Ich habe es ja schon einmal erwähnt. In Macau hat mir ein australischer Spieler folgenden Tipp gegeben: „Willst du in Australien Geld verdienen, spiele in Sydney. Willst du gutes Poker spielen, spiele in Melbourne.“

Es lag nicht daran, dass ich vielleicht mein Pokerspiel zu kritisch sah und mir so ausmalte, in Sydney eher gewinnen zu können. Es war viel mehr meinem Weltreiseplan entsprungen, dass ich in Sydney vor Anker ging. Und Sydney selbst ist ja schon ein Traum. Die Landschaften sind wundervoll, das Klima ein Genuss (ich war da, bevor der Wüstensand Einzug hielt)und das Leben und die Menschen in Sydney empfand ich als sehr entspannt und angenehm. Selbst wenn man also dort nicht pokern wollte, lohnte sich ein „Abstecher“ in diese Stadt um die Ecke.
Doch ich wollte und fand mich so in Darling Harbour im Star City Casino wieder. Mit dem Tipp des australischen Mitspielers in Asien wollte ich also an die Fleischtöpfe und mal eben Millionen verdienen. Oder wenigstens eine. Oder ein warmes Essen. Doch Freunde der Nacht, das ist etwas komplizierter als gedacht. (Sorry, sollte kein Reim werden.) Denn die Spieler spielen wirklich blöd und ein bisschen schlecht.
Das heißt, wenn sie Glück haben, gewinnen sie. Und in meinem Fall hatten sie Glück. Man könnte auch die viel zitierte Pokerweisehit “Never bluff a monkey“ noch einmal rausholen, da ich wirklich teilweise an Tischen saß, wo ich dachte, hier essen alle nur ausschließlich Bananen. Es war schwer und mühsam und ich hatte gefälligst mein Spiel umzustellen. Also wirklich Karten spielen und wenige Aktionen machen.

Nun gut, bevor ich mich noch einmal rückwirkend aufrege, hier ein paar Formalien. Gespielt wird ab Blinds von 1 und 2 Australische Dollar, also ca. 50 Eurocent und 1 Euro. Die meisten Tische haben 5 und 5 als Blinds. Und das Blöde ist, die meisten Tische haben ein Maximum-Buy-in von 200 Dollar. Ich weiß, es ist üblich, ich mag es nur nicht. Denn so funktionieren diese Tische zu Beginn ein bisschen wie ein Turnier und das All-in wartet hinter jedem Turn. Und es ist teuer: Rake 10(!) Prozent des Pottes. Und man zahlt einen Stundenbeitrag, eine Time-Charge von 5 Dollar an den kleinen Tischen, 10 Dollar an größeren und noch mehr an den großen.
Es ist also teuer und alles in allem ein bisschen schwierig. Und nun kommt meine Lieblingsnummer in Sydney: Sonnenbrillen, Kopfhörer, Kapuzen und das Aufstehen am Tisch sind verboten. Ich weiß heute noch nicht, wie ich das finden soll. Ich persönlich nutze dies alles nicht, aber es zu verbieten, ist doch kurios. Der ganze Schrott gehört doch irgendwie dazu. Ist Teil der Show. Beim nochmaligen Nachdenken finde ich es also nicht gut.
Aber ich muss zugeben, es hat Spaß gemacht, in Sydney, in diesem sehr großen Casino zu spielen. Der australische Spieler ist sehr freundlich und offen. Du bist viel am reden und so hatten meine australischen Pokertische auch wieder den erhofften Vorteil, zu kommunizieren und Menschen kennen zu lernen. Und das war super. Und auch hier ist man sehr froh, neben Amerikanern auch mal andere Ausländer zu treffen. Wer könnte die Freude darüber den Australiern verdenken?
Mein Fazit: ein mittlerer Verlust, viel Spaß und die Erkenntnis, das nächste Mal in Melbourne Halt zu machen.
Euer Carsten Weidling
Wer mehr über Carsten und seine Weltreise erfahren möchte, kann gern auf www.carstenweidling.de nachlesen.
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 31.10.2009.