Normalerweise tut es weh, wenn ich viel Geld verliere. Es spielt eine Rolle. Diesmal spielte die Rolle, dass es das nicht tat.
Die Partie war auf den ersten Blick lebhaft, mit vielen soften, aber irreführenden Preflop-Aktionen und trickreicher Vorsicht auf dem Turn. Ich poste selten hinter dem Button, aber diesmal tat ich es. Als ich an der Reihe war, hatten drei Spieler für $20 gelimpt. Ich hatte noch keine Chips, was bedeutete, mein annoncierter Blind lag noch nicht als visuelle Erinnerung vor mir, dass ich gepostet hatte. Ich fand 8x 3x oder 8x 4x oder was auch immer und foldete. Niemand raiste. Uuuh, ich hatte einen kostenlosen Flop ausgelassen, was ich aber erst realisierte, als der Typ neben mir demonstrierte, dass er einer von denen ist, die sicherstellen, alle, die etwas falsch gemacht haben, wissen davon. Wenn die Schuldigen es bereuen, umso besser.
Er wies auf die leere Stelle auf dem Tisch vor mir, auf der meine Chips nicht waren, und zwitscherte: „Du hattest gepostet! Und niemand raiste! Weshalb foldetest du???“
Ich denke, Mensch, ich habe mich gerade hingesetzt und bin in erster Linie damit beschäftigt zu entscheiden, ob ich Rot- oder Weißwein zum Frühstück möchte, und hier liegt mir schon dieser nervige Typ in den Ohren, und ich weiß aus der Vergangenheit, wenn ich ihn in seinem Tun ermutige, wird er wie Ted Striker im Film „Airplane“ sein, in der Szene, in der sich die Leute selbst umbringen, um seinen langatmigen Geschichten zu entkommen. Aber hey, das ist ok. Heute fühle ich mich außerordentlich ausgeglichen.
Ich schaue nicht einmal auf den Tisch, als der Flop Qx 3x 3x kommt und mir mein Nachbar zunickt und in Richtung Flop guckt, als ob er fragen will, ob ich eine Drei gefoldet habe.
Ich lehne mich etwas zurück und sage mit möglichst überzeugender Stimme und so, dass nur er mich hören kann: „So ein Mist, ich hätte getroffen, ich hatte Qx Jx .“
Er schaut mich skeptisch an und ich spüre, wie sich sein Gehirn windet. Wenn ich die Wahrheit sage, dann hätte ich Qx Jx im Cutoff nach mehreren Limpern gefoldet. Wenn ich lüge, dann war ich ein außerordentlich verschlagener Lügner, insbesondere für jemanden, der gerade ein so tragisches Problem mit seinem Erinnerungsvermögen offenbarte. Und das Gesamtpaket an Lügen oder Wahrheiten, was auch immer es war, unterstrich, es kümmerte mich nicht im geringsten, eine Session begonnen zu haben, indem ich $20 für einen Flop zahlte und dann nebenbei preflop foldete, was genau das ist, das ich hier rüberbringen will.
Er redete nicht mehr mit mir. Was als nächstes kam, war ein Wirbelwind an Händen, die sich anfühlten, als hätte jemand ein Drehbuch dafür geschrieben. Ich bekomme Ax Kx und raise. Der Cutoff und der Button callen, beide Blinds folden. Der Flop kommt Txx. Ich checkfolde und bekomme nur noch mit, dass Ax Tx den Pot einstreicht. In der nächsten Hand halte ich Ax Ax und der Flop kommt Axx in einer Farbe. Jemand bettet, ich raise, ein anderer reraist und wir sind Heads-up, nachdem ich den Reraise calle. Ich check-calle auf Turn und River und verliere gegen die gefloppten Nuts.
Ich schwöre, an dieser Stelle fühlte ich mich gut. Sehr stark. Meine Fühler waren ausgefahren und funktionierten und ich reagierte gut und es fühlte sich an, als läge ich mindestens $40 in theoretischem Geld vorne. Aber besser als das war, hier war ich, wurde gequält, bevor ich meinen Kaffee umgerührt hatte, und fühlte keinen Schmerz. Und ich wurde stärker durch das Bewusstsein, immer noch stark zu sein. Und ich denke, der Grund, weshalb ich darüber schreibe, besteht darin, dieses Glücksgefühl zu teilen. Ich war auf einem Gipfel und nach dem Abstieg möchte ich von der tollen Aussicht erzählen.
Die nächsten paar Hände foldete ich preflop, aber es waren nicht irgendwelche Hände. Es waren genau die Hände, über die man sich ärgert, diejenigen, die nicht schlecht sind, außer und insbesondere dann, wenn ich große Pots verloren habe. Das ist der Zeitpunkt, an dem man das innere Feuer zähmen muss, bevor man die Kontrolle darüber verliert, und an dem man die Gegner, die sich über so etwas Gedanken machen, wissen lassen muss, dass ich für immer und ewig, zumindest für den Moment, nicht zu bluffen bin.
Hintereinander bekam ich in mittlerer Position diese drei Hände: 2x 2x , Ax Tx und Kx Jx und ich foldete alle. Das war keine spastische Zuckung meiner Disziplin oder etwas ähnliches. An dieser Stelle habe ich Glück, in bestimmter Weise gepolt zu sein. Nachdem ich ein paar große Pots verloren habe, möchte ich keine Hände spielen. Das heißt nicht, ich möchte aufstehen und vom Tisch weggehen. Keineswegs. Ich sehe, dass andere Leute es tun und weiß, sie sind erschüttert. Ich möchte sitzen bleiben, die Ruhe bewahren und es offensichtlich machen, dass ich ausgeglichen bin. Nennt es Stolz. Deshalb folde ich nach dem Verlust großer Pots viel, und das ist wahrscheinlich der Grund, weshalb es mir finanziell nicht schlechter geht.
Und das ist, was ich tat. Ich foldete viel. Zuerst war ich im Big Blind, den niemand geraist hatte. Ich floppe Bottom Two Pair, habe auf dem Turn ein Full House und verliere. In der nächsten Hand, im Small Blind, folden ein paar Spieler und der Rest limpt. Als ich an der Reihe bin, habe ich meine Karten noch nicht betrachtet. Selbst bei so vielen Limpern, gerade nach so vielen Limpern, bin ich so bereit, meine Hand zu folden. Ich habe 6x 6x und muss callen, nicht wahr? Also calle ich, der Big Blind raist, wir alle callen, der Flop bringt nur hohe Karten, aber, nanananana, ihr sadistischen Pokergötter, es hat gar nicht wehgetan.
Dann spiele ich die beste Hand meines Lebens. Der halbe Tisch limpt zu mir am Button, und ich folde.
Ich folde, folde, folde bis zu meinem Big Blind, Qx Jx , niemand raist, und ich bin gezwungen, den zweifarbigen Flop Tx 9x 8x zu sehen. Die Flush-Zehn auf dem River trifft zwei Spieler, was mir einen graziösen Checkfold erlaubt.
Jetzt war ich so glücklich, ich hätte platzen können. Wenn ich nur dieses Gefühl in Flaschen abfüllen könnte! Diese Stärke! Diese Entschlossenheit! Nicht flushstraighted zu sein, sparte mir in jeder Hand haufenweise Geld. Nicht Bets pro Stunde, sondern eher Stacks pro Minute.
15 Minuten später hatte ich noch keinen weiteren Flop gesehen und der nächste Dealer kam – Time Collection. Einige Spieler hörten auf. Zeit, die Lage zu peilen. Es ist ein Tisch für neun Spieler und ich saß in Platz Neun. Zu meiner Linken, in Platz Eins, saß einer der Gründe, weshalb Platz Drei, Vier und Fünf noch da waren. Neben ihm, in Platz Zwei, saß der andere. In Platz Drei, Vier und Fünf sind ein paar meiner redseligsten Kollegen. Dahinter, in Platz Sechs bis Acht sind angewärmte Kissen. D. h., die einzige Möglichkeit für mich, eine bessere Position auf die Chip-Verteiler zu bekommen, bestünde darin, in Platz Sieben zu wechseln und zu hoffen, dass noch ein paar Spieler auftauchen, um, äh, fünf Uhr morgens. Außerdem liege ich weit hinten und würde irgendwann doch schlechte Laune bekommen, wenn ich nicht bald ein paar Pots gewinne. Oh, ich denke, ich fühle es. Ach, was soll’s, ich bin draußen.
Tommy Angelo
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 18.03.2008.