Anderthalb Jahre ist es nun her, dass ich erstmals die wunderschöne Stadt Buenos Aires in Argentinien besuchen durfte und so auch das Casino-Schiff im Puerto Madero. Damals war ich ziemlich enttäuscht von den Pokermöglichkeiten, die sich auf eine seltsame Ante-Variante zu beschränken schienen.
Doch nun, als hätten sie dort meinen Pokerolymp-Text gelesen (Scherz, liebe Nörgler), haben sie sich ganz schön aufgemacht. Und das sieht man schon von außen. Vor die beiden im Hafen liegenden Spielschiffe hat man ein Vegas-Vorhalle gepackt, die man nur als edel bezeichnen kann. Es gibt eine Minibühne, auf der gern mal neben normalen Bands Tangovorführungen stattfinden, eine Buffetfuttervariante, ein Café, Geldautomaten, eine kolumbianische Bankfiliale, bei der man etwas schlechter als normal auch Euros tauschen kann, und jede Menge Metalldetektoren.
Und es gibt in der vierten (!) Schiffsetage einen neuen Pokerraum, der 24 Stunden am Tag gut gefüllt ist. An elf Tischen kann man ausschließlich Hold’em spielen. Turniere gibt es nur zweimal im Monat, aber jeden Tag ständig Sit&Go’s. Die Blindvarianten im Cash sind überschaubar. 5-10,10-20 und 25-50 Pesos. Wobei ein Euro ungefähr 5 Pesos entspricht. Es gibt lange Wartelisten, wenn man nicht gerade am Morgen oder tief in der Nacht erscheint und so sitzt das Pokervolk wie auf der Stange vor den geheiligen Hallen und langweilt sich mit spanischen aber doch immer gleichen Bad-beat-Storys.
Sitzt man dann endlich am Tisch, fallen einem ein paar wirkliche Kuriositäten auf. Zunächst einmal ist so vieles verboten, wie ich es bisher nur aus Sydney kannte: Keine Handys, auch nicht für SMS oder ein paar Notizen für diesen Text hier. Beim Turnier erlaubt, beim Cash aber verboten: Sonnenbrillen, Kopfhörer und Kapuzen. Englisch versteht hier leider kaum einer, so dass man wenigstens ein paar Zahlen auf Spanisch sagen können sollte oder einfach immer nur ganze Chips raist. Ein Missdeal ist auch, wenn die letzte Karte beim letzten Spieler aufgedeckt wird und wer von einem Tisch an einen anderen umgesetzt wird, weil der erste geschlossen wurde, muss auch den Big Blind extra entrichten. Begründung: „Sie haben den Tisch ja selbst geschlossen, als so viele Spieler gegangen sind.“ „Menno, blöde Spieler!“ (Kein Zitat!)
Und das Kurioseste: Wenn man beim Cash nicht am Tisch ist, werden die Blinds vom Dealer vom Stapel genommen und eingezogen. Die Chips übrigens haben es wahrlich in sich, denn alle vom 100er aufwärts sind full metal jacket bullets äääh-chips. Ein Gebimmel den ganzen Tag. Was leider so gar nicht verboten ist, ist das Rauchen. Und meine Fresse, kann der gern so melancholische Argentinier was wegqualmen, wenn er nicht gerade Tango tanzt oder Steaks isst, über die man nicht drüberschauen kann. Meinem aus Deutschland eingeschleppten Reizhusten half das auch nur bedingt.
Das CasinoQuelle: carstenweidling.de
Was am meisten an den eigentlich sehr netten und freundlichen Tischen mit ganz gutem Spiel nervt, sind die teils lahmarschigen Dealer. Die können aber meist nichts für ihre Spielverschleppung. Es ist einfach Mist, wenn es an einem 10-20er Tisch keine 10er oder 20er Chips gibt. So wird ewig gewechselt und getauscht. Zudem haben die Spieler die kuriose Macke, dass sie keine großen Chip-Stapel vor sich stehen haben wollen und so immer gleich in höherwertige Chips tauschen, sobald sie ein paar kleinere dafür zusammen haben. Und das bedingt noch mehr ewiges Gewechsel. Und alle halbe Stunde schaut jemand vorbei, der zählt, was in der Kasse ist. Das brachte das langsamste Spiel meiner Reise zustande.
Etwas hurtiger (Ja, das Wort gibt’s noch) geht es logischerweise bei den 5-10 und 25-50er Tischen zu, da es ja 5er und 25er Chips gibt. Auch das nachträgliche Ausrechnen und Abziehen des 5prozentigen Rake hält auf. Aber irgendwie ist es dennoch nett. Auch wenn ein Wasser am Tisch 2 Euro kostet und der Service etwas behäbig ist.
Na egal, Buenos Aires ist so oder so eine wunderschöne Stadt und es gibt noch mehr Casinos in der Stadt, das größte im Stadtteil Palermo. Diese wundervolle Stadt mit den aufregenden Stadtteilen San Telmo und La Boca ist immer eine Reise wert. Und nach einem Dinner gegen üblicherweise 22 Uhr mit unfassbaren Steaks vom 3-Meter-Grill ist ein Besuch in Puerto Madero `ne hübsche Idee.
Euer Carsten Weidling
Wer mehr über Carsten und seine Weltreise erfahren möchte, kann gern auf www.carstenweidling.de nachlesen.
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 23.02.2011.