Harrington on Hold’em ist zum Standardwerk der Pokerliteratur geworden. Jetzt erscheint der erste Teil der Trilogie erstmals auf Deutsch. Rainer Vollmar durfte das Werk vorab lesen und wie er darüber urteilt – Lesen Sie selbst.
Rezension von Rainer Vollmar
Harrington on Hold’em
Band I, Strategisches Spiel
Leseprobe
Obschon die Originalausgabe erst im Dezember 2004 (bzw. Band II im Juni 2005) erschienen ist, kann man Harringtons Buch schon heute als Klassiker bezeichnen. Mit seinem sehr unfangreichen Werk schloss Harrington eine klaffende Lücke innerhalb der Pokerliteratur: die eines umfassenden Kompendiums für das No-Limit-Turnierspiel.
Dan Harrington ist einer der erfolgreichsten No-Limit-Turnierspieler der jüngeren Vergangenheit. Er erreichte dreimal den Final Table beim Main Event der WSOP, 1995 konnte er das Turnier sogar gewinnen. Wie so viele begann er seine Spielerkarriere mit Schach und kam anschließend über Backgammon zum Poker. Feine Ironie besitzt der Umstand, dass er nach Abschluss seines Studiums zeitweilig als Insolvenzvollstrecker arbeitete. Harrington on Hold’em ist gemeinsam mit Bill Robertie, einem der bekanntesten und besten Backgammon-Spieler und -Theoretiker aller Zeiten verfasst worden.
Harrington on Hold’em ist ein dreibändiges Werk, wobei Band I und II im Grunde als ein Buch zu betrachten sind, dessen Umfang aber eine Edition in zwei Teilbänden erforderlich machte. Band III versammelt ausschließlich Übungsaufgaben zu dem in Band I und II Erlernten, mit denen das dort erworbene Wissen praxisnah vertieft werden kann.
Band I, um den es hier zunächst gehen soll, ist aber mitnichten eine Sammlung theoretischen Wissens. Im Gegenteil, eine besondere Qualität Harringtons liegt darin, Poker anschaulich und lebensnah zu beschreiben. Wesentliches Merkmal ist dabei die hervorragend gelungene Synthese aus mathematischen Grundlagen und konkretem, gegnerabhängigem Spiel. Hier besteht ein markanter Unterschied zu den Büchern eines David Sklansky, dessen Überlegungen auf einer meist streng mathematischen Basis beruhen. Harrington selbst spricht sehr respektvoll von Sklansky und baut fundamentale Gedanken wie z.B. das Gap-Konzept in seine Überlegungen ein.
Harrington on Hold’em ist ein abwechslungsreich und streckenweise sehr amüsant geschriebenes Fortgeschrittenenbuch. Allen Spielern, die über eine solide Kenntnis von Limit Holdem verfügen, bietet es den idealen Einstieg für den Wechsel zu No-Limit-Turnieren bzw. der dahingehenden Erweiterung des eigenen Repertoires. Da sich Harrington vergleichsweise wenig mit trockenen Standardberechnungen für Odds und Outs aufhält, liest sich das Buch ungemein anschaulich, bisweilen entsteht im Leser das Gefühl, an der beschriebenen Hand aktiv beteiligt zu sein. Alle Kapitel – mit Ausnahme von Kapitel 1- werden mit einem reichhaltigen Block von Übungsaufgaben abgeschlossen. Dabei spult Harrington fast filmartig die Gedanken eines Profis während einer Hand ab, wobei die Berechnung von Odds und Outs genauso standardisiert ist wie die Berücksichtigung des jeweiligen Gegnertyps.In den einzelnen Kapiteln liefert Harrington also das komplette Rüstzeug, um erfolgreich No-Limit zu spielen: Nach einer Einführung in No-Limit und seine Geschichte werden zunächst die verschiedenen Spielstile samt ihren Vor- und Nachteilen erläutert. Gegnerspezifische Spielzüge wie etwa »Der Hammer« oder »Das Rope-a-Dope« sind lebendig und dadurch sehr einprägsam beschrieben. Weiter geht es mit eingehenden Betrachtungen zum Lesen des Tischs, dies ist vor allem für Neueinsteiger im Live-Poker interessant. Über den Abschnitt Pot Odds und Handanalyse gelangt man zu drei großen Kapiteln, die von der richtigen Auswahl und Behandlung der Starthände über das richtige Spiel auf dem Flop bis zu den korrekten Spielweisen auf Turn und River führen.
Auf diese Weise erhält der Leser die für erfolgreiches No-Limit-Spiel notwendigen Grundlagen, die dann in Band II vertieft werden.
Großen Anteil an der Profitabilität der Lektüre von Harrington on Hold’em haben die deutschen Übersetzer. Sie haben nicht nur die Gratwanderung der adäquaten Wiedergabe aller Fachtermini gemeistert, es ist Ihnen auch gelungen, den teils trockenen Humor des Originals in der deutschen Ausgabe wiederzugeben.
Die Kombination aus didaktisch hochwertigstem Material und bestechender Lesbarkeit macht die Lektüre der deutschen Ausgabe von Harrington on Hold’em zu einem Hochgenuss.
Rainer Vollmar
Die deutsche Ausgabe kann bei www.pokerbooks.de bestellt werden.
In den nächsten Monaten werden auch Band 2 und 3 von Harrington on Hold’em sowie weitere zentrale Werke der amerikanischen Pokerliteratur bei Premium Poker Publishing Ltd. erscheinen. Auch diese Bücher können bei www.pokerbooks.de vorbestellt werden.
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 06.03.2007.