Langstreckenflüge können anstrengend sein. Ursachen dafür gibt es viele – die meisten davon hängen jedoch unmittelbar mit dem Sitznachbarn zusammen. In meinem Fall hatte ich das zweifelhafte Vergnügen, meinen 10-Stunden Flug nach Atlanta neben einem circa 1 Jahr alten Jüngling zu verbringen. Böse Vorahnungen sollten sich bestätigen … die Bordmusik war leider nicht ausreichend.

Nachdem die Mutter auf die glorreiche Idee kam, ihn auf den Boden zum Schlafen zu legen, schien das Schlimmste überstanden. Scheinbar. Die Flugbegleiterin fand das leider gar nicht gut, mit dem Resultat, dass der Kleine wieder auf dem Sitz landete, dort versuchte zu schlafen und mich für den Rest des Fluges auch noch mit Tritten malträtierte!
Als Ergebnis dieses schönen Erlebnisses bin ich am nächsten Tag in den nächsten Bose Store gelaufen und habe mir eines dieser wunderbaren, leider sündhaft teuren Quiet Comfort Sets mit ‚active noise reduction‘ gekauft. Ich hoffe, dass ich auf dem Rückflug wieder neben einem schreienden Kind sitze. Dem werde ich es zeigen!
Weitere Preziosen aus meiner Zeit in diversen Fliegern hier:
Nugget 1: Auf US-Inlandsflügen bietet die Delta kein Essen an; Fluggäste werden jedoch aktiv dazu aufgefordert, sich dieses selber mitzubringen. Resultat: Eine einzigartige Geruchs-Melange aus Burger, Frittenfett, Pizza sowie anderem Junk-Food, die in Wolken durch das Flugzeug wabert. Lecker!
Nugget 2: Der typische Texas/Florida-Amerikaner kommt in kurzen Shorts und Badeschlappen in den Flieger, dreht dann als erstes vor dem Abflug die Klimadüse auf, merkt langsam, dass es kalt wird, und bestellt sich letztlich eine Decke, um sich einzumümmeln. Ohne Worte.
Nugget 3: „Ladies and Gentlemen, our ‚Electronic Device Indicator‘ just told us that 20 mobile phones, computers or headsets are still running. Please make sure to turn them off immediately.” Wunderwerke der modernen Technik. „Ladies and Gentlemen, our „Electronic Device Indicator“ just told us … 18 …15“. Die Menge stöhnt. Ich warte darauf, dass die große, 120 Kilo schwere Stewardess auf mich zukommt, ihren runden Zeigefinger ausstreckt: „YOU“!!
Nugget 4: Hier gibt es W-Lan für 12.95 USD mit bestem Empfang. Klasse!
So, genug geflogen! Ich bin inzwischen gut gelaunt und sonnengebräunt in Vegas angekommen. Die Temperaturen nachts sind angenehm, tagsüber jedoch brüllende 40 Grad und mehr. Ich nehme mir vor, morgen einen Lippenstift zu kaufen. Gerüchten zufolge hat der typische Tourist hier nach ein paar Tagen tiefe Krater auf Ober- und/oder Unterlippe.
Ich möchte mich an dieser Stelle ausdrücklich für das positive Feedback bedanken, das mein erster Artikel erhalten hat. Insbesondere herzlichen Dank für alle Tipps und guten Wünsche. Wenn Ihr schon einmal in Vegas gewesen seid und mir noch weitere gute Ideen geben könnt, was man in der pokerfreien Zeit außer Blog schreiben noch machen kann, wäre das klasse!
Sich bei der WSOP anzumelden ist einfach. Dachte ich. Naiv wie ich manchmal bin, ging ich im Rio zu einem Schalter, der mit „Pre-registration“ beschildert war, hatte ich doch schon vor Wochen ein Formular im Internet ausgefüllt. Von dort wurde ich umgehend zum Cashier geschickt, der mich nett darauf hinwies, dass ich erst eine Players Card beziehen müsse, bevor ich mich endgültig anmelden könne. Wiederum eine Station weiter am Schalter wurde mir dann mitgeteilt, dass sie keinen deutschen Personalausweis akzeptieren würden, nur den International Passport. Der war natürlich im Hotel. Ächz! Wieder ins Taxi, zum Hotel und zurück. Endlich wieder beim Cashier angekommen, wurde ich gefragt wie ich bezahlen wolle? Naiv: „Kreditkarte“. Ging aber nicht, es werden nur Cash oder Chips akzeptiert. Natürlich hatte ich genau 100$ zu wenig im Geldbeutel. Also zurück zum Bankautomaten. Wenigstens habe ich dort Geld bekommen.
Poker habe ich zum Schluss auch noch gespielt. Trotz totaler Übernächtigung, langem Flug und Zeitverschiebung habe ich mich an den Tisch geschleppt. Nach einer Woche ohne eine einzige Hand war der Sucht-Faktor einfach zu hoch. Außerdem muss man sich ja schon einmal an die Zeiten gewöhnen. Ich habe mich mit letzter Geisteskraft immerhin weise dazu entschlossen, mit 1/3$ das billigste NLHE Limit zu spielen.
Viel passiert ist allerdings nicht. Ich hatte zwar einen guten Tisch erwischt – außer 1-2 passablen Locals war kein einziger guter Spieler zu sehen – und gleich einen Stack gewonnen, diesen jedoch mehr als eingebüßt, als ich mit Königen gegen Damen und einem pre-flop All-in die Herz Dame auf dem River über mich ergehen lassen musste. Interessante Hände waren ansonsten nicht dabei, ich hoffe, ich kann Euch morgen ein bisschen mehr berichten. Am Schluss hat es immerhin für die Taxifahrten gereicht!
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 24.06.2011.