Die Anreise nach Las Vegas kann, sofern es nach mir geht, eigentlich nie schnell genug gehen. Am liebsten würde ich mich direkt an die Tische beamen, anstatt zwischen 15 und 20 Stunden in diversen Flugzeugen und Wartehallen zu verbringen. Doch dieses Mal hatten die Pokergötter eine ganz besondere Geduldsprobe für mich vorgesehen.
Zunächst war schon der Flug von Berlin nach New York schlappe vier Stunden verspätet, was ja gar nicht so schlimm gewesen wäre, wenn man mir das auf meiner – zu diesem Zweck hinterlegte – Handynummer mitgeteilt hätte, statt mich am Flughafen damit zu überraschen. Immerhin konnte ich so noch ein paar Stunden mehr mit meiner Freundin verbringen.
Kurz vor dem neuen Abflugtermin begab ich mich nun also zum Sicherheitscheck, nur damit sich, kurz bevor ich dran gewesen wäre, die gesamte Crew an mir vorbei drängeln durfte. Nachdem 20 Minuten später die gefühlten 50 Personen fertig waren, wurde dann auch ich endlich gründlich durchleuchtet, abgetastet und für ausreichend ungefährlich befunden. Die Warterei auf’s Boarden war danach immerhin umso kürzer.
Der Flug nach New York verlief anschließend ohne Probleme und da ich das Filmprogramm bereits kannte (Es liefen “Dear John” und “The Blind Side”.) nutzte ich die Zeit um “No-Limit Texas Hold’em – A Complete Course” von Angel Largay von Cover bis Cover durchzulesen. In New York gelandet durften wir dann zunächst 20 Minuten auf der Rollbahn stehen, bis unser Gate frei wurde (Woher hätten die auch wissen sollen, dass wir gerade jetzt ankommen?) und anschließend nochmal eine weitere halbe Stunde auf unser Gepäck warten, welches man bei der Einreise in die USA ja immer selbst durch den Zoll schleifen muss.
Immerhin habe ich an der Gepäckausgabe zwei Dealer aus Berlin bzw. Potsdam getroffen, die mit dem selben Flug unterwegs waren. Beide sind in Vegas, um das Eröffnungsevent für Casinoangestellte am Freitag zu spielen. Gemeinsam gingen wir dann noch bei Wendy’s was essen und beschlossen gleich mal, um die Rechnung zu “Highcarden”. Obwohl ich nur die 5 zog, war das Essen für mich danach umsonst.
Den Flug nach Las Vegas habe ich komplett verschlafen, war aber rechtzeitig wach, um mitzubekommen, wie wir auch in Vegas noch einmal etwa 15 Minuten auf unseren Platz am Gate warten durften.
Danach ging dafür alles mehr als schnell und nur eine Stunde nach unserer Ankunft hatte ich mein Gepäck abgeholt, meinen Mietwagen in Empfang genommen und im Monte Carlo eingecheckt. Einen kurzen Spaziergang durch das benachbarte und beeindruckende City Center später hieß es für mich dann erstmal: Gute Nacht!
Am Dienstag bin ich gerade rechtzeitig aufgewacht, um im neuen Aria Pokerroom das tägliche 13 Uhr-Turnier zu spielen. Mit 8.000 Startstack, 30 Minuten Blinds und vegasüblichen Blindlevels versprach das Turnier einiges. Leider war die Teilnehmerzahl für mich mit 46 Spielern etwas enttäuschend. Ich hatte auf über 100 gehofft, was im Aria aber nur am Wochenende erreicht wird, wie man mir sagte.
Dafür waren unter den 46 Teilnehmern ausreichend schlechte Spieler, die vor dem Flop zu loose, nach dem Flop zu tight und insgesamt viel zu passiv spielten. So konnte ich in den ersten drei Levels quasi ohne Showdown meinen Stack auf 17.000 ausbauen. Zu diesem Zeitpunkt wurde dann ein anderer Tisch aufgelöst und es kamen ein paar aggressivere Spieler an den Tisch, was mir erschwerte, den Tisch derart zu dominieren.
In Level 4 kam es dann zu einer Hand, in der ich mit A J vor dem Flop raise und auf Flop und Turn ordentliche Bets bringe. Mein Gegner check-callt beide Bets und allein von seiner Körpersprache bin ich überzeugt, dass er auf einem Draw ist. Nachdem der River keinen Draw vervollständigt und mein Gegner wieder checkt, beschließe ich, dass mein Ass-Hoch gut ist und er mit einer schlechteren Hand eh keine Bet mehr callt. Ich checke also auch, nur um festzustellen, dass er auf dem River Bottom Pair getroffen hat. Sehr ärgerlich.
Ich beende Level 4 mit etwa 15.000 Chips. Zu diesem Zeitpunkt sind bereits die Hälfte der Spieler draußen. Der Average ist damit bei 16.000 und die Blinds steigen in Level 5 von 100/200/25 auf 200/400/25.
Die nächsten beiden Level halte ich meinen Stack konstant um den Average, bis ich in einer Blindbattle mit Kx Jx gegen Kx Qx auf einem K-High Board ausscheide.
Um 19 Uhr gab es dann noch einmal ein solches Turnier, an dem aber nur 18 Spieler teilnahmen. Zu keinem Zeitpunkt konnte ich dabei wirkliches Momentum aufbauen und schied schließlich aus, als ich vor dem Flop shortstacked mit A 10 in A Q rannte. Immerhin habe ich nun schon mal einen Final Table erreicht.
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 26.05.2010.