Im amerikanischen Bundesstaat Idaho kam es jüngst zu einem weiteren Urteil bezüglich Poker bei dem der Richter Poker als ein Geschicklichkeitsspiel einstufte und es für verfassungswidrig erklärte, Live-Poker per se als Glücksspiel zu verbieten.
James McManus berichtete am 19. Mai im BloombergView über den Fall von Mike Kasper und Jared Leuzinger, die in Idaho vor Gericht standen, da sie an einer Echtegeld-Pokerrunde teilgenommen hatten.
Der Bundesstaat berief sich dabei darauf, dass Poker ein Glücksspiel sei und dieses als solches zumindest außerhalb von Kasinos verboten ist.
Die Verteidigung hingegen führte zwei Studien auf, die wissenschaftlich fundiert deutlich machten, das Poker eine überragende Geschicklichkeitskomponente hat.
Das Gericht ließ sich von der Verteidigung überzeugen und urteilte, dass es verfassungswidrig sei, die Angeklagten aufgrund des Verstoßes das Glücksspielgesetz zu verurteilen.
Warum Poker kein Glücksspiel ist
Die zwei Studien, die die Verteidigung anführte, stammen aus den Jahren 2011 und 2012.
Die erste Studie von Robert Hannum (Prof. für Risk Analysis & Gaming an der Universität Denver) wertete eine Milliarde Echtgeld-Hände vom Online-Poker aus und zeigte auf, dass beim No-Limit-Hold’em weniger als 15 Prozent aller Hände zum Showdown gehen. Daraus lässt sich ableiten, dass das Setzverhalten der Spieler einen elementaren (und bis zu einem gewissen Grad von den eigenen Karten unabhängigen) Einfluss auf ihren Erfolg hat.
Die zweite Studie stammt von Thomas Miles and Steven Levitt von der Universität Chicago und betrachtet die Ergebnisse der WSOP 2010. Dafür wurden im Vorfeld 720 Spieler bestimmt, die aufgrund ihrer vorigen Erfolge als gute Spieler eingestuft werden konnten.
Die Ergebnisse dieser 720 Spieler wurden nach der WSOP mit den Ergebnissen der restlichen Spieler verglichen. Das Ergebnis: Die “guten” Spieler hatten im Schnitt einen ROI von 30,5 Prozent. Die restlichen Spieler hingegen kamen auf einen ROI von -15,6 Prozent.
Ferner: Wählte aus dem selben Turnier zufällig einen der guten und einen der restlichen Spieler aus, erzielte der gute Spieler in 54,9 Prozent aller Fälle einen besseren Platz als der andere Spieler. Dies entspricht in etwa der durchschnittlichen Gewinn-Quote, von amerikanischen Baseball-Teams, welche die Playoffs erreichten, gegen Mannschaften, die diese nicht erreichten.
Von diesen Studien und dem Vergleich zum Baseball ließ sich das Gericht in Idaho überzeugen und entschied zugunsten der Angeklagten.
Dies ein Teil der Ergebnisse der zweiten Studie zum Erfolg der Spieler bei der WSOP 2010:
Alle Spieler | “gute” Spieler | restliche Spieler | |
Anzahl Spieler | 32.496 | 720 | 31.776 |
Entries | 72.951 | 8.850 | 64.101 |
Ø Anzahl Turniere pro Spieler | 2,2 | 12,3 | 2,0 |
Ø Ausgaben für alle Buy-Ins pro Spieler | $6.220 | $49.481 | $5.239 |
Ø Gewonnene Preisgelder pro Spieler | $5.755 | $64.563 | $4.422 |
Gesamtbetrag Ausgaben | $202.111.504 | $35.626.500 | $166.484.992 |
Gesamtbetrag Gewinne | $187.004.480 | $46.485.332 | $140.519.152 |
Ø ROI pro Spieler | -7,5% | 30,5% | -15,6% |
» Artikel ‘Good poker players aren’t lucky’ bei BloombergView, englisch
» Urteil im Fall Idaho vs. Kasper & Levzinger, englisch
» Economics of Poker: The Effect of Systematic Change, englisch, Paywall
» The Role of Skill versus Luck in Poker: Evidence from the World Series of Poker, englisch
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 21.05.2014.