PokerStars Pro John Paul Kelly schaffte dieses Jahr eine großartige Platzierung im Main-Event. Lesen Sie hier seine Eindrücke von dem Turnier und einige Tipps.
Tag Eins
Drei Tage vor dem ersten Tag des Main-Events fing ich mit der Vorbereitung an indem ich keinen Alkohol mehr trank und versuchte, gut zu essen. Als ich an meinen ersten Tisch kam, kannte ich keinen Spieler, was gut war. Zwar habe ich es sehr langsam angehen lassen, doch konnte ich den ersten Tag mit über 80k Chips beenden. Das war deutlich über dem Durchschnitt und ein Start, den jeder gerne nehmen würde, da das Turnier mit 30k Chips begonnen wurde. Der Schlüssel zum Erfolg im Main-Event ist, dass man vorsichtig spielt aber auch schon von Anfang an seine Spots sucht. Ich denke, am Anfang ist es richtig, sehr tight zu spielen, denn es gibt eine Menge schlechter Spieler, die einem Chips schenken, wenn man nur geduldig darauf wartet. Erst wenn das Turnier fortschreitet wird es Zeit, offener zu werden und Poker auf einem höheren Level zu spielen.
Tag Zwei
Letztes Jahr wurde ich 111’ter. Nach einem so guten Start war es mein Wille, diesmal noch weiter zu kommen. Die Erfahrung aus dem letzten Jahr, sowie von meinem Cash im Jahr 2008 (270ter) sollten mir dabei helfen. So ging ich in den zweiten Tag und erkannte wieder keine einzige Person an meinem Tisch. Nachdem ich zweimal hintereinander Asse hatte und nach ein paar gut platzierten Bluffs war ich auf dem Weg zu einem ausgezeichneten, großen Stack. Doch dann verlor ich einen riesigen Flip mit Damen gegen Ass-König gegen einen loosen Spieler und verlor so zehn Minuten vor Ende des zweiten Tages einen großen Teil meiner Chips. Ich habe innerlich gebrodelt und hatte das Gefühl, all meine harte Arbeit sei umsonst gewesen. Solche Showdowns verlor ich schon während der gesamten WSOP. Ich hatte allerdings immernoch knapp 100k Chips und glücklicherweise ein wenig Zeit runterzukommen und zu realisieren, dass solche Hände passieren und man nicht um jedem verloren Pot oder Bad Beat wie ein Kind weinen muss. Dies ist etwas, an dem viele Spieler scheitern, denn sie vergessen, dass das Main-Event ein 9-Tages-Turnier ist und es fast belanglos ist, was an den ersten Tagen passiert. Der Schlüssel zum Erfolg ist, dass man immer weiter Chips ansammelt, so dass man Bad Beats überstehen kann und dass man am Ende eines jeden Tages Chips für den nächsten Tag hat.
Tag Drei
Mein Ziel war es, jedes Level mit 100 Big Blinds zu beenden. Tag Drei fing mit 800/1.600 Blinds an und ich hatte 100k Chips. Ich hatte mit meinem Tisch abermals Glück, denn wieder erkannte ich keinen. Doch die Spieler schienen jünger und fokussierter zu sein als an anderen Tischen. In den ersten beiden Levels spielte ich mein bestes Poker des ganzen Turniers und konnte meinen Stack auf 300k Chips ausbauen, fast ohne einen einzigen Showdown zu sehen. Ich spielte sehr viele Hände obwohl direkt zu meiner Rechten ein sehr looser Spieler saß. Ich konnte ihm viele Chips abnehmen, auch wenn er mir einige Probleme bereitete. Doch gemessen an der Struktur des Turniers spielte er viel zu loose und Pots gegen ihn in Position zu spielen war einfach nur ein Traum. Er war eher ein Preflop-Spieler, so sah ich viele Flops mit mittelstarken Händen und ließ ihn Fehler machen.
Einen anderen Spieler am Tisch sollte ich später im Turnier wieder sehen: Brian Yoon. Er spielte sehr gut. Später kam PokerStars Pro Sebastian Ruthenberg an meinen Tisch und hatte deutlich mehr Chips als ich, wobei ich zu diesem Zeitpunkt etwa doppelten Durchschnitts-Stack hatte. Ich entschloss mich, mich ein wenig zurückzulehnen, denn ich wusste, dass der Tisch in Kürze aufgelöst würde und Ruthenberg ist ein sehr guter Spieler. Ein keiner Tipp am Rande: In einem langen Turnier wie dem Main-Event ist man niemals in Eile. Wenn man meint, es wäre an der Zeit, sich zurückzunehmen und keine Hand zu spielen, sollte man es tun. Wenn man einen großen Stack hat, kann man es sich leisten, geduldig zu sein und für eine Zeit keinen Pot zu spielen, wenn man keine Karten oder keine günstige Ausgangssituation hat. Dies gilt erst recht, wenn einem ein starker Gegner im Weg ist, der einem das Leben schwer macht, wenn man das Board nicht trifft. Ich will gegen die schlechten Spieler spielen und sie Fehler machen lassen.
So löste sich der Tisch nach einiger Zeit auf und mein neuer Tisch war großartig. Ich erkannte nur einen Spieler, John, gegen den ich im Sommer ein paar PLO-Sessions spielte. Ich genoss einen guten Lauf und hatte gegen den Fisch am Tisch Buben auf einem 7x 4x 3x Board. Er schenkte mir seinen Stack mit Ax 4x und ich beendete den Tag mit 492k Chips. Wie schon gesagt, spielte ich den Tag großartig und mein einziger Fehler war es, mit einem geflopten Set Dreien an meinem neuen Tisch etwas zu ungeschickt zu agieren.
In Kürze geht es weiter mit Tag Vier. Den Blog im Original gibt es auf PokerStarsBlog.com
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 04.08.2011.