Ich habe schon viele Interviews machen dürfen. Mit Promis und mit bekannten Pokerspielern. Dieses Interview aber gehe ich mit leichten Bauchschmerzen an. Wie interviewt man jemanden, der so polarisiert. Entweder bekomme ich Ärger mit der einen Fraktion (“mein Held, mein Idol”) oder mit der Gegenseite (“frauenverachtender Zuhälter”).
Beides stimmt nicht. Wie immer, liegt die Wahrheit in der Mitte.Wenn ich meine persönliche Meinung außer acht lasse, muss dochganz klar festgestellt werden, dass ohne Hermann Pascha die Pokerszene ärmer (zumindest einige Spieler) und vor allem deutlich langweiliger wäre. Dafür gebührt ihm Lob. Das meine ich ernst.
Die Szene braucht polarisierende Menschen und Reibungspunkte und die Szene braucht Lautsprecher. Sonst könnten wir uns gleich beim Kurs “Topflappen Häkeln für Anfänger” bei der Volkshochschule Hamburg-Ost anmelden. Übrigens, wer dazu Lust hat, der Kurs ist immer dienstags, 17.30 Uhr.
Unnötig zu bemerken, dass ich seinen gastronomischen Betrieb in Köln kenne. Also, vom Vorbeifahren und vom Hörensagen. Ein Freund eines Freundes war da schon mal drin.
Und hier das Interview:
Udo Gartenbach: Hermann, erst einmal Glückwunsch zu Deinem Künstlernamen, der passt wie die Faust aufs Auge. So wie auch, direkt ein Kompliment, Deine Vermarktungs- und PR-Strategie. Selten hat es ein Pokerspieler geschafft (ohne ein großes Turnier zu gewinnen), so populär zu werden. Ist das alles nur Strategie, Werbemaschinerie oder wie viel davon ist der “echte Hermann” ?
Hermann Pascha: Vorweg: Man kann mich als vieles bezeichnen, aber „Zuhälter“ gehört definitiv nicht dazu. Und „frauenverachtender Zuhälter“ ist doppelt falsch. Ich liebe und schätze die Frauen. Meine besten Manager waren fast immer Frauen. Auch sind Frauen zum Beispiel eindeutig die besseren Croupiers. Ich verachte Frauen nicht, ich wehre mich lediglich gegen einen bestimmten Typ Frau. Aber ebenso gegen Männer, die sich wegen der berühmten zwei Minuten in der Woche von ihren Holden die ganze Zeit tyrannisieren lassen.
Die Frage, wie viel davon „der echte Hermann“ ist, ist schwer zu beantworten. Man muss im Leben immer eine Rolle spielen – in jeglicher Hinsicht. Nach zig Fernsehauftritten bei Stern TV, die Reporter, Arabella und Co durch die „Pascha-Geld-zurück-Garantie“ habe ich mich jahrelang total zurückgezogen. Und jetzt ist man durch das Pokern und meine vermeintlich frauenfeindlichen Aussagen halt wieder auf mich aufmerksam geworden. Dabei sage ich ja nur die Wahrheit zu der sich sonst keiner bekennen getraut. Denn Frauen sind nun einmal nur dazu geboren, einem Mann zu dienen. Das hat nichts mit Strategie zu tun.
Udo Gartenbach: Du weißt, das Du extrem polarisierst. Entweder liebt man Dich, oder man hasst Dich. Nur Schwarz-Weiss, keine Graustufe. Wie gehst Du damit um?
Hermann Pascha: Mit so was muss ich mittlerweile Gott sei Dank nicht mehr umgehen. Dafür bin ich auch wirklich dankbar. Mir ist aber sehr wohl bewusst, dass es natürlich fein ist, sich wie ich quasi nur die Rosinen rauspicken zu können und sich so in Folge ungeschränkt über die vielen, positiven Reaktionen zu freuen.
Udo Gartenbach: Lass uns zum Pokern kommen? Wie lange pokerst Du schon, wie bist Du auf dieses Spiel gekommen?
Hermann Pascha: Ich habe schon immer gezockt. Das liegt mir anscheinend im Blut. Auf den Poker-Trip bin ich dann vor ungefähr drei Jahren gekommen. Zuerst habe ich nur in Casinos Cashgame gespielt, für Turniere habe ich mich nie interessiert. Dann hat mich „jumper17“ Markus Golser zu den German High Roller gebracht. Turniere spiele ich nach wie vor nicht gerne. Am liebsten spiele ich Pot Limit Omaha, gefolgt von Texas Hold’em.
Udo Gartenbach: Was ist der Thrill beim Pokern? Was macht die Faszination aus?
Hermann Pascha: Dass sich das Blatt so rasch wenden kann – erst hast du schon x-mal nachfassen müssen und zum Schluss gehst du doch noch mit einem tollen Gewinn nach Hause. Oder umgekehrt…
Udo Gartenbach: Ich habe mal in einer Kolumne behauptet “Poker ist besser als Sex”. Stimmt das? Andersrum gefragt, ich biete dir ein geflopptes Full House an und alternativ eine kopulationswillige 23-jährige. Entscheide Dich.
Hermann Pascha: Wir haben nicht nur die Geld-zurück-Garantie sondern auch 24 Stunden lang geöffnet, 365 Tage im Jahr – was soll ich mit einer weiteren kopulationswilligen 23-jährigen?
Udo Gartenbach: Wo wir gerade bei diesem Thema sind (ich weiß auch nicht, wie ich darauf komme …) – mein Buch heißt “Mau Mau ist was für Tunten”. Spielst Du Mau Mau?
Hermann Pascha: Was ist Mau Mau?
Udo Gartenbach: Wie können wir uns einen typischen Tag im Leben von Hermann Pascha vorstellen? Acht Angestellte, die den täglichen Kleinkram erledigen und Du konzentrierst Dich auf Pokern und all die anderen wichtigen Dinge des Lebens?
Nein, auch ich selbst lebe nach dem Motto „Dienen kommt vor verdienen“. So bin ich – bis auf ganz wenige Ausnahmen – täglich selber im Betrieb. Und selbst wenn ich auswärts bin dient es primär dazu, Geschäfte zu machen. Ich bin kein Typ, der Urlaub macht – was sollte ich da?
Udo Gartenbach: Du spielst jetzt bald in Saalbach Dein erstes größeres Turnier. Nervös? Dein Ziel?
Hermann Pascha: Nervös bin ich nicht, nein. Aber ich befürchte, dass mir einfach die Geduld fehlen wird. Für Langeweile fehlt mir die Zeit. Ich liebe die Herausforderung, die Spannung eines unterhaltsamen Spiels. Nicht die optimalen Voraussetzungen für ein Turnier.
Mein Ziel ist es durchzuhalten, um dadurch die Gelegenheit nutzen zu können, mich so oft wie möglich mit den wirklich interessanten Spielern abseits des Turniergeschehens auf eine spannende Partie zu treffen und mir so meine Belohnung zu holen.
Udo Gartenbach: Du sponserst mit Deiner Unternehmensgruppe einige Sportevents, wie Tennis und Golf. Wann gibt es das Pascha-Poker-Team? Ich melde direkt Interesse an, ich mache da mit. Du sponserst die Buy-Ins und die Reisekosten. Dafür gibt es vom Preisgeld 45 % zurück. Für mich auch. Die fehlenden 10 Prozent kommen caritativen Zwecken zugute, beispielsweise Allin4Kids oder dem RTL Spendenmarathon.
Hermann Pascha: Ja, wir sponsern zum Beispiel Stefan Nebel, dreifacher Meister IDM Superbike, oder EPD-Golfer Wolfgang Rieder.
Für ein Pascha-Poker-Team müsste ich mal mein eigenes Spielverhalten disziplinieren, alles weitere würde das hierfür vorgesehene Budget sprengen. Aber wir arbeiten an einer äußerst interessanten Pokergeschichte – da bist du dann gerne eingeladen.
Udo Gartenbach: Natürlich müssen wir über Deinen Stil reden. Loose, aggressiv, erstmal ist jede Hand gut…
Hermann Pascha: Ja, natürlich ist erstmals jede Hand gut. Denn Poker ist wie das Leben – man kann nicht immer alles gleich hinschmeißen.
Udo Gartenbach: Bist Du ein Action-Junkie?
Hermann Pascha: So würde ich das nicht bezeichnen. Dafür hatte ich in meinem Leben schon zuviel wirkliche Action. Aber Du hast in gewissem Sinne schon recht: Ich weigere mich, mich zu langweilen – wenn man Langeweile als Pendant zu Action verstehen will. Sei dies am Pokertisch, im Gespräch mit uninteressanten Menschen oder leider eben mit den meisten Frauen. Da gehe ich lieber.
Udo Gartenbach: Deine Bluffs aber funktionieren immer besser.
Hermann Pascha: Findest Du? Ich bin mir da nicht so sicher. Beim Quasi-Selbststudium der vergangenen German High Roller-Staffel, die ja erst zwei Monate nach der Aufzeichnung ausgestrahlt wurde, hatte ich nicht wirklich das Gefühl, dass sich Grundlegendes geändert hat. Wahrscheinlich rührt das daher, dass ich im Alltag so gut wie nie bluffen muss, um an mein Ziel zu gelangen. Ich habe es im Gegensatz zu den meisten Männern auch nicht notwendig, mich vor einer Frau für mein Tun und Handeln rechtfertigen zu müssen. Ich teile – wenn überhaupt – mit, was Sache ist. Um beim Pokern durch gute Bluffs zu brillieren, fehlt mir wahrscheinlich einfach der innere Zugang.
Udo Gartenbach: Machst Du alles nur über das Bauchgefühl, oder spielen Mathematik und Odds eine Rolle?
Hermann Pascha: Natürlich sind da höhere Mathematik und Wahrscheinlichkeitstheorie dahinter! Nein, Spaß bei Seite. Dafür fehlt mir der nötige Ehrgeiz. Ich spiele ja, um Spaß zu haben und nicht, um mein Geld hart zu verdienen.
Udo Gartenbach: Spielst du nur Texas Holdem oder auch die anderen Varianten?
Hermann Pascha: Am liebsten Pot-Limit Omaha, gefolgt von Texas Hold’em.
Udo Gartenbach: Lieber Cash Game oder Turniere?
Hermann Pascha: Nur Cashgame – ich mag, wie gesagt, eigentlich keine Turniere. Die spiele ich nur in Ausnahmefällen.
Udo Gartenbach: Beim Pokern braucht man ab und zu mal die Nuts, um zu gewinnen. Muss man aber nicht auch ab und zu mal “nuts” sein, für dieses Spiel?
Hermann Pascha: Ab und zu? Man muss von Haus aus schon ein bisserl verrückt sein – sonst macht es ja auch keinen Spaß.
Udo Gartenbach: Was gibt es Schöneres als Poker?
Hermann Pascha: Das nach Hause gehen mit einem satten Gewinn von einem Spiel, das man glaubte bereits verloren zu haben.
Udo Gartenbach: Mit wem würdest Du gerne mal eine Runde Poker spielen, und mit wem möchtest Du auf gar keinen Fall an einem Tisch sitzen?
Hermann Pascha: Gerne mal natürlich mit Stefan Raab – am besten bei der TV Total PokerStars-Nacht. Von einer Partie mit – egal welcher – Frau werde ich hingegen nach wie vor Abstand nehmen.
Udo Gartenbach: Was ist der dämlichste Poker-Spruch?
Hermann Pascha: Nach der Lektüre Deines, übrigens höchst amüsanten Buches habe ich gelernt, dass ich auf eine derartige Frage wohl mit „Ich call auch für Fold Equity“ antworten soll.
Udo Gartenbach: Wenn Du anhand von zwei Karten dein aktuelles Leben beschreiben solltest, was wären das für Karten?
Hermann Pascha: Kreuz Ass natürlich und Kreuz Sieben – denn alles ist immer wieder möglich.
Udo Gartenbach: Hermann, Pokern kann ein Genuss sein. was sonst kannst du genießen, bist du ein Genussmensch? Autos, Rotweine, Reisen?
Hermann Pascha: Ich mag schöne Dinge, schätze ein gutes Glas Wein, genieße eine angenehme Golfrunde, ein feines Pokerspiel, aber auch ganz alltägliche Dinge. Ja, ich würde mich schon als Genussmensch bezeichnen. Unser Club-Motto „Pascha sein ist fein“ kommt da nicht von ungefähr.
Udo Gartenbach: Was ist Dein Lebensmotto?
Hermann Pascha: Lebe, aber handle auch wie ein Pascha, denn dienen kommt vor verdienen.
Udo Gartenbach: Was ist Dein Pokermotto?
Hermann Pascha: Ich bin ein Freier – ich spiele, um Gaudi zu haben: Wenn ich einen Golflehrer nehme, muss ich bezahlen. Wenn ich eine Frau nehme, muss ich bezahlen und wenn ich gegen gute Pokerspieler Spaß haben will, muss ich auch bezahlen.
Hermanns eigener KalenderUdo Gartenbach: Hermann, was hältst Du von Strip Poker?
Hermann Pascha: Gar nichts, ich brauch keine Karten, damit sich die Frauen vor mir ausziehen. Zudem inkludiert diese Poker-Variante zumindest zwei handelnde Akteure, da ist mir das so schon lieber.
Udo Gartenbach: Hermann, zum Abschluss noch eine persönliche Bitte. Du hast ja auch über deine Facebook-Seite solch wunderschöne Kalender angeboten. Kann ich bitte einen davon haben?
Hermann Pascha: Ehrensache. Lieber wäre mir allerdings, du würdest mindestens monatlich einmal persönlich ins Pascha kommen und die jeweilige Dame vor Ort in Augenschein nehmen. Die Führung würde ich natürlich selbst übernehmen.
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 22.03.2010.