Die Full Tilt Poker Million Euro Challenge war eine gute Gelegenheit, die Mitglieder des Teams und die Pros zu treffen. Stefan Hachmeister hat Martin Kläser zum Interview-Termin gebeten und stellt Euch den Full Tilt Pro ein wenig näher vor.

Martin und Stefan
beim Interview
PokerOlymp: Martin, nach deinem großen Erfolg bei der WSOP 2008 vergleichen deinen Werdegang viele mit dem von Chris Moneymaker. Dein Sieg bei der Full Tilt Poker Million Euro Challenge hat dich deutschlandweit mit einem Schlag bekannt gemacht. Aber wie bist Du eigentlich zum Pokern gekommen?
Martin Kläser: Vielleicht ist das Kartenspielen in unserer Familie genetisch bedingt. Meine Eltern spielen sehr viele Kartenspiele, meine kleine Schwester konnte zum Beispiel schon mit 10 Jahren Doppelkopf spielen und da wir vier Kinder waren, gab es auch immer Spielpartner. Dadurch hat sich auch mein logisches Denken sicherlich gut ausgeprägt. Während des Studiums habe ich dann als Dealer gearbeitet, um mir etwas Geld dazu zu verdienen und bei der Gelegenheit habe ich dann auch den psychologischen Aspekt vom Pokern kennen gelernt. Nach der Arbeit hat man mit den Kollegen noch etwas gezockt und schon damals konnte ich mit Poker etwas Geld verdienen. Ja und dann kam eben die Full Tilt Million Euro Challenge und alles Weitere ist ja bekannt.
PokerOlymp: Das heißt also, dass du in einem deutschen Casino schon gearbeitet hast?
Martin Kläser: Nein, ich hab bei Sachpreisturnier Veranstaltungen gearbeitet.
PokerOlymp: Wie sieht der Alltag im Leben eines Poker Pros aus?
Martin Kläser: Ich bin ein „every day normal guy“, ich stehe auf, frühstücke und kümmere mich dann um die Dinge, die anstehen.

PokerOlymp: Ein Teamkollege von dir hat sich nach seinem Bracelet Gewinn erst mal einen englischen Sportwagen gegönnt. Hast du dir vielleicht auch irgendeinen Traum erfüllt?
Martin Kläser: Eigentlich nichts Außergewöhnliches. Ich bin auf der Suche nach einer schönen Wohnung, in der es dann sicherlich einige schöne Elektroniksachen geben wird. Viel Geld lege ich aber auch für schlechte Zeiten an. Und auf teure Rolex Uhren und Sportwagen lege ich nicht soviel Wert. Freunde von mir sagen zwar, ich bräuchte doch eine coole Uhr. Aber mal ehrlich, die Uhrzeit kann ich doch auch auf meinem Handy ablesen, wozu soll ich dann noch extra eine Uhr tragen?
PokerOlymp: Dein größter Erfolg bisher war sicherlich der Bracelet Gewinn bei der WSOP 2008 in Las Vegas. Der Finale Table war sehr stark besetzt, unter anderem mit Erik Seidel. Ab wann hattest du das Gefühl, dass es mit dem Sieg klappen könnte?
Martin Kläser: Das kann ich ganz genau sagen. Als wir auf vier Spieler runter waren und Erik Seidel ausgeschieden war. Zu dem Zeitpunkt kam in mir dieses Siegesgefühl hoch und ich glaubte schon daran, dass ich das Bracelet gewinnen würde. Das Heads Up gegen Casey Kastle war dann eigentlich nicht mehr so schwer wie der Weg dorthin.
PokerOlymp: Ich habe da übrigens das Gerücht gehört, dass du dir kurz vor dem Turnier noch eine Lehrstunde zu Omaha High Low hast geben lassen?
Martin Kläser: Na ja, nicht gerade eine Lehrstunde, es war vielmehr so, dass wir am Abend vor dem Event in unserer Villa HORSE gespielt haben. Ich hatte zugesehen und als beim Omaha High Low 2, 7, 9 lag, sagte ich zu meinem Kumpel „Spiel doch, du hast den Nut Low.“ Dass ich mich verguckt hatte und 2, 7, 8 gesehen hatte, nützte mir als Rechtfertigung auch nichts. Die andern konnten sich nicht mehr einkriegen vor Lachen. Naja, zwei Tage später hatte ich das Bracelet – ausgerechnet im Omaha High-Low.
PokerOlymp: Warum gerade dieser Event und nicht No Limit Hold´em?
Martin Kläser: Ich spiele schon seit einiger Zeit Omaha High Low und bei Sit and Gos im Internet habe ich halt gemerkt, dass mir das liegt. Der Event war mit $1.500 für WSOP Maßstab noch erschwinglich und so hab ich eben ein Buy-in riskiert. Und gute Odds dafür erhalten.
PokerOlymp: Was bevorzugst du Online oder Live Game?
Martin Kläser: Ich spiele zwar sehr viel bei FullTiltPoker.net, aber ich mag eigentlich das Live Game viel lieber. Die Kommunikation mit den anderen Spielern ist mir schon sehr wichtig, man kann da auch schon mal jemanden in den Pot rein- oder rausreden. Der Vorteil schlechten Spielern gegenüber ist natürlich auch größer, da diese im Live-Spiel sehr viele Informationen von sich preisgeben. Außerdem kann man mit den Spielern am Tisch im Casino einfach mehr Spaß haben, als über ein Chatfenster.
PokerOlymp: Welche Variante bevorzugst du und bei welcher denkst du, dass du am stärksten bist?
Martin Kläser: Auf jeden Fall Omaha High Low derzeit, da ich mich mit bei anderen Varianten erst noch einarbeite. Omaha mach mir halt mehr Spaß als Hold`em.

Rino Mathis
PokerOlymp: Welche Anstrengungen unternimmst du sonst, um dein Spiel zu verbessern?
Martin Kläser: Viel spielen und auch bei anderen zuschauen. Ich lese jetzt nicht unbedingt Bücher, aber ich schaue gerne in Online Blogs anderer Spieler, um zu sehen, wie diese gewisse Hände gespielt haben. Seit einiger Zeit spiele ich nun eben überwiegend Omaha, beschäftige mich aber auch mit den anderen Varianten und versuche, mich da rein zu arbeiten.
PokerOlymp: Wenn man in den Medien was über Pokerspieler liest, hört man immer wieder, dass alle Golf spielen. Schwingst du auch den Schläger oder hast du andere Hobbies?
Martin Kläser: Golf spiele ich sehr gerne. Das habe ich aber auch schon getan, bevor ich Poker gespielt habe. Es würde mir aber auch Spaß machen, mit anderen Pokerspielern golfen zu gehen.
PokerOlymp: Gibt es pokertechnisch irgendein Vorbild für dich?
Martin Kläser: Phil Ivey und Patrik Antonius sind derzeit vielleicht die Besten, doch ich würde sie nicht als Vorbild bezeichnen. Dich denke, dass ich lieber meinen eigenen Style finden sollte und keinen anderen kopieren will.
PokerOlymp: Wie sehen deine Pläne für die nähere Zukunft aus?
Martin Kläser: Ich werde jetzt erstmal nach Malta fliegen und da eine kleine Turnierserie spielen und dann werde ich mal sehen, was noch so kommt.
PokerOlymp: Martin, wir danken dir für das Interview und wünschen dir weiterhin viel Erfolg.
Stefan „Duke“ Hachmeister
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 18.09.2008.