Die WSOP sind schon in vollem Gange, die ersten Bracelets und ein erster Batzen der 180 Millionen Dollar Preisgeld verteilt. Runner-runner Suck-outs, irres Geschreie, lautes Gestöhne und verzweifeltes Kopfschütteln – nüchterne Analysen wechseln sich ab mit emotionalen Shoves, stillen Calls sowie dem typischen Sadismus des Chipleaders am Tisch. Haifischbecken oder Aquarium voller Fische – wie überlebt man hier am besten? Ich freue mich, bald dazu zu stoßen und alle diese Momente genießen oder erleiden zu dürfen. In einem täglichen Blog möchte ich Euch davon berichten.
Vielleicht ein paar persönliche Worte der Vorstellung vorab. Begonnen habe ich mit Poker während meines Studiums vor gut 7 oder 8 Jahren. Fanden meine ersten sporadische Gehversuche mit Texas Holdem Sit `n Gos (wobei vom Aufbau einer Bankroll keine Rede seine kann – ich habe mindestens genauso viel „verdonkt“ wie gewonnen) statt, bin ich nach mehrjährigem erfolgreichem Turnierspiel aus Zeitmangel inzwischen zum Cash Game übergegangen. Nach einer finanziell und psychisch harten Übergangsphase, ist das Cash Game Spiel doch so fundamental anders, spiele ich inzwischen täglich mit einer Erfolgsquote von 3 bis 5 BB/100 Hände Rush Poker auf Full Tilt. Rush Poker finde ich aufgrund der rasanten Action sehr spannend – auch tummeln sich hier sehr wenige Fische, da diese bei dem Modus sehr schnell pleitegehen. Rush ist also nicht zwangsläufig die profitabelste Art Cash Game zu spielen, jedoch meines Erachtens die herausforderndste. Gelegentlich spiele ich auch Omaha, Omaha hilo, Razz oder HORSE Turniere – mit wechselndem Erfolg.
Die Idee des Vegas-Blogs besteht darin, Euch ein wenig von dem Flair dort zu berichten, vielleicht ein paar interessante Hände zu diskutieren sowie sonstige interessante oder kuriose, aber hoffentlich amüsante Ereignisse zu schildern, die mir dort begegnen werden. Da dies meine ersten Schreibversuche auf PokerOlymp sind, möchte ich Euch ermuntern, via Kommentarfunktion Wünsche zu äußern, ggf. zu mosern und mir mitzuteilen, wie Ihr meine Artikel findet.
Wie wird mein Programm in Vegas aussehen? Ich bin seit dem 15. Juni in den Vereinigten Staaten und werde nach einem Familienurlaub in Texas sowie Florida am 23. Juni nach Vegas fliegen. Dort plane ich, zwei größere Turniere zu spielen: das WSOP-Event # 44 – Seven Card Razz mit einem Buy-in von 2.500$ sowie eines der Deep-Stack Extravaganza Texas Holdem NL Turniere im Venetian mit einen Buy-in von 1.500 $. Dazwischen will ich mich im Cash Game mit Blinds von 2$/5$ versuchen. Und natürlich: die Stadt kennen lernen, die Atmosphäre genießen und eine paar geile Momente erleben!
Erste Planungen und Vorbereitungen. War der Flug mit der Delta noch relativ schnell gebucht haben mich als Vegas-Novizen einige andere Fragen mehr beschäftigt: Wo unterkommen? Wo Cash-Game spielen? Wie gestalte ich das Bargeldmanagement? Erste Tipps lieferte die sehr gute Vegas-Serie von Matthias Manhertz aus dem Vorjahr. Auch konnte er mir in einigen E-Mails weitere Fragen beantworten.
Aufgrund des Feiertages am 23. Juni („Happy Kadaver“) gestaltete sich die Hotelsuche am Schwierigsten. Obwohl aufgrund meiner Turnier- sowie CG-Buy-ins natürlich finanziell ein Witz, bin ich nicht bereit, für ein vernünftiges Hotel über 200$ pro Nacht auszugeben. Also habe ich mich entschlossen, zwischendurch umzuziehen und habe die ersten vier Nächte im Holiday Inn (4 Sterne, aber abseits vom Strip) über HRS für 150 Euro gebucht; hinterher ziehe ich ins Mirage, das auf dem Strip gegenüber vom Venetian sehr günstig liegt. Hierfür habe ich sehr gute Promo-Angebote gesehen (http://www.fatwallet.com/forums/travel-discussion/1036400/?start=120), jedoch vergessen dass neben Steuern (amerikanische Preise sind immer netto ausgewiesen) auch noch die „Resort-Fee“ fällig wird. Das macht insgesamt immerhin einen Unterschied von 25% – shit happens!
Bargeldmanagement war eine andere Sache. Da ich nicht vorhabe, mit Tonnen von Bargeld in Vegas rumzulaufen, rief ich meinen Bankberater an, um mein Limit auf der Kreditkarte zu erhöhen. War logisch, aber vielleicht naiv. Herzlich und symphytisch nett wurde ich ausgelacht: „Da haben Sie keine Chance … die Bank hat hier ein Limit von 1k € in der Woche – egal wieviel Sie verdienen. Mist. Also: Bank wechseln. Ich habe mich entschlossen, ein bisschen mehr Bargeld mitzunehmen und den Rest mit Traveler Checks abzudecken. Damit sollte ich flüssig sein, und trotzdem bei Diebstahl versichert.
Inzwischen bin ich bereit und brenne förmlich darauf, endlich in Vegas anzukommen und in die laute, glamouröse, düstere und spannende Pokerwelt einzutauchen!
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 22.06.2011.