Er ist der größte Rotweinkenner unter den Pokerspielern und einer der beliebtesten Kolumnisten auf PokerOlymp. Anlässlich des Erscheinens seines ersten Buches stellte sich Udo Gartenbach, die Pokerbrise aus dem hohen Norden, unseren Fragen und ließ dabei mächtig die Hosen runter. Doch lest selbst:
Udo, Du hast es ja in relativ kurzer Zeit geschafft, ein vielgelesener Kolumnist zu werden. Selbst die Bild Zeitung nennt dich einen Poker-Experten.Danke für die Blumen. Hab nur leider gerade keine Vase.
Du hast wirklich eine Fan-Gemeinde in der Pokerszene.Ich denke schon. Erstmal danke meinen Lesern dafür, dass ich irgendwie den richtigen Ton getroffen habe. Ich mach mich natürlich lustig. Aber ich sage nicht „Ihr Pokerspieler habt alle ne Macke,“ ich sage ja aus voller Überzeugung „Wir Pokerspieler sind irgendwie alle undicht“.
Und nun hast Du ein Buch geschrieben, das die Tage erschienen ist.Ja, „Mau Mau ist was für Tunten“ heißt es und enthält die Beschreibungen der, lass es mich soausdrücken, bescheuertesten Pokersprüche.
Gibt es davon so viele?In der Tat. Ich glaube, in jeder Sportart oder bei jeder Freizeitbeschäftigung gibt es lustig formulierte Fachtermini. Sicherlich haben auch Züchter von kleinwüchsigen Kakteen oder Fliegenfischer extrem lustige Ausdrücke für irgendwas in ihrem Bereich, auch wenn ich die ehrlich gesagt gar nicht wissen will. Aber, da Poker eine solche Breite erreicht hat und so viele Menschen, vor allem unterschiedlichste Menschen diesem Hobby frönen, gibt es hier entsprechend mehr. Und die meisten sind nicht mal beim ersten Mal hören komisch.
Aber du beschreibst sie komisch. Auf eine Art und Weise, die viele Menschen erreicht. Bist du ein Witzbold oder wie schafft man das?Zum einen habe ich meine rheinische Frohnatur behalten. Zum anderen hilft ein Fläschchen Rotwein, direkt morgens, um lustige Buchstaben aneinanderzusetzen. Oder so. Und man muss in der Tat ne kleine Macke haben. Man muss auch sonst dumm reden können.
Machst Du das denn?Ja. Anscheinend. Sagt jedenfalls meine Frau. Aber – lustig sein ist nicht so einfach. Man braucht extreme Intelligenz dafür. Oder zuviel Gehirnwindungen. Und man muss, glaube ich, schon eine gewisse Lebenserfahrung haben. Ich habe die, habe schon alles mitgemacht, von Porsche in die Pleite und zurück und wieder zurück. Mich kann nichts mehr schockieren, deshalb kann ich auch alles aus der Distanz betrachten. Und meine Distanz drückt sich wohl in Lustigkeit aus.
Kann man das lernen? Das scheint wohl angeboren zu sein. Oder antrainiert. Ich komme ursprünglich aus der Werbung, dem Marketing. Da macht man viel Unsinn, redet dummes Zeug und der Kunde ist glücklich. Und zahlt ein Heidengeld.
Was bist Du heute von Beruf?Hausmann. Gefangen im Körper eines Profipokerspielers.
Lass uns über dein Pokerspiel reden. Wie bezeichnest Du deinen Stil beim Pokern?Das kann ich gerade nicht sagen. Ich stell aktuell mein Spiel um. Von Donk auf schlecht.
Und was sind Deine Ziele?Weniger, aber besser spielen. Und ein Armband gewinnen. Natürlich das vom Main Event. Und ich rede von der WSOP in Vegas, nicht von einem 10 Euro Buy-In-Sachpreisturnier in Detmold. Und ich will unbedingt eine Strip Poker-Runde spielen. An einem Tisch mit Doyle Brunson und seinem Sohn,Jennifer Aniston, Kara Scott oder wie die Süsse heißt, und Reiner Calmund. Und auch dieses Turnier würde ich gerne gewinnen. Obwohl …
Und dann würde ich gerne einen Sponsorvertrag bekommen. Zum einen will ich natürlich all die geilen, großen Turniere auf diesem Planeten spielen. Ich würde aber auch von vornherein klar sagen, das ich einen Grossteil der Gewinne spenden würde. Beispielweise dem RTL Spendenmarathon, ich bewundere deren Arbeit und deren Einsatz.
Das zur Abwechslung jetzt meinst Du mal ernst, oder?Ja, ich kann problemlos zwischen lustig und ernst hinundherswitchen.
Das sieht verdächtig nach zwei Persönlichkeiten aus. In der Tat, ich glaube, im Prinzip sogar drei, die in meinem Körper sind. Und dabei habe ich nichtmal meine feminine Ader, meine weibliche Seite ausgespielt.
Welche Pokerspieler magst Du? Phil Ivey mag jeder. Negreanu auch. Ich schätze beispielsweise Eddy Scharf. Und ich mag wirklich, auch wenn alle irgendwie immer draufhauen, Katja Thater. Die am meisten unterschätzte Pokerspielerin. Alle lassen sich in irgendwelchen Foren über sie aus. Sie ist die einzige deutsche Weltmeisterin, hat viel fürs Pokern, auch medial, in Deutschland geschaffen. Und sie als Person ist einfach großartig. Nett, hübsch und extrem witzig. In einer spontanen, teilweisen schon britischen Art und Weise, wie ich es einfach liebe.Dann mag ich unsere Womanizer Hansen und Antonius, die habe ich ja interviewt. Herrliche Typen.Am meisten allerdings hat mich Jesus Ferguson erstaunt und überrascht. Wenn man den am Pokertisch sieht, gähnt man, langweilt sich und denkt, der Typ zieht sich die Hose mit der Kneifzange an, oder wie heißt dieser dämliche Spruch? Privat und beim Interview ist er total anders. Lustig, humorvoll, macht jeden Quatsch mit und vor allem hat er die beste und ehrlichste Lache, die ich je erlabt habe.
Kommen wir noch mal zum Rotwein. Du bist ein Genussmensch, oder? Absolut. Ich esse gerne, rauche gerne. Und ich koche auch gerne. Habe ja sogar mal das Perfekte Dinner auf Vox gewonnen, da wurde während und nach dem Essen gepokert.Und Rotwein ist einfach Grundnahrungsmittel. Es sollte auch nach EU-Recht als solches anerkannt werden. Oder noch besser, als Medizin. Wenn ich den Stoff auf Rezept bekommen könnte, würde ichviel Geld sparen.
Was sind Deine sonstigen Hobbys? Ich häkel gerne. Ikebana. Und schau mir Talkshows im Fernsehen an. Nein, ich hab keine anderen Hobbys, weil keine Zeit. Frau, Kind, Hund, Pokerkolumnen. Und 3 Stunden Schlaf brauch sogar ich.In der Woche.
Nochmal zum Buch. Ist seit einer Woche draußen… Ja, ich muss sagen, ich freu mich sehr. Das ist nicht das beste Pokerbuch, wohl aber das lustigste. Und ich habe, das sage ich voller Stolz, einen großen, tollen Verlag gefunden. Der Carlsen Verlag, die haben Harry Potter und die Biss-Vampir-Reihe und nun haben Sie auch mich. Quasi den Udo Potter. Den Magier der Karten.
Abschließende Frage. Hast Du ein Zocker-Gen? Ja, ein kleines. Ich würde nie mein Haus und meine Frau verspielen, aber sonst … Obwohl – das Haus würde ich wirklich nicht verzocken …
Danke für das Interview. Bitte, wann bekomme ich meine nächsten Tantiemen???
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 03.03.2010.