Mein Lieblingslied von Marcel Luske. Treffend das Leben und das Pokerleben beschrieben. Und zutreffend auf die gerade zu Ende gegangene PokerOlymp Open. Marcel Luske war leider nicht in Hamburg, dafür viele andere bekannte Gesichter aus der großen Pokerfamilie. Und diese hat sich erkennbar auf das Familientreffen gefreut und sich zelebriert. Es war wirklich nicht nur ein Spiel, es war ein Familientreffen der besonders netten Art. Ohne allzu viel böse Schwiegermütter.
Ein leichter Hauch von EPT wehte durch Schenefeld; ein Casino, das sowieso durch seine heimelige, mich an mein Wohnzimmer erinnernde Wohlfühlatmosphäre besticht. Obgleich ich daheim den hübscheren Teppich habe.
Am ersten Turnier habe ich ja selbst teilgenommen, aber das soll hier kein Thema sein. Ich bin rein pokertechnisch betrachtet im Prinzip so etwas wie der nachfolgend genannte Berliner Fußballverein. Da überzeugt auch meine Ausrede „ich war schon nach drei Händen kartenscheintot“ nicht wirklich.Auch wenn es im Prinzip nichts langweiligeres gibt als Fußballspiele von Hertha BSC und anderen Menschen beim Pokern zuzuschauen, so habe ich doch mein Railbirddasein genossen.
Es ist kein alltägliches Vergnügen und auch faszinierend, Topspielern wie Katja Thater, Marc Gork, Moritz Kranich, Markus Lehmann und Dragan Galic beim Spielen zuzuschauen. Vor allem letztgenannter hat ein mir imponierendes Behavior am Pokertisch an den Tag und die halbe Nacht gelegt. Psychokrieg vom allerbesten. Er wechselt Stimmungen, augenscheinliches Desinteresse, Aufmerksamkeit und Sprüche im Minutentakt. Der Dominator nicht nur bei unserem Mau Mau Heads-Up. Als Dragan beim Main Event als 12ter ausgeschieden ist, war auf einmal Stille im gesamten Casino. Fast schon eine sakrale Stimmung. Nach einiger Zeit hat dann der Hamburger Jung Jan Peter Jachtmann diesen Part übernommen; nicht zuletzt dafür wurde er dann auch verdienter Zweiter.
Mit Marc Gork habe ich mich vor lauter Wiedersehensfreude sogar geküsst. Gedanken über eine beginnende Altershomosexualität unterdrücke ich; zumal Marc nicht mein Typ wäre. Zu wenig Kohle und viel zu jung. Aber in der Schulterpartie und den Oberarmen sehr kräftig gebaut. Ich weiß das, ich habe ihn massiert. Kurze Zeit später flog er raus. Ich stelle keinerlei Zusammenhang her.
More than just a game ist auch das perfekte Motto für Katja Thater. Auch wenn ich mich wiederhole; dieses mache ich garantiert auch noch häufiger, ich bekenne mich hiermit ausdrücklich in aller Öffentlichkeit zu meiner Verehrung für unsere Weltmeisterin. Sie ist charmant. Gutaussehend. Zigarilloraucherin. Locker. Lustig. Gutaussehend. Oder hatte ich das schon erwähnt ?Gespräche abseits des Pokerns sind mit ihr möglich und ergiebig; keine Bad Beats Storys und keine „ich langweilige dich jetzt zwei Stunden zu Tode mit meinen letzten 86 Handhistorien“ werden erzählt. Und sie lächelt ihre besonders im letzten Jahr unglaublichen Bad Beats einfach weg. Mit Humor und Sarkasmus. Eine Stimmungskanone. Herrlich entspannt.
An dem Tisch, an dem sie sitzt, ist definitiv und immer die beste Stimmung. Sie unterhält den ganzen Laden. Sie teilt sogar ihre Musik und ihre Kopfhörer mit anderen. Im übrigen 70er-Jahre Funk Music; meine Jugend…Ein weiterer Vertreter dieser Spezie“ Pokerspieler-die-ich-besonders-mag“ ist Jules Ayoub. Easy, lustig, unverbissen und dazu noch ein Meister der Karten. Jules hat dann auch später in der Nacht die alkoholisierten Cash Games eingeführt. Ab einer gewissen Potgröße mussten die beteiligten Spieler Alkohol zu sich nehmen. Man munkelt von angewärmten Jägermeistern. More than just a game.
Erstaunlich wenig (meinen ausdrücklichen Dank dafür) Sonnenbrillen wurden auf den Gesichtern gesichtet. Über Gorkens verspiegelte Pseudo Ray Ban wie aus einem billigen Porno der späten 80iger reden wir hier nicht. Auch meine Jugend. Obwohl – er kann´s tragen.
Zwischendurch gebe ich der in der Tat bezaubernden Frau von Highroller Markus Lehmann Sightseeing Tipps für Hamburg. Hafengeburtstag meets St. Pauli Aufstiegsfeier. Oder einfach nur Abhängen im Hotel. Oder shoppen. Ich weiß ja nun auch nicht so genau, was Frauen wollen.
Derweil sitzt PokerOlympCrew-Mitglied Thomas an den Daddelautomaten (hoch im Plus) und schließt Bekanntschaft mit einer gefühlten 85-jährigen. Die beiden sind so in ihr Gespräch vertieft, dass ich mich leise von dannen schleiche.
Und auch sonst waren alle Emotionen vertreten. Ungläubiges Kopfschütteln über unglaublich schlechte Calls, eher nur verschämt vorgetragenen Rechtfertigungen für ebendiese Action bis hin zu fast schon wüsten Bemerkungen über die Qualität einiger Akteure. Aber alles im Rahmen. In einem friedlichen Familienrahmen.
Noch ein anderes Fazit kann und werde ich aus persönlicher Sicht einbringen. Quasi ein Motto; mein persönliches Lebensmotto, welches ich an den vier Tagen gepflegt habe: Wein, Weib und kein Gesang. Danke Schenefeld für einen durchaus gehaltvollen Montepulciano. Leicht nussig im Abgang. Und ausdrücklichen Dank an die reizende Bedienung, die mir die Gläser immer besonders voll gemacht hat.
Ja, es waren gelungene Tage. Für die meisten der Beteiligten. Von den Bubble Boys abgesehen.Vor allem aber für mich Fisch. Stäbchen.
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 11.05.2010.