Zum einen Pierre Poßberg aus Essen, der allein in diesem Jahr bereits an zwei Großereignissen teilnahm: dem Partypoker Spring Festival in Wien und den Aussie Millions in Melbourne. Bei letzterem belegte er einen guten 73. Platz und kassierte 15.000 Dollar Preisgeld. Sein Stack betrug zwischenzeitlich knapp 300.000 Chips. Ebenfalls am Final Table Andreas Rüßel aus Neuss mit 140.000 Chips, der sich durch seinen Sieg bei der ersten Online Pre Challenge im März direkt für den mit 20.000 Euro dotierten Rhine Poker Cup im kommenden Dezember qualifizieren konnte. Ferner Marc Pauly aus Remscheid mit 160.000 Chips, der bereits bei der Pre Challenge im Januar und beim Irish Satellite in Dortmund jeweils 200 Gegner hinter sich lassen konnte und seitdem zwei Siegerpokale im Regal stehen hat. Auch Florian Linder fand sich am Final Table ein, immer noch Chipleader mit etwas über 300.000 Chips. Absoluter Short-Stack war Walter Blum mit nur noch 5.000 Chips, der unglücklicherweise für die erste Hand am Final Table in den Big Blind (10.000) gelost wurde, diese auch verlor und somit als Erster das Feld räumen musste. Die weiteren Spieler: Torben Theis aus Hilden, Tolga Özdemir aus Essen, Ralf Gregor aus Hilden und Thorsten Schwellinger aus Hilden.

Nach etwa einer halben Stunde, die Blinds betrugen inzwischen 10000/20000, kam es für den Mitfavoriten Florian Linder zu einer bitteren Enttäuschung. Über Wochen hinweg hatte er sich mit sehr solidem Spiel den für das Finale führenden Stack erwirtschaftet und bestritt auch das gesamte Finale hindurch ein ungefährdetes Spiel mit sehr hohem Chipstand. In den letzten Händen jedoch schrumpften seine Chips auf 156.000. Andreas Rüßel (derzeit 180.000) raiste in Middle Position mit Karo-Ass und Karo-Bube auf 60.000. Linder, hinter Rüßel sitzend, ging nach kurzem Überlegen All in. Rüßel überlegte lange, callte schließlich und musste erschrocken feststellen, dass er mit Ad Jd krass unterlegen war, denn Linder zeigte Kreuz-Ass und Kreuz-Dame. Der Flop ließ Rüßel endgültig die Hoffnung verlieren: Kreuz-König, Kreuz-10 und Karo-4. Doch der heilige Pokerus meinte es gut mit Rüßel und ganz übel mit Linder. Turn: Karo-8, River: Karo-König. Rüßel gewann die Hand mit Runner-Runner-Flush und Linder war auf Platz 8 ausgeschieden. Eine wochenlange, kontinuierliche Arbeit mit einem äußerst solide gespielten Finale mit einem Schlag dahin. Die herbe Enttäuschung war Linder ins Gesicht geschrieben und wird sicher noch sehr lange an ihm nagen.

An den Chips, die Rüßel soeben gewonnen hatte, sollte er jedoch nicht lange Freude haben. Während Linder vor dem Club noch grübelte, raiste Rüßel wieder aus Middle Position nach einem Call aus Early Position auf 60.000 und wurde lediglich von Pierre Poßberg auf dem Button gecallt. Der early Limper foldete, ebenso die Blinds.
Flop: 2-4-6
Rüßel setzte 100.000, Poßberg reagierte mit All in (253.000). Wieder musste Rüßel längere Zeit nachdenken, callte schließlich und zeigte 8-8. Poßberg drehte Q-Q um, und die beiden Ladies hielten auch bis zum River.
Poßberg sah sich einige Hände später in einer ähnlichen Situation, jedoch mit veränderten Vorzeichen. Er raiste UTG+1 mit zwei Neunen auf 90.000 und wurde von dem hinter ihm sitzenden Theis All in gereraist (247.000). Poßberg callt und sieht sich zwei Zehnern gegenüber, eine davon in Pik. Der Flop schien beide Spieler zu berücksichtigen: Drei Pik-Karten für Theis, aber eine Neun darunter für Poßberg. Turn und River brachten jedoch keine Veränderung und das Set Neuner von Poßberg nahm Theis als Siebten vom Tisch. Die restlichen Spieler waren nun “im Money” (Für die Plätze 4 bis 6 gab es Pokerzubehör im Gesamtwert von 400,- Euro).

Mehrere Orbits später nahm Poßberg, inzwischen deutlicher Chipleader, gleich zwei Gegner vom Tisch:
Blinds: 10000/20000. Alle Spieler folden bis zum Button (Marc Pauly, 170.000), der vom Button aus mit Pik-Ass und Pik-8 All in puschte. Tolga Özdemir (mit 36.000 im Small Blind) callte aus Verzweiflung mit 4-2, ebenso wie Poßberg im Big Blind mit Kreuz-Ass und Kreuz-Bube.
Pauly (D): A 8
Özdemir (SB): 4 2
Poßberg (BB): A J
Flop: 10 4 2
Turn und River brachten Özdemir nicht das nötige Full House und Poßberg gewann mit dem gefloppten Nut-Flush. Özdemir schied somit als Sechster aus, Pauly als Fünfter.
Wer schied nun in der Bubble aus? Noch vier Spieler im Turnier, drei sollten nach Dublin fliegen. Es sollte Rüßel sein, der den undankbaren 4. Platz belegte, nachdem er mit 9-9 All in ging und von Poßberg mit A-10 gecallt wurde. Ein Ass kam im Board und Rüßel war draußen.
Die Sache schien nun eindeutig, wenn man sich die Chipstände ansah:
Poßberg: 1.600.000 Chips
Gregor: 120.000 Chips
Schwellinger: 130.000 Chips
Poßberg, auf dem Button, foldet, und es kam zur Battle of the Blinds. Gregor pushte All in mit 3-3 und wird sofort von Schwellinger im Big Blind gecallt, der ausgerechnet jetzt mit A-A aufwachte. Die Asse halten und Gregor schied als Dritter aus. Heads up zwischen Pierre Poßberg (1.600.000) und Thorsten Schwellinger (250.000).
Die Blinds lagen inzwischen bei 15000/30000. Eine Hand später, Poßberg wieder auf dem Button, raist dieser mit A-3 und 1.6 Millionen Chips All in. Schwellinger, der offensichtlich kaum noch Hoffnung verspürte, callt mit 6-7
Poßberg: A-3
Schwellinger: 6-7
Flop: 3-3-7
Turn: 5

Und das “Unmögliche” passiert: River: 4. Schwellinger zimmerte sich eine Straße zusammen und verdoppelt auf 500.000.
Zwei Spiele später: Poßberg slow-callt auf dem Button mit AJ. Schwellinger im Big Blind checkt.
Der Flop: 2-4-J
Schwellinger setzt 120.000, Poßberg raist auf 240.000, Schwellinger reraist All in, Poßberg callt. Schwellinger zeigt J-2, two Pair. Diese halten bis zum Schluss und plötzlich ist Schwellinger Chipleader mit 1,0 Millionen zu 0,8 Millionen.
Die direkte Anschlusshand, Schwellinger im Button mit A-10, callt. Poßberg mit A-4 raist aus dem Big Blind auf 120.000, Schwellinger reagiert sofort mit All in und Poßberg callt. A-10 gegen A-4. Mit einem Board K-J-6-5-J hätte es fast noch einen Split-Pot gegeben, aber nur fast.
Thorsten Schwellinger startete das Heads up mit 200K Chips gegen 1.600K Chips und gewann dennoch das erste, über insgesamt sechs Wochen dauernde, Bankroll Tournament im Rhinepoker Card Club. Er und seine beiden Mitstreiter, Poßberg und Gregor, fliegen nun im Oktober mit Team Rhinepoker nach Dublin, um dort an zwei Turnieren im Fitzwilliam Card Club teilzunehmen.
Derzeit läuft bis zum 12.08.07 (Finale) das neue Akropolis Bankroll Tournament im Hildener Card Club, bei dem es für die Teilnehmer insgesamt fünf Tickets für die Akropolis Poker Challenge im September in Tschechien zu gewinnen gibt. Einmal in der Woche veranstaltet Rhinepoker zu diesem Zweck für alle registrierten Bankroll-Spieler ein Multitable Turnier nach exaktem Vorbild des tschechischen Zielturniers.
Alle weiteren Infos über den Card Club gibt es unter www.rhinepoker-cardclub.de
Text: Thomas Dellenbusch
www.rhinepoker.de
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 27.06.2007.