Ich bin ja lernfähig. Und habe mich dank der Vereinigung bekennender Mau Mau-Enthusiasten und vieler organisierten Freunde der gleichgeschlechtlichen romantischen wie auch körperlichen Liebe davon überzeugen lassen, dass ich nicht nur ein böser Junge bin, sondern auch mit meiner auf einem Pokerbuch getroffenen Aussage ziemlich daneben lag. Das kann im jugendlichen Alter schon mal passieren.
Nichtsdestotrotz beweise ich Größe, beweise ich Haltung und entschuldige mich hiermit bei allen, die sich angesprochen gefühlt haben. Es lag mir fern, eine bestimmte, oben schon in Ansätzen definierte Personengruppe zu diffamieren.
Aus zahlreichen Fanbriefen (und vereinzelten Protestnoten) weiß ich es heute besser. Mau Mau ist nichts für Tunten – es ist in der Tat zu schwer. Und viel zu aufregend.
Und ich muss mich auch für die von mir mit grober Fahrlässigkeit vorgenommene Einschränkung, für die Alleinstellung auf diese vorhin schon oben in Ansätzen beschriebene Personengruppe entschuldigen. Ich habe dabei nicht berücksichtigt, dass Mau Mau nicht nur etwas für Tunten ist, sondern natürlich, selbstredend auch für Lauwarmduscher, Frauenfußballversteher, Opel-Corsa-tiefergelegt-Fahrer, Kakteenzüchter und für andere Helden der Arbeit und des Alltags.
Ja, mea culpa. Aber sowas von culpa. Und von mea.
Mau Mau ist für alle da. Ehrlich. Gibt es eigentlich eine Organisation europäischer Züchter von kleinwüchsigen Kakteen, mit denen ich bald eventuell eine kleine Meinungsverschiedenheit auszufechten habe ? Im Prinzip geschähe mir dieses auch recht, ich sollte vielleicht einfach mal die Schnauze halten.
Aber jetzt mal die knackige Wahrheit, auch wenn sie wie so oft nicht angenehm ist – wie wir Wahlhanseaten sagen: Butter bei die Fische. Echte Kerle spielen doch kein Mau Mau. Echte Kerle, beiderlei Geschlechts, liebe Grüße übrigens an Hella von Sinnen, spielen Poker. Oder vermöbeln englische Fußballfans. Oder haben die Hand am Sack. Oder beide Hände. Und Tabu spielen wir echten Kerle schon gar nicht.
Nur Poker ist was für echte Kerle, für Helden, für uns Hengste. Für uns Überzeugungstäter mit extrem erhöhten Testosteronwert. Und schlechtem PH-Wert.
Übrigens, im Juli spiel ich bei der WSOM mit. Nicht in Vegas, nicht im Rio´s. Die findet in Wanne-Eickel statt. Im Darkroom. Ehrlich, so heißt die Veranstaltungshalle dort.
Ich freu mich drauf, hab auch schon das kleine Schwarze rausgelegt. Und da werde ich mir mein erstes Bracelet holen, rosa Samt mit lila Puschel.Und Sport 1, formerly known as DSF, wird natürlich berichten. Ich freu mich schon auf den Kommentar der ersten Hand: Ach Gottchen, ne Acht, einmal aussetzen. Darüber können wir Pokerspieler doch nur müde lächeln. Beim Pokern setzt man fast immer aus, bis man im falschen Moment den Monsterbluff startet. Dann setzt man dann wirklich aus. Und kann nicht mehr eingreifen. Bei Mau Mau hingegen empfiehlt es sich ja dringend, von hinten anzugreifen. Jeden doppelten Sinn in dieser Aussage weise ich entschieden von mir. Jeden anderen Sinn im übrigen auch.
Wir Pokerenthusiasten haben ja in der Vergangenheit lernen müssen, dass nur Mau Mau das einzig „wahre Strategiespiel“ ist, welches sogar ein zielgerichtetes Ausspielen benötigt. Also so ganz anders als Holdem oder Texas oder wie die anderen Varianten unseres Lieblingssports heißen, welches ja nur eine dem „Glück und dem Zufall überlassene Kartenverteilung“ ist. Außerdem mit einem schlechten, fast schon“ zweifelhaften Nimbus“ behaftet.
Ja, manche Leute kennen tolle Fremdwörter. Mau Mau-Spieler machen bestimmt auch ganz viel und ganz toll Kreuzworträtsel. Oder Sudoku. Sudoku no limit. All-in mit der 5, die fehlt in der Reihe noch.Reraise mit der Sieben, du musst zwei ziehen. Auch das ein elementarer Unterschied zum Pokern, wir bekommen zwei Karten. Mindestens. Meistens die falschen, aber das ist eine andere Geschichte.
In diesem sportlichen Sinne muss ich mich jetzt verabschieden; ich geh jetzt erst mal den Opel waschen. Dann macht Mutti mir ein lecker fettfreies, cholesterinreduziertes Käsehäppchen. Und nen warmen Kakao. Dann spielen wir ne Runde.
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 13.05.2010.