2010 gab es im Poker viel Licht aber leider auch viel Schatten. Zur dunklen Seite gehörten mit Sicherheit die Vorfälle um den Spieler Ali Tekintamgac, der mit seinen Freunden höchstwahrscheinlich bei fast allen renommierten europäischen Turnieren betrogen hat.
Der Skandal begann im November mit einer Meldung auf der Seite der Partouche Poker Tour. Ali T. wurde vom Final Table ausgeschlossen. Damit wurde ein Stein ins Rollen gebracht, der in den folgenden Wochen das ganze Ausmaß der mutmaßlichen Betrügereien der Bande ans Licht brachte.
Ali Tekintamgac gewann bereits im Mai 2010 die WPT Barcelona und 278.000 Euro Preisgeld. Blogger der Seite PokerbOOm.eu waren zugegen und sollen Ali per Handzeichen die Holecards seiner Gegner mitgeteilt haben, so genannter ‘Bauernfunk’. Einfach aber effektiv, das Preisgeld wanderte in die Taschen der mutmaßlichen Betrüger. Hier das mittlerweile berühmte Video, in dem man nach Ansicht vieler Kenner die fraglichen Handzeichen erkennen kann:
Im gleichen Monat erreichte Ali Tekintamgac, von dem man in den Jahren zuvor im internationalen Turnierzirkus fast nichts gehört hatte, bei der IPT Venedig den 5. Platz und bekam 46.000 Euro. Auch hier hat er nach Ansicht vieler Kenner der Szene betrogen.
Im August 2010 machte Ali Tekintamgac bei der EPT Tallinn den 36. Platz und cashte 7.200 Euro. Nach Tag 1A war er sogar Chipleader, Blogger der Seite PokerbOOm.eu waren zugegen. Nach dem Starttag wird das Bloggerteam der Seite pokerbOOm.eu jedoch von der EPT Tallinn ausgeschlossen. Der Grund hierfür ist Betrugsverdacht, Thomas Kremser traf die Entscheidung und wurde hinterher dafür kritisiert, nicht auch den Spieler Ali T. des Turniers verwiesen zu haben. Nachdem das Team weg war, brach auch Alis Performance ein. Zufall?
Im September erreichte Ali T. den Final Table der Partouche Poker Tour auf Position 4 im Chipcount. Der Final Table sollte am 6. November ausgespielt werden. Blogger der Seite PokerbOOm.eu sind zugegen. Einen Tag vor Beginn des Finaltisches wurde Ali Tekintamgac aufgrund von Unregelmäßigkeiten und vermutetem Betrug disqualifiziert. Die fraglichen Videos wurden den französischen Behörden zwecks Einleitung eines Ermittlungsverfahren übergeben.
In einem Interview bestritt Ali T. die Vorwürfe aufs Äußerste und sieht sich als Mobbing-Opfer. Fast gleichzeitig konstatierte Leon Tsoukernik, Besitzer des Kings-Casinos in Rozvadov, dass Ali Tekintamgac wegen Unregelmäßigkeiten schon Ende 2009 gesperrt wurde. Zeugen haben ihn angeblich aber auch nach diesem Datum noch dort gesehen.
Nicht nur Ali T. hat mutmaßlich betrogen, auch Perica Bukara geriet ins Zentrum der Beschuldigungen. Perica Bukara erreichte im August den 6. Platz bei den Unibet Open in Prag und machte 25.800 Euro. Auch hier waren Blogger der Seite PokerbOOm.eu zugegen. Im gleichen Monat erreicht er den 14. Platz bei der EPT Tallinn für 14.000 Euro. Zu allem Überfluss gewann er auch noch das Full Tilt Highroller Event auf Zypern für satte 373.000 Dollar. Die Pokerevents GmbH stellt Dealer für diese Veranstaltung, Blogger der Seite PokerbOOm.eu waren zugegen.
Aber nicht nur die Personenkonstellation um Ali T. wurde beschuldigt. Im Zuge der Ermittlungen kam ans Licht, dass möglicherweise auch schon bei der MEC 2009 betrogen wurde. Dejan Dimov erreichte bei der MEC Salzburg das Finale der sechs besten Amateure. Am Ende erspielte er bei den Heads-Up Duellen im TV ein Preisgeld von 330.000 Euro. Die Pokerevents GmbH stellte Dealer für diese Veranstaltung.
Im August 2010 teilte der Dealer Ersin Burun der Öffentlichkeit mit, dass er Dejan Dimov unterstützt habe, das Finale der MEC Salzburg zu erreichen und ihm einen 30-fachen Startstack verschafft habe. Dejan hatte zudem seinen Shoot-Out-Tisch wahrscheinlich nicht gewonnen, Ersin hatte ihm aber einfach ein Bändchen besorgt und er konnte im wichtigen MTT, bei dem die Finalteilnehmer ausgespielt wurden, teilnehmen. Zudem wollte der “Kronzeuge” angeblich Geld um sein Wissen geheim zu halten. Auch von Erpressung war die Rede.
Ein riesiger Betrugssumpf, der da ans Licht kam und so mach ein Gegner von Ali T. und seinen Schergen wird sich schwarz geärgert haben. Der Skandal zog weite Kreise und vielen wurde erst jetzt bewusst, wie gutgläubig sie bisher waren. Als Konsequenz wurden die Sicherheitsmaßnahmen bei großen Turnieren massiv verschärft. Ob Ali T. und seine Schergen das gewonnene Geld jemals zurückzahlen müssen und vor einem Richter landen, ist unwahrscheinlich. Und das ist der eigentliche Skandal!
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 29.12.2010.