Nach dem ersten Artikel, den ich für PokerOlymp schreiben durfte, war ich schon ein wenig überrascht, wie sehr dieses Thema die Pokerwelt anspricht. Das zeigt uns, wie ernsthaft die Spieler dieses Spiel ausüben und ständig auf der Suche sind, ihr Spiel zu verbessern, um sich Vorteile zu sichern.
Dass die Körpersprache ein wichtiger Bestandteil beim Poker ist, wissen insbesondere die erfahrenen Spieler. Der ungeübte und nicht so erfahrende Spieler, kann aber jeden Tag seine Sinne schulen, indem er Menschen beobachtet. Üben Sie, Körpersprache in ihrer Einheit zu sehen und typische Körpersignale zu erkennen. Ein hervorragendes Experimentierfeld um Körpersignale zu studieren ist z.B. ein Straßencafe. Wenn Sie z. B. Paare beobachten, die sich beim Einkaufen an der Hand halten, können Sie schon erkennen, wer die Führung in der Partnerschaft hat.
Die Führung zu haben, ist gerade am Pokertisch wichtig. Sich ein gutes Image aufzubauen, um mit seinen Gegner, im wahrsten Sinne des Wortes, zu spielen, sollte jeder ernsthafte Spieler beherrschen. Aber was passiert, wenn ich gerade mal keinen Lauf habe und seit Wochen, bei manchen sogar seit Monaten, nichts funktioniert? Damit wären wir jetzt bei unserem Thema dieser Woche. DISZIPLIN
Jeder Pokerspieler kennt das, entweder es funktioniert alles oder der liebe Pokergott hat sich gegen uns verschworen. Egal was ich bekomme, die besten Karten sind in meinen Händen nichts Wert. Ich hadere mit mir, mit meinen Gegner und glaube, dass sich alles und jeder gegen mich verschworen hat. Wie komme ich aber aus diesem Tief heraus und an was kann es nur liegen? Sind es die falschen Karten die ich bekomme oder ist es meine eigene Persönlichkeit, die mich falsche Entscheidungen treffen lassen? Kann ich es etwa selbst beeinflussen und dem schlechten Lauf den Gar ausmachen?
Man sollte wissen, dass der schlechte Lauf wenig mit den Karten zu tun hat, sondern an uns liegt. Wenn ich mich schlecht fühle, spiele ich auch Karten die ich sonst nicht unbedingt spiele. Mir fehlt das, was so wichtig beim Pokern ist, DISZIPLIN. Dann kommt der Punkt, an dem ich mich wundere, dass ich K-Q verliere und komme mit der Ausrede, ich habe halt einen schlechten Lauf. Mein Kopf sagt mir doch, ich muss jetzt was tun, auch einmal schlechte Karten spielen, dann komme ich schon irgendwie aus meinem Tief heraus. Genau das Gegenteil wird der Fall sein ich werde mehr Hände verlieren. Der Unterschied beim guten Lauf ist doch genau der, dass ich solche Karten wie K-Q nach einem Raise nicht spiele. Also liegt der schlechte Lauf an den Karten oder an mir?
Wenn ich mich nicht wohl fühle, Stress im Beruf habe oder Probleme in meinem privaten Umfeld, ändert sich meine gesamte Ausstrahlung und meine Spielweise. Selbst ein ungeübter Spieler erkennt dann an meiner Körpersprache, dass ich mich ziemlich schlecht fühle. Beobachten Sie die anderen Spieler, die sich in einer solchen Situation befinden, und schauen Sie, welche Signale sie aussenden. Die Augenbrauen bewegen sich wie eine „Sambagruppe“ und der gesamte Körper ist so angespannt, dass man dem Gegner seine Anstrengungen ansieht, ruhig und gelassen zu wirken. Beobachten Sie bei einem Spieler mit negativen Lauf seine Hände und Sie werden Rötungen, bei machen sogar Kratzspuren feststellen. Auch der Mund, die Augen und seine Körperspannung werden Signale aussenden, wenn der Flop auf dem Tisch liegt und die Turn- und Riverkarte aufgedeckt wird. Wenn ich also feststellen kann, wie ich einen negativen Lauf bei anderen erkenne, muss ich anfangen, meine eigenen Signale zu erkennen und zu überprüfen.
Jetzt wird der eine oder andere sagten, “O.K ich habe erkannt, dass ich einen schlechten Lauf habe, aber das ist Poker. Gute Zeiten, schlechte Zeiten!”Und genau das unterscheidet den guten vom weniger guten Spieler. Der eine nimmt es hin und ergibt sich seinem Schicksal, der andere wird anfangen, sein Spiel zu analysieren und seine DISZIPLIN zu überprüfen. Und glauben Sie mir, nichts ist schwieriger als einzugestehen, dass es bei mir selber an der nötigen DISZIPLIN fehlt. Dann noch mit sich selber hart ins Gericht zu gehen, ist nicht einfach. Sehr hilfreich ist es, dabei zu wissen, dass wir den schlechten Lauf sehr wohl beeinflussen können und ihn sogar – mit einiger Anstrengung – zum positiven beeinflussen können. In meinem nächsten Artikel werde ich Ihnen einige bewährte Techniken und Imaginations-Übungen präsentieren, mit denen Sie sich in solchen Situation selbsttätig helfen können.
Ihr Manfred Schuetz
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 19.01.2007.