Von Thomas Scheld, der im Vorjahr bei der EPT Berlin und der DPM in Warnemünde ins Preisgeld kam, erreicht uns ein Bericht über den bekannten Merit Poker Club im Merit Crystal Cove Hotel auf Zypern, der bedenklich stimmt und den wir unseren Lesern nicht vorenthalten wollen.
Hier sein Text:
Mehr als fünfmal war ich bereits im Merit Texas Hold’em Club auf Zypern und eigentlich immer zufrieden, aber mein letzter Besuch sollte einige unangenehme Überraschungen bereit halten. Für insgesamt vier Personen hatte ich vom 7. bis 10. März gebucht, mit möglicher Verlängerungsoption bis 14. März, wie mir auch bestätigt wurde.
Voller Vorfreude waren wir auf Zypern angekommen, allerdings sollte diese Freude nicht lange anhalten, da wir feststellen mussten, dass es mehrere Baustellen im Merit gab. Diese wurden Tag und Nacht, und auch sonntags mit Presslufthammer, Bagger und Co. bearbeitet. Ohne jegliche Chance ausschlafen zu können, war ich schon recht bald ziemlich angefressen. Dass dieser Umstand letztlich der harmloseste war, hätte ich jedoch nicht gedacht.
Beim Cashgame stellte ich recht bald fest, dass neben einer russischen Nuts-Spieler- Gruppe, die aus ca. 30 bis 40 Leuten bestand, auch eine große Gruppe rumänischer Spieler anwesend war. Auffallend war, dass die Rumänen immer mit mindestens fünf Leuten an einem Cashgame-Tisch spielten. Alles wahrscheinlich nur gute Freunde, die nicht gegeneinander spielen, dachte ich anfangs. Allerdings war auffallend, dass selbst die Nuts bis zum River immer gecheckt wurden, wenn die rumänischen Spieler unter sich in der Hand waren, um angeblich die Pötte nicht unnötig in die Höhe zu treiben. Dies könne man schon verstehen bei 3 Prozent Rake ohne Cap, hieß es.
Als ich jedoch bei jedem Raise entweder fünf rumänische Calls oder fünf rumänische Folds bekam, konnte ich mich des Eindrucks nicht erwehren, dass ich es eher mit einer gut organisierten Bande zu tun habe. Während des Spiels unterhielten sie sich in ihrer Landessprache, ohne dass jemand vom Personal etwas sagte. Bei meiner mehrfachen Bitte, dies zu unterbinden, wurde ich nur ausgelacht. Als ich keine Lust mehr hatte, unterhielt ich mich mit einigen sehr guten lokalen Spielern, die ich aus der Vergangenheit kannte. Sie saßen ohne zu spielen an einem Tisch und hatten ebenfalls keine Lust mehr, da sie an solchen Tischen ohnehin keine Chance hätten.
Einer von ihnen meinte lachend, die Rumänen hätten aber auch was Gutes, sie hätten tolle Frauen dabei, die sogar käuflich zu erwerben wären. Anfangs wollte ich dies nicht so recht glauben, da der Pokerchef Herr Pelitci sich regelmäßig mit den Damen und den dazugehörigen Männern wie alte Freunde unterhielt. Allerdings fiel mir dann bei näherer Beobachtung auf, dass die Damen alle 1 bis 2 Stunden Ihre Runden drehten und immer wieder schauten, wer das meiste Geld vor sich hat. Hier wurde dann regelmäßig das Gespräch gesucht.
Scheinbar reichen den Pokerchefs im Merit die Einnahmen von 3 Prozent ohne Cap an den Cashtables nicht, sondern es wird mit vollem Bewusstsein Prostitution angeboten. Ich wollte es zwar nicht wahr haben, aber die Damen genießen offensichtlich einen deutlich höheren Stellenwert als ein Stammgast, der immer mit mehreren Leuten kommt.
Trotz des Ärgers beim Cashgame wollte ich mir die Laune nicht verderben lassen und mich auf die interessanten Turniere konzentrieren. Ich war fünfstellig vorne und einer meiner Kollegen hatte beim Satellite ein Main-Event-Ticket im Wert von 5.000 Dollar gewonnen, das nicht verkauft werden konnte. Also wollten wir die Option ziehen und um drei Nächte mit Ohropax verlängern. Man meinte, es seien keine Zimmer mehr frei, aber wenn wir alle vier das Main Event spielten, könnten wir bleiben.
Als ich protestierte und darauf hinwies, dass ich abreisen und nie wieder kommen würde, versuchten sie mich zu besänftigen, ich solle mich doch nicht so aufregen, man würde mir sogar meine bisherigen Hotelkosten erstatten. Dies war zwar eine positive Überraschung, aber auch gleichzeitig wieder eine mehr als bedenkliche Sache. Denn man wollte mir zwar meine Kosten für mein Zimmer erstatten. Aber eine nette Dame erklärte, sie hätten leider keine Euro, sondern nur Türkische Lira (und das in einem angeblichen 5 Sterne Casino Hotel, wo stündlich 100.000 Euro und mehr über die Theke gehen). Ich akzeptierte diese kleine Abzocke zwangsläufig, da ich keine Lust mehr auf Diskussionen hatte.
Auf jeden Fall werde ich mich nie wieder im Merit abzocken lassen. Die ehemals guten Partien gehören hier wohl der Vergangenheit an. Die türkischen und libanesischen Spieler werden von guten russischen und sehr gut organisierten rumänischen Spielern ausgenommen, der Pokerchef guckt zu und bringt nebenbei den netten Damen Chinese Poker bei. Dies ist offensichtlich interessanter für ihn, als seine Stammspieler zu schützen.
Als ich nach meiner Abreise dem Pokerchef Mike Pelitci ausrichten ließ, dass ich über die Umstände berichten werde, hat er mir durch einen Bekannten mitteilen lassen, ich sei jetzt auf der Black List aller Merit Casinos und wenn ich nach Zypern käme, würde er mich polizeilich abführen lassen. Ich wünsche ihm auf seinem Weg viel Erfolg, hoffentlich ohne all zu viel europäische Beteiligung.
Ich habe lange darüber nachgedacht, ob ich einen solchen Bericht veröffentlichen kann. Aber selbst auf die Gefahr hin, dass Boris nie wieder mit mir spricht, muss ich es tun. Ich sehe mich vielmehr dazu verpflichtet, denn ich bin einer von denen, der sehr vielen Spielern das Merit in Zypern empfohlen hat, als es noch wirklich interessant war.
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 26.03.2011.