Wie kriege ich in dieser Kolumne nur die Kurve? Wie stelle ich es bloß an, dass es nicht zu platt und sexistisch wird? Soll ich direkt aufgeben und einfach die Liste mit den Bildern der geilsten Online-Babes präsentieren, die die Online-Seite askmen.com jüngst veröffentlicht hat?
Vielleicht sollte ich einfach ein bisschen über Frauen und Poker pseudo-philosophieren. Ein verzweifelter Versuch, die sexy Bilder in dieser Kolumne zu legitimieren. Über Frauen und Poker habe ich in letzter Zeit ungefähr 1000 Artikel gelesen.
Ich fang mal an: Frauen bringen einfach eine ganz neue Perspektive in das bisher von Männern dominierte Spiel. Ihre weibliche Intuition ist gerade der Faktor, der … nein, es hat einfach keinen Sinn. Ich kann es nicht mehr hören, nicht mehr drüber schreiben.
Jennifer “Unabombshell” TillyDieser ganze Gender-Müll kotzt mich an. Von wegen mit Handtäschchen und Flirtfaktor oder wahlweise mit Testosteron und Männlichkeitsgehabe – würg. Sowas nennt man in meinen Augen einfach schlechten Journalismus. Obwohl, ich hab – glaub ich – auch schon mal was drüber geschrieben. Ich sollte mich hier mal nicht zu weit aus dem Fenster lehnen.
Seien wir doch mal ehrlich. Am Pokertisch ist es völlig egal, ob Man oder Frau spielt. Ich habe am Tisch grottenschlechte- und saugute Frauen erlebt. Genau wie Männer. Wen juckt es da schon, ob Mann oder Frau pokert. Ob Sandra Naujoks gut aussieht oder nicht, einen Cowboyhut aufhat oder nicht. Ist doch total Latte. Wichtig ist doch nur, wie sie spielt. Jennifer Harman weigert sich beharrlich, in Women’s-Only-Events zu spielen, weil sie das Konzept lächerlich findet. Finde ich konsequent.
Szene aus einem Strip-Poker-GameKlar glotzen notgeile Typen auf die Brüste von Frauen. Genau wie liebesbedürftige Frauen auf „Hengste“ vom Schlage eines Gus Hansen oder Phil Gordon schielen: „Hach, ist der aber süß und gleichzeitig auch so schön aggressiv.“ Gus war übrigens in der Liste der „50 Sexiest Men“ des People Magazin. Whatever.
In der Beziehung ist Poker für mich wie das Pod-Race bei Star Wars Episode I. Egal welcher Freak im Pod-Racer sitzt, Hauptsache er gewinnt und kann sich dann einen neuen Boost für sein Raumschiff kaufen. Seine Pokerkarriere vorantreiben.
Todd BrunsonDas ist doch das Schöne am Poker. Die von meinem Kollegen Voodoo vielzitierte „bunte Welt“. Hier stundenlang zu diskutieren, ob ein Spieler männlich, weiblich, schwul oder lesbisch ist, macht keinen Sinn. Oder sexy oder so eklig, dass selbst ein Schuss ins Gesicht noch eine Verbesserung wäre. Oder so dick, dass er ne eigene Postleitzahl braucht. Oder so doof wie 10 Meter Feldweg. Völlig egal, so lang er oder sie einen profitablen Stil spielt.
Poker ist ein Spiel für Menschen, die sich gegenseitig mit allen Mitteln Chips abknöpfen. Die Faszination sind die Mittel. Der menschliche Geist ist das, worum es geht und nicht wo der Geist drin steckt. Am Pokertisch könnte auch das lebende Gehirn von Professor Simon aus Captain Future sitzen. Von mir aus auch mit Silikonbrüsten. Naja, die größten Brüste im Poker haben eh Phil Hellmuth und Todd Brunson. Todd war, glaub ich, auch mal mit Jennifer Harman verheiratet.
Spielt aber auch keine Rolle.
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 19.10.2008.