Während der PokerStars EPT Berlin hatten wir von PokerOlymp die einmalige Gelegenheit, mit Luca “Mister EPT Final Table” Pagano zu sprechen. Der sympathische Italiener ist derzeit an der Spitze des EPT-Leaderboards und in der Tat gibt es niemanden, der die EPT derart dominiert. Er hat insgesamt sechs Final Tables gemacht und war unglaubliche 13-mal im Geld. Die Turniergewinne des 32-Jährigen betragen über 1,25 Millionen.
In PokerOlymp-Interview spricht der italienische PokerStars-Spieler ganz offen über seine Erfolge und große Träume im Poker.
PokerOlymp: Wie bist du zum Poker gekommen?
Luca Pagano: Ich war 19 Jahre alt als ich zum ersten Mal in einem Casino war. Ich spielte Black Jack und mochte das “gamblen” eigentlich überhaupt nicht und verlor. Ich lief dann im Casino rum und entdeckte einen Pokertisch. Es war ein Skill-Game und ich verlor wieder aber trotzdem hatte ich Glück, denn am Tisch saßen ein paar gute Spieler, die mir wichtige Tipps gaben. Da hatte es mich gepackt.
PokerOlymp: Du kommst von der Börse und hast viel mit Computern gemacht. Wo siehst du Parallelen zum Poker?
Luca Pagano: Es gibt viele Gemeinsamkeiten. In beiden Bereichen, an der Börse und im Poker, muss man wissen, wie man das Risiko managed. Du musst auch wissen, wann du aufhörst und außerdem konnte ich gut mit Computern umgehen und fühlte mich dadurch beim Online-Poker automatisch vor dem Computer wohl und war sehr fokussiert.
PokerOlymp: Hast du Vorbilder im Poker?
Luca Pagano: Als ich mit dem Poker anfing gab es nur wenige Namen. Einer meiner Helden war Tom McEvoy. Er schrieb das erste gute Buch über Turnierpoker. Er brachte mir viel bei und war irgendwie mein Mentor. Als ich dann bei PokerStars anfing, traf ich ihn und es war großartig. Ich mag auch Joe Hachem als Person und er hat mich oft aufgebaut. Als es für mich schlecht lief und ich sehr deprimiert war, bauten mich Joe Hachem und Greg Raymer wieder auf. Wir gingen in London essen, Raymer genoß das Dinner und ich das Gespräch. Kurz danach machte ich drei Finaltische also scheint es etwas gebracht zu haben. Ich schulde den beiden etwas.
PokerOlymp: Gefällt dir Berlin und warum sind so viele Italiener hier?
Luca Pagano: Jetzt bin ich aus dem Turnier raus und werde mir Berlin angucken (lacht). Berlin ist in Italien sehr beliebt, es sind viele junge Leute da, das Nachtleben ist einmalig und so weiter. Ich glaube, Italiener und Deutsche haben zwar eine sehr unterschiedliche Kultur, passen aber dennoch sehr gut zusammen. Die Deutschen sind die ernsten, tighten Leute und wir sind die lustigen “Partypeople” (lacht).
Luca Pagano – Der beste EPT-SpielerPokerOlymp: Du hast schon mit deinem Vater am Final Table gesessen. Kannst du ein wenig über diese kafkaeske Situation berichten?
Luca Pagano: Es ist großartig mit seinem Vater zu spielen. Ich kann mich glücklich schätzen, dass ich meine Poker-Erfahrungen mit ihm teilen kann, das gibt es nicht so oft. Gerade wenn es schlecht lief war mein Vater immer für mich da. Ich bin sehr stolz auf ihn und er versteht meinen Weg. 2008 hatte er einen schlimmen Unfall und war lange im Krankenhaus, dann kam die EPT San Remo und wir hatten diese wunderbare Erfahrung und später in Monte Carlo hatten wir beide tolle Erfolge zu verzeichnen.
PokerOlymp: Du bist an der Spitze des PokerStars EPT-Leaderboardes. Wie machst du es? Wie legst du regelmäßig diese Deep-Runs hin?
Luca Pagano: Naja, hier in Berlin hat es ja nicht geklappt (lacht). Ich denke, das Geheimnis ist die Herangehensweise. Gerade die neu eingeführte EPT-Struktur mit 30k Startstack und den längeren Leveln gibt den Spielern die Gelegenheit, besseres Poker zu spielen. Ich mag “solid Poker”, das liegt momentan nicht gerade im Trend. Gerade die vielen “loose-players” unterstützen meinen Stil.
PokerOlymp: Wenn jemand, der gerade mit dem Poker begonnen hat, zu dir käme und dich fragt, worauf es beim Poker ankommt, was würdest du ihm in wenigen Sätzen sagen?
Luca Pagano: Es geht um Träume. Man muss einen Traum haben und das Spiel genießen. Es dauert oft Jahre und man braucht viel Geduld. Die technische Seite ist natürlich wichtig aber es ist wichtiger zu wissen, wie man sein Geld und seinen Geist managed. Es ist leicht, in der schillernden Pokerwelt die Orientierung zu verlieren und konfus zu werden. Nur die Stärksten überleben.
PokerOlymp: Vielen Dank für das Interview
Luca Pagano: Es war mir eine besondere Ehre.
Das Interview führte Jan Meinert, Fotos von Jan Meinert
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 15.03.2010.