Ich habe zum wiederholten Male das große Vergnügen, den einzig wahren Pokerhost des deutschen Fernsehens zu treffen. Beim einzig wahren deutschen Pokersender Sport1 ist Michael Körner der eloquente Frontman. Und somit auch der Fachmann für Benehmen am Tisch und kompetenter Ansprechpartner für die immer größer werdende Pokerszene.

Frage: Hallo, Michael. Die wichtigste Frage zuerst, und wenn sie jemand beantworten kann, bist du das. Was macht das Faszinosum Poker aus?
Michael Körner: Geld ist Mittel zum Zweck. Bei keinem anderen Spiel ist das in dieser Form so möglich. Und natürlich, dass man bei einem Turnier mit verhältnismäßig wenig Einsatz viel gewinnen kann. Und es entblößt viele menschliche Eigenschaften. Und und und ….
Frage: In der Pokerszene dürfte es kaum ein bekannteres Gesicht als Deins geben. 100 % Wiedererkennungswert bei den deutschen Pokerspielern?! Das dürfte eine höhere Quote als die von Angela Merkel sein.
Michael Körner: Vielen Dank für die Blumen. Stimmt, in der Pokerszene können manche etwas mit meinem Namen, einige etwas mit meinem Gesicht und etwas mehr mit meiner Stimme anfangen. Bei Pokerveranstaltungen wird man schon mal um ein Bild gebeten oder ein Autogramm, das schmeichelt etwas, allerdings bin ich überhaupt nicht der Typ, der nach Anerkennung durch die Weltbevölkerung lechzt. Ich habe beim Radio angefangen, da war es immer total beruhigend, wenn man die Studiotür zumachen konnte, keiner sieht einen, okay, manch einer hat zugehört, aber das war mir irgendwie egal.
Frage: Apropos Angela Merkel, mit welchen Promis würdest Du gerne mal eine gepflegte Runde spielen? Oder mit wem generell und mit wem so auf gar keinen Fall ?
Michael Körner: Promis außerhalb des Pokerspiels? Das sind Menschen, die ich gerne mal kennen lernen würde, denn sowas geht prima am Pokertisch. Keine einfache Frage, da ich überhaupt nicht promigeil bin und schon froh bin, wenn ich mal jemanden treffe, der halbwegs auf meiner Wellenlänge ist. Ich bin ein großer Fan von Richard Hawkins, dessen Ansichten zu Atheismus und Evolution ich sehr teile. Ein Zock mit Robert De Niro wäre nicht schlecht. Vielleicht noch Penelope Cruz, aber nur wenn ich Position auf sie habe ….
Frage: Ach ja …
Du kennst jeden der Topspieler und jedes Event rund um den Globus. Juckt es da nicht manchmal in den Fingern, das Mikrophon aus der Hand zu legen und selber zu spielen? Es den Hansens und Iveys dieser Welt mal zu zeigen?
Michael Körner: Das ist ganz klar eines meiner Ziele für die unmittelbare Zukunft, ich möchte viel mehr Livepoker spielen. Überall. Ich bin extrem heiß!
Frage: Also selber ein “Spieler”, mit einem Zocker-Gen?
Michael Körner: Das Zocker-Gen habe ich sicherlich. Ich bin im Bereich Sportwetten aktiv, vor allem Galopprennen, eine Leidenschaft seit meiner Jugend. Zur Entspannung mag ich sogar bei kleinen Einsätzen Minus-EV Spiele wie Black Jack.
Frage: Reden wir über Dich als Pokerspieler. Wie bezeichnest Du Deinen Spielstil ?
Michael Körner: Loose-agressive, an starken Tagen läuft sowas bei mir einfach am Besten. Muss es aber noch kapieren, mit den schlechten Tagen umzugehen.
Frage: Ja, das stimmt sogar. Wir hatten ja zuletzt in Wien das große Vergnügen, zusammen am Tisch zu sitzen.
Wo steuert das deutsche Poker hin, wagst Du eine Prognose?
Michael Körner: Ach du liebe Güte, wie viel Zeit haben wir? Um es kurz zu machen: Wir brauchen eine europäische Regelung, um Poker aus der Glücksspielszene herauszulösen. Ich denke auch, dass sich im Bereich Online-Gambling was tun wird, da die Regierungen momentan sicherlich daran interessiert sind, neue Steuerquellen zu generieren, und verhindern möchten, dass Zockergeld im Ausland versickert. Aber das muss auf europäischer Ebene passieren und dieser fiese Glücksspielstaatsvertrag blockiert alles.
Frage: Was kann man aus Poker lernen, gibt es Parallelen zum “richtigen“ Leben”?
Michael Körner: Jede Menge. Man findet ein Spiegelbild vieler menschlicher Eigenschaften wie Angst, Gier, Machtstreben etc. Um erfolgreich/glücklich leben/spielen zu können, braucht es einen guten Mix aus diversen Eigenschaften. Nachgeben können, aufmerksam sein, Menschen einschätzen, Disziplin, über den Dingen stehen, aber auch Leidenschaft und Spaß und vielleicht sogar sowas wie Liebe.
Frage: Was für Menschen und welches Verhalten magst Du am Pokertisch?
Michael Körner: Ich mag Gentlemen Poker, also fairer Umgang, eine gewisse Etikette. Auch mal Luske-like mit Anzug und Krawatte. Ich mag generell guten Stil.
Frage: Und was absolut nicht? Was ist ein No-Go am Pokertisch?
Michael Körner: Spontananalysen a la: Ja, hätte ich den Turn nicht gecheckt, wäre das und das passiert. Gääääähhhhnn!!Mit 1,5 Promille im Heads-Up Main Event WSOP “If you call that it´s all over, baby” zu blöken. Betrunkene und Kinder sagen immer die Wahrheit! Auch wenn es verdammt cool ist.
Frage: Was macht Dir eigentlich mehr Spaß zu moderieren und kommentieren – Helge Schneider mit einem 10 hoch Call bei Stefan Raab oder der Final Table bei der WSOP oder doch die verrauchten, eher verruchten High Roller Games ?
Michael Körner: Ich habe das große Glück, einen Traumjob zu haben. Ich war immer ein riesiger Basketball-Fan, seit 20 Jahren darf ich es kommentieren. Ich war immer ein Zockerfred, jetzt darf ich seit Jahren Poker kommentieren. Und da macht einfach alles Spaß. Die Raab-Sendung ist wie ein Tag Urlaub. Bei der Produktionsfirma (Brainpool) sind alle wahnsinnig nett, mit den Promis kann man prima reden, Raab ist ein total netter Kerl, wunderbar.
Hier geht es darum, Poker als tolles Spiel zu präsentieren, über die Pokertechnik sollte man auch nicht zu viel schimpfen. WSOP sind extrem professionelle Produktionen, sehr amerikanisch (was ich liebe) und an unserer Highroller-Produktion hängt sehr viel Herzblut und Arbeit und sie ist eine echte Herausforderung.
Frage: Was ist der absolut sinnfreieste Lieblingsspruch?
Michael Körner: One Time.
Frage: Oh, ja, den finde ich auch ziemlich daneben. Vor allem, wenn er vom selben Spieler kommt, und das zum dritten Mal innerhalb der letzten halben Stunde.
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 25.10.2010.