Ja wer ist denn jetzt tatsächlich Schuld am Dilemma? Gekündigte Verträge und keiner will’s gewesen sein. Doch ganz so ist es nicht, denn wenn man die Sponsorverträge von GNUF ansieht, dann weiß man ganz genau, wer hier für die Illusion verantwortlich war – die GPPA.
Im September schrieb ich selbst den Artikel, dass die GPPA die Partnerschaft mit GNUF eingegangen ist und die Spieler nun die Aussicht auf Sponsorenverträge im Wert von insgesamt $1.250.000 hätten. In diesem Artikel gebrauchte ich ein österreichisches Wort für „Bearbeitungsgebühr“. Schon damals fand ich es amüsant, wie das – im österreichischen Beamtendeutsch gebräuchliche – Wort „Manipulationsgebühr“ in Zusammenhang mit der GPPA aufgenommen wurde.
Heute weiß ich, dass es treffender nicht sein hätte können. Denn es ging nie um fünf Verträge im Wert von je $250.000.
Konkret lautet die Passage:
….“There will be a test period where The Player is guaranteed to play at least three poker tournaments: EPT Dortmund, CAPT Bregenz Open Main Event, and Irish Open Main Event. If the player is successful and shows he is a good ambassador for Gnuf during the test period, he will get to play more tournaments. The maximum value of buy-ins, travel and accomodation costs is 250,000 USD.” (Orignal Sponsor-Vertrag GNUF)
Für diejenigen, die sich mit Englisch ein wenig schwer tun – Hier steht tatsächlich, dass vorerst nur in einer Testphase die Buy-Ins für Dortmund, Bregenz und Dublin von GNUF bezahlt werden. Und nur, wenn der Spieler erfolgreich ist und sich als gute Repräsentationsfigur herausstellt, wird der Vertrag verlängert, bis ein Maximum von $250.000 erreicht ist.
So, liebe GPPA. Wenn dies schon vorher bekannt war, warum wird nun tatsächlich die Serie mit dem Maximalbetrag beworben? Drei Turniere, die zusammen ein Buy-In von €14.500 plus Hotel und Reisespesen war nicht repräsentativ genug? Vermutlich, denn sonst hätte man ja bei der Wahrheit bleiben können.
Oder ging es dabei um den Vertrag zwischen GNUF und der GPPA. Hat man dem schwedischen Anbieter, der den deutschen Markt nicht kennt, genauso eine Illusion verkauft? Und deshalb mussten so viele Spieler wie nur irgendwie möglich her? Das wäre nämlich die einzige Erklärung, warum man mit den vollen $250.000 in die Werbung gegangen ist.
Ganz ungeschoren will ich GNUF aber auch nicht davon kommen lassen. Sponsorverträge haben immer ein Für und Wider. Ein ganz großes Wider bei diesem Vertrag ist
„The Player shall pay 70 % of his net winnings (gross winnnings minus tax) in the tournaments to Gnuf, within five days of receiving the winnings. “… (Orignal Sponsor-Vertrag GNUF)
Ja, da steht tatsächlich, dass ein Spieler, der es ins Geld geschafft hätte, 70 Prozent seines Netto-Gewinnes an GNUF überweisen hätte müssen. Hätte es einer der fünf zum Beispiel bei der EPT Dortmund auf Platz 40 geschafft, hätte er €9.500 erhalten. Davon wären aber €6.650 wieder an GNUF zurückgegangen. Lassen wir das mit den $250.000 selbst im Idealfall mal dahingestellt.
Mittlerweile gibt es auch ein offizielles Statement von GNUF:
“We would like to state that we are very happy with the five GPPA Superfinale winners Derya Apuhan, Harald Dohm , Marc Dötsch, Danny Ehrenberger, and Ulrich Trautenberg. They have been good ambassadors for Gnuf at three major poker tournament in three different countries over the last two months”, says Robin Hoyle, Managing Director of Gnuf Ltd, Malta.
In the sponsorship contract that the players had with Gnuf, there was a test period during which the players would get to play EPT Dortmund, CAPT Bregenz, and Irish Open. Players who were successful during the test period would get to play more tournaments up to a maximum value of 250,000 USD. Four of the players did not win anything while Harald Dohm came in 17th place in Bregenz and won 2,490 Euro. Since the total buy-in for the three tournaments (excluding travel expenses) was 14,500 Euro, none of the players even came close to being a winning player.
“I personally sat down with each of the players in January, and explained the contracts. I am sure that the five players understood exactly what the contract meant, and Gnuf has honoured the contract”, says Jonas Ödman, Director of Gnuf Ltd, Malta.
“I cannot comment on the content of our other sponsorship contract, but the reason that Andreas Krause, winner of the European Poker Rankings 2007, is playing so many tournaments for Gnuf is his huge success during the last year”, says Jonas Ödman.
Auch hier wird nur bestätigt, dass die Spieler vor der Unterschrift über die Klauseln informiert waren. Das wird von den fünf auch nicht bestritten, im Gegenteil, das Verhältnis zwischen GNUF und den fünf Gewinnern ist nicht einmal angespannt.
Wieder geht es zurück auf die GPPA, die hier offenbar einiges zuviel versprochen hat. Aus “bis zu einem Wert von” wurde manchmal schon “im Wert von” und von Erfolgsklauseln war selbst beim Finale noch nicht die Rede. GNUF hat den Vertrag eingehalten. Ob dieser nun großzügig und wirklich wert war, beworben zu werden, ist Ansichtssache. Die GPPA hat sich die Manipulationsgebühr geholt, Mega-Werbung bekommen und lehnt sich nun fast wie ein Unbeteiligter zurück.
“Die Verantwortlichen” von Asch haben wir noch nicht gefunden, vielleicht finden wir die Verantwortlichen für dieses Debakel.
Rosi Grünstäudl
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 26.03.2008.