Der 23-jährige Brite Gavin Cochrane ist einer der Shooting Stars der Highrollerszene. Unter dem Pseudonym gavz101 erpokerte er sich in diesem Jahr an den teuren PLO-Tischen im Internet fast eine Million Dollar und zählt damit zu den absoluten Topverdienern der Branche.
Live ist Cochrane allerdings noch nicht sonderlich in Erscheinung getreten – für ihn stehen bei HendonMob gerade einmal drei Cashes zu Buche, weshalb er vielleicht noch nicht so im Rampenlicht steht. In einem Interview mit highstakes.db gab er einige Einblicke in sein Schaffen, Auszüge daraus wollen wir unseren Lesern in deutscher Übersetzung nicht vorenthalten.
Frage: Obwohl Du in den letzten zwei bis drei Jahren aktiv warst, bist Du erst in diesem Jahr in der Highstakes-Szene zu einer wirklich besonderen Erscheinung geworden. Wie hast Du es geschafft, Dich so schnell und so erfolgreich auf diesen Limits zurecht zu finden?
Cochrane: Nun, Ende 2009 wagte ich meine ersten Versuche auf 25/50 und hatte zunächst einen guten Lauf. Ich reiste zur PCA 2010 und hielt mich für einen der weltbesten Spieler, doch dann lief es live und online schlecht. Damals gab es bei PokerStars öfters Partien mit Blinds von 100 $/200 $, an denen ich trotz fehlender Bankroll gelegentlich teilnahm. Ich erinnere mich an eine Session, in der ich zwei Tische 100 $/200 $ gegen Ashman und zwei andere Gegner spielte. Ich hatte mir ein Verlustmaximum von 20.000 Dollar gesetzt. Ich war etwa 25.000 $ hinten und wollte vor dem Setzen des nächsten Big Blind die Tische schließen. Dann verbluffte ich 26.000 $ und verlor einen 88.000 $-Pot gegen Ashman, als ich auf dem Flop knapper Favorit war. Am Ende der Sesson hatte ich 95.000 $ verloren, das war zu dieser Zeit ein schwerer Schlag für mich.
Nach dem Abstieg auf 25 $/50 $ verlor ich weiter und musste weiter absteigen, da meine Bankroll schwand. Während dieser Phase verlor ich fünf Sechstel meiner Bankroll, einen Teil bei einer Reise nach Las Vegas. Danach spielte ich 1 $/2 $ bis 5 $/10 $, um mein Selbstvertrauen wieder zu finden, nachdem ich mit zwei anderen Pokerprofis zusammen gezogen war. 300.000 Hände lang erzielte ich in BBs gerechnet ein ausgeglichenes Ergebnis, aber da ich auf den höheren Limits verlor, büßte ich insgesamt etwa 500.000 $ ein.
Ich begann zu glauben, dass ich die Partien höher als 5 $/10 $ langfristig nicht schlagen könnte, und ohne die große Unterstützung meiner Freunde hätte ich vielleicht mit dem Pokern aufgehört. Schließlich kam die Wende und ich hatte wieder eine ausreichende Bankroll für 25 $/50 $. Ich probierte mich auf 100 $/200 $, wenn eine Partie lief und erzielte dabei gute Resultate. Mittlerweile habe ich mich schon einige Male auf 200 $/400 $ und 300 $/600 $ versucht, doch das hat bisher nicht sonderlich gut geklappt. So sieht der Aufstieg in den Limits aber nun mal aus – man muss auf einen schweren Rückschlag und einen Abstieg gefasst sein. Das ist keine Schande und man wird dadurch ein besserer Spieler. Ich glaube, diese Hartnäckigkeit und Widerstandskraft hat mir sehr dabei geholfen, mich an die hohen Limits anzupassen.
Frage: Deine Heads-Up-Duelle mit Isildur1 waren großartige Schauspiele und es ging dabei teilweise wild zur Sache. Waren diese Schlachten für Dich als Spieler so anstrengend wie für den Betrachter?
Cochrane: Ich bin ziemlich sicher, dass diese Sessions die Hauptursache für meine Belastungsschmerzen in meinen Handgelenken und Händen sind! Meine Hände verkrampfen sich sehr in diesen Duellen. Danach bin ich immer ausgelaugt, aber auch sehr aufgedreht, weshalb ich überhaupt nicht schlafen kann. Viktor ist ein Unikat – er baut unfassbaren Druck auf.
Frage: Wie fühlt es sich an, in einer Session 600.000 $ zu gewinnen, wenn drei Jahre vorher 600 $ noch ein beträchtlicher Betrag waren?
Cochrane: Man muss lernen, für Geld unempfindlich zu sein. Das Jahr begann für mich absurd gut, ich gewann mehr als 1,8 Millionen und das meiste davon in wenigen Wochen. Ich betrachte meine Bankroll nicht als reales Geld, da es permanent auf dem Spiel steht. Ich werde weiter auf den Highstakes spielen und meine Bankroll so lange vergrößern, wie ich glaube, dass ich gut spiele.
Frage: Deine Fähigkeiten bei PLO sind unbestritten, aber wie schätzt Du Dich bei anderen Varianten ein? Schaffst Du es, Deine Fähigkeiten als Allrounder zu verbessern oder verwendest Du Deine Zeit lieber, um Deine Überlegenheit bei PLO auszubauen?
Cochrane: Da die meisten Highstakes-Partien derzeit in PLO ausgetragen werden, will ich mich derzeit nicht auf eine andere Variante konzentrieren. PLO macht außerdem so viel mehr Spaß als andere Varianten. Ich habe eine gewisse Erfahrung in NLHE-Turnieren (und brauchbare Ergebnisse) gesammelt, bevor ich mit PLO begann, und ich habe gute Ratgeber für NLHE, daher fühle ich mich dabei ganz gut.
Frage: Wer sind Deine bisher schwierigsten Gegner und warum?
Cochrane: Gegner können auf verschiedene Weise hart sein. Einige sind sehr tight und wählen ihre Partie sehr sorgfältig aus, wodurch es sehr schwer ist, gegen sie zu gewinnen. Leute wie Isildur spielen gegen jeden, sind extrem aggressiv und immer schwer zu schlagen, wenn sie gute Karten bekommen und gut spielen. Rui Cao ist vermutlich der härteste Gegner, mit dem ich jemals Heads-Up gespielt habe. Er hatte zweifellos auch Glück, aber er verwandelte in sehr merkwürdigen Situationen gute Hände in Bluffs und ich konnte seine Tendenzen nicht ergründen.
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 27.09.2011.