Es ist fast zehn Jahre her, seit ich das letzte Mal in Las Vegas oder bei der WSOP war. Dieses Jahr war es anders. Twoplustwo hatte zum ersten Mal einen Stand bei der WSOP. Meinem Empfinden nach hatten wir den größten und besten Stand, der dazu von Top-Profis bemannt war. Jeder, der auf dem Weg zu einem Turnier war, kam bei uns vorbei, und viele stoppten, um hallo zu sagen.
Mein guter Freund Dan Harrington war da, um seine Bücher zu signieren. Er wurde umschwirrt wie ein Popstar. Alle und jeder hielten an, redeten ihm ein Ohr ab und bekamen ein Autogramm. Gut für Dan. Dan, Mason und ich gingen hin und wieder gemeinsam essen und stellten beim Fabulieren über die alten Zeiten fest, dass wir immer noch die gleichen wie früher sind. Auch David war oft am Stand und zog die Leute an wie ein Pferd die Fliegen.
Die angenehme Überraschung waren die neuen Gesichter im heutigen Pokerbusiness. Nach den Gesprächen mit ihnen und den Online-Spielern erkenne ich, wie sich Poker von den Menschen her zum Besseren gewandelt hat. Die Casinos sind etwas zu gierig und werden dem Spiel mit ihrem exzessiven Rake schaden. Hoffentlich werden sich die Spieler sorgfältig umsehen und die beste Leistung für ihr Geld verlangen.
Dynasty (Anm. Martin: Bryan Clark, der Editor des 2+2-Magazins) schmierte ich Honig ums Maul, damit er bei meinen Artikeln nicht zu kritisch ist. Wir sprachen über die Enten, die er auf dem Strip füttert, und anderes. Er war die ganze Zeit am Stand und wir verstanden uns gut. Er ist ohne Frage sehr kompetent und ein netter Kerl.
Sehr gut klappte auch die Zusammenkunft mehrerer 2+2er im Golden Nugget Casino. Mehrere hundert Leute trafen sich am Buffet und scherzten miteinander. Dann ging es in den Pokerraum, wo die neuen Spieler den älteren das Geld beim Cashgame aus der Tasche zogen. Ich möchte allen für die gute Zeit danken und freue mich auf nächstes Jahr.
Wenn ich nicht beim Stand war, spielte ich die meiste Zeit No Limit im Bellagio. Die Partien meiner Wahl hatten Blinds von $10-$20 und manchmal $25-$50. Die meisten Spieler hatten von $3.000 bis zu $30.000 vor sich liegen.
Die bemerkenswerteste Änderung im Spiel in diesen Limits war, dass die Leute looser geworden sind und mehr Angriffe auf den Pot starteten, wenn sie nicht getroffen hatten. Eine kleine Modifikation im Spiel und schon ging es hoch her. Außerdem hatte ich den Eindruck, zu viele Spieler setzten in ungünstigen Situationen all ihr Geld. Das liegt am Spiel online. Dort muss man schneller Entscheidungen treffen und verpasst Gelegenheiten, Hände voll und ganz zu durchdenken und von der Extrazeit zum Nachdenken zu profitieren. Mit der Zeit werden diese Schwächen verschwinden und die neuen Livespieler werden sehr, sehr stark. Die talentiertesten unter ihnen waren in vielen Aspekten des Spiels außerordentlich gut und werden in Zukunft furchteinflößende Gegner sein. Sie werden natürlich aufsteigen und die Partien ein, zwei Stufen unter dem höchsten Limit zurücklassen. Diese Partien, ein, zwei Stufen unter dem höchsten Limit, halte ich für die profitabelsten im Casino.
Gerettet wurde ich durch das gute Essen an der Snack-Bar im Bellagio nahe dem Pokerraum. Zu allerdings fast raubritterlichen Preisen konnte man ein gutes Sandwich oder ähnliches erwerben. Das dortige Buffet war eine kleine Enttäuschung. Mehr als dreißig Dollar für ein nicht außergewöhnliches Buffet mit Selbstbedienung ließen mich kein zweites Mal hingehen. Anderen schien es zu gefallen, vielleicht bin ich also nur zu geizig oder anspruchsvoll.
Das spektakulärste für mich war die immense Größe der kürzlich gebauten neuen Casinos. Bei so vielen Orten zum Spielen ist es schwer vorstellbar, dass Las Vegas in diesem Tempo wachsen und so viele große Casinos überleben können. Auch der Verkehr war unangenehm, da ich mich noch an die Zeit erinnern kann, in der die Stadt relativ klein war und man ohne Stau überallhin fahren konnte. Mir gefällt es im Golden Nugget. Die Zimmer sind gut und sehr ruhig, es ist nicht weit vom Freeway entfernt und man kommt leicht zu jedem Casino. Außerdem braucht man bei ihrem Valet-Parking-System nur ein oder zwei Minuten, bis man im Auto sitzt.
Ich plane jetzt, regelmäßig nach Vegas zu kommen, seitdem es genügend Nichtraucherbereiche gibt und ich atmen kann, während ich pokere. Insgesamt ist es noch der gleiche Ort mit den gleichen alten Menschen.
Der Schlüssel, um in Vegas Geld zu machen, besteht darin, nur in frischem Zustand zu spielen. Müde zu spielen, wird einen schnell pleite gehen lassen. Ein anderer Schlüssel dazu besteht darin, mit den vielen Neulingen zu pokern, deren Spiel noch nicht gereift ist. Die meisten davon findet man bei No Limit. Ein wenig Arbeit ihrerseits und es sollte nicht allzu schwierig sein, ihren Gegner als klaren Außenseiter all-in zu sehen. Den größten Fehler, den Sie begehen können, ist es, große Bets passiver Spieler zu callen. Das zahlt sich nicht aus.
Ich hoffe, euch in der Pokerwelt zu treffen. Viel Glück.
Ray Zee
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 20.08.2008.