Er ist einer der erfolgreichsten Internetspieler aller Zeiten und aufgrund seiner sensationellen Erfolgsbilanz längst eine Legende. Die Rede ist von Dusty Schmidt, der unter seinem Pseudonym Leatherass als Massgrinder nicht nur Millionen von Händen abspulte, sondern dabei auch ausgezeichnete Resultate erzielte.
Bereits mit seinem Buch „Poker als Beruf“ gab Schmidt Einblicke in sein Erfolgsmodell, doch konzentrierte er sich dabei mehr auf die organisatorische und psychologische Komponente. In „Hören Sie nicht auf Phil Hellmuth“ geht es nun ans Eingemachte an den Tischen und Schmidt dreht didaktisch quasi den Spieß um.
Anhand von 50 verbreiteten Irrtümern zeigt er zunächst in Teil 1, wie es nicht geht, und leitet daraus den korrekten Ansatz ab. Im zweiten Teil liefert er dann in 25 Beispielhänden eindrucksvolle Beweise seines Könnens in konkreten Situationen am Tisch.
„Hören Sie nicht auf Phil Hellmuth“ wird ab Ende August bei pokerbooks.de erhältlich sein und bis zum Erscheinen wollen wir unseren Lesern einige Kostproben liefern:
Irrtum Nr. 22Bringen Sie Ihre Schäfchen ins Trockene
Wenn gute Continuation Bets in einem geraisten Pots wichtig sind, drängt sich vielleicht der Gedanke auf, nach einer 3-Bet seien sie dreimal so wichtig. Ganz gleich, ob diese etwas schwammige Rechnung tatsächlich Bestand hat, stimmt es, dass Sie nach einer 3-Bet in der Regel auf dem Flop erneut angreifen sollten. Da der Pot beträchtlich ist und Sie beträchtliche Stärke gezeigt haben, sollten Sie häufig setzen. Oder anders gesagt, Sie sollten Ihre Schäfchen nicht im Regen stehen lassen.
Dennoch sollten Sie die Textur des Boards berücksichtigen und sich die Frage stellen, wie sehr es Ihrem Spektrum und dem Ihres Gegners geholfen hat. Auf Boards, die Sie vermutlich getroffen haben, wie A K 4 , sollten Sie immer setzen. Selbst mit komplettem Müll wie 6 5 sollten Sie auf dem Turn weiter setzen, da ein Großteil Ihres Spektrums getroffen hat und Ihr Gegner Ihnen eine starke Hand zutrauen muss.
Mit A K haben Sie auf einem Flop mit J 5 2 zwar nichts getroffen, aber es können einige ausgezeichnete Karten auf dem Turn kommen. Daher sollten Sie setzen. Callt Ihr Gegner und der Turn bringt ein Ass oder einen König, sieht es gut für Sie aus. Bei einer Dame schaffen Sie es vielleicht, ein niedriges Paar zum Folden zu bringen, und ein weiteres Pik bringt Ihnen den Nut Flush Draw. Eine Drei, eine Vier oder eine Zehn bringt Ihnen einen Gutshot.
Sie sollten nur dann auf eine Continuation Bet verzichten, wenn das Board genau das gegnerische Spektrum trifft und auf dem Turn keine positive Entwicklung möglich ist. Betrachten wir noch einmal A K , aber dieses Mal auf einem Flop 10 9 8 , und nehmen an, Ihr Gegner habe vom Button geraist und Sie im Small Blind gereraist. Dieses Board hat das Spektrum Ihres Gegners voll erwischt und es gibt auch keine einzige gute Turn-Karte für Sie. Selbst wenn ein Ass oder ein König (und hoffentlich nicht in Herz) kommt, werden Sie sich nicht besonders wohl fühlen. Sie haben zwar in einem großen Pot Top Pair plus Top Kicker, aber auf diesem extrem koordinierten Board ist dies keine starke Hand. Was sollen Sie damit anstellen?
Versetzen Sie sich in die Lage Ihres Gegners. Warum sollte er auf diesem Board nach einer Bet folden? Er weiß, dass Ihr Spektrum auf diesem koordinierten Board anfällig ist und eine Million schlechte Turn-Karten (eigentlich sind es 21, aber Sie wissen, was gemeint ist) und nur wenige gute für Sie kommen können. Viele Spieler werden nach einer Continuation Bet unabhängig von ihren Karten nie folden. Stattdessen callen sie und halten nach Möglichkeiten Ausschau, Ihnen den Pot in einer der nächsten Setzrunden abzunehmen.
Wer auf diesen Boards ohne Position eine Continuation Bet bringt, ist auf der Suche nach einer schlechteren Hand. Sicher, im gegnerischen Spektrum befinden sich auch schlechte Hände und nach einem Check wird Ihnen der Pot geklaut. Das muss Ihnen aber keinen Kummer bereiten: Dies ist eben ein Flop, auf dem das gegnerische Spektrum einfach stärker ist und das müssen Sie respektieren. Für eine Bet hat Ihr Gegner einfach nicht genug schlechte Hände.
Machen Sie keine loosen Calls und bringen Sie keine hoffnungslosen Bets, um einen Pot auf verlorenem Posten zu verteidigen. Manchmal ist es richtig, seine Schäfchen im Regen stehen zu lassen. Der einzige Grund für eine Continuation Bet ist Profitabilität. Ist diese nicht gegeben, sollten Sie auf die Bet verzichten.
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 25.07.2011.