Noch ist das Buch nicht erschienen, aber in Kürze dürfen sich alle Pokerfans auf die deutsche Ausgabe von „Hören Sie nicht auf Phil Hellmuth“ freuen, aus der wir schon kürzlich einen Auszug veröffentlicht haben.
Neben der Entlarvung von 50 verbreiteten Poker-Irrtümern gibt Dusty Schmidt, der unter seinem Pseudonym Leatherass nicht nur Millionen von Händen abspulte, sondern dabei ein Vermögen gewann, in 25 instruktiven Händen einen tiefen Einblick in seine Gedankenwelt und wartet dabei nicht nur einmal mit überraschenden Lösungen auf.
Hier ein Beispiel aus dem Buch, das ab 8.September bei pokerbooks.de erhältlich sein wird und aus dem wir bis zum Erscheinen einige Kostproben liefern wollen:
Hand Nr. 24
No-Limit Hold’em, 5 $/10 $ Blinds, 8 Spieler
Stacks:Dusty hat 3.184 $, EP hat 2.136 $, UTG hat 1.273 $, CO hat 456 $, BU hat 1.000 $, SB hat 1.826 $, BB hat 1.623 $
Analyse:EP ist tight und konservativ, UTG ist extrem tight
Vor dem Flop:Dusty hat im Hijack A K
UTG raist auf 40 $, EP callt, ein Spieler foldet, Dusty callt, CO callt, BU callt, SB callt, BB callt
Flop: A K 2 (280 $, 7 Spieler)SB checkt, BB checkt, UTG checkt, EP checkt, Dusty setzt 165 $, fünf Spieler folden, EP callt
Turn: 4 (610 $, 2 Spieler)EP checkt, Dusty setzt 450 $, EP callt
River: 8 (1.510 $, 2 Spieler)EP setzt 1.000 $, Dusty foldet
Gegen einen extrem tighten Raiser und einen tighten Caller wäre eine 3-Bet mit AK falsch, denn selbst gegen nur einen sehr tighten Spieler ist AK Außenseiter. Kommt ein zweiter Spieler mit einem tighten Spektrum dazu, wird die Sache noch schlimmer. Nun hat vermutlich einer der Spieler ein Paar und der andere ebenfalls AK, wodurch es weniger Outs und Implied Odds gibt.
Wie von Dusty gespielt ist AK aber sicher für einen Call gut genug, um anschließend die gut versteckte Hand in Position zu spielen. Etwas überraschend callen vier Spieler hinter ihm, wodurch sieben Spieler den Flop sehen.
Wegen der vielen Caller sind auf dem Flop bereits 28 Big Blinds in der Mitte. Mit so viel Geld im Pot und mehreren Draws auf dem Board ist es unwahrscheinlich, dass einer der Spieler in früher Position mit einem Set checken würde. Zudem können sie kaum Asse oder Könige halten, wenn zwei Asse und zwei König bekannt sind, da nur noch je eine Kombination übrig bleibt. Dustys Top Two Pair ist somit nur dann geschlagen, wenn ein Spieler hinter ihm 22 hat.
Dies alles bedeutet, dass Dusty selbstverständlich eine Value Bet bringt, fraglich ist nur deren Höhe. Mit einer sehr hohen Bet brächte er möglicherweise alle Flush Draws zum Folden, da es für einen sehr hohen Reraise mit Fold Equity nicht mehr genug Spielraum gibt. Stattdessen bringt Dusty eine Bet mit etwas mehr als halber Potgröße. Die Absicht ist, jemandem zu suggerieren, er hätte Fold Equity, und so in die Falle zu locken. Alle Spieler folden bis zum Preflop-Caller in früher Position, der erneut callt.
Die 4 auf dem Turn ist eine aus mehreren Gründen günstige Karte. Zunächst ist es fast unmöglich, dass Dustys Gegner ihn überholt hat. Tighte Spieler callen nicht mit 53 vor dem Flop und 44 wären sicher auf dem Flop im Muck gelandet. AK sind also weiterhin die relativen Nuts. Als der Spieler in früher Position die Bet von drei Vierteln der Potgröße callt, sieht es so aus, als hätte er eine Hand wie AQ. Kommt auf dem River eine ungefährliche Karte, kann Dusty daher problemlos mit einer Bet in Potgröße das restliche Geld unterbringen.Der River ist aber nicht ungefährlich. Die 8 ruft längeres Zögern und schließlich eine hohe Bet von Dustys Gegner hervor. Angesichts seiner Kenntnisse über diesen Spieler kennt Dusty dessen Karten fast sicher.
Früher, als noch tight gespielt wurde, konnte man andere Spieler auf sehr enge Spektren setzen, und bisweilen konnte man genau sagen, welche Karten jemand auf der Hand hatte. Nicht anders ist dies mit dem Spieler in früher Position, der tight wie in den früheren Tagen spielt.Schon der Call vor dem Flop in früher Position nach dem Raise eines noch tighteren Spielers in UTG verweist auf ein sehr enges Spektrum, in dem sich auf jeden Fall hohe Paare, AK und AQs befinden, eventuell auch niedrige Paare, AQo und weitere gleichfarbige Broadway-Karten.
Nachdem der Spieler auf dem Flop checkte und callte, kann sein Spektrum fast sicher auf Flush Draws mit Top Pair und AQ eingegrenzt werden. Sehr wahrscheinlich hätte er mit jedem nackten Flush Draw auf dem Flop gesetzt, da auf diesem Board nur selten jemand anders eine sehr starke Hand hat. Mit Top Pair plus Flush Draw ist ein Check und ein Call aber sinnvoller, da er eine Menge Showdown Value hat und somit keinen Grund für einen Semi-Bluff.
Warum setzt er nun auf dem River? Fast sicher, weil er A Q hat und verhindern will, dass Dusty mit einer starken Hand aus Angst vor dem Flush nach ihm checkt. Auch möglich, aber weniger wahrscheinlich sind A J und A 10 . Dieser konservative Spieler wird fast nie AQ ohne Flush in einen Bluff verwandeln. Einige Spieler tun dies, aber zu diesem passt es nicht. Nein, er hat fast sicher die Nuts.
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 11.08.2011.