Also: Wenn ihr nach Asien reinkommt und euch links haltet (oder rechts, oder was) dann stoßt ihr erst mal auf Japan. Ein wundervolles Land mit wundervollen Menschen.
Viele von diesen Menschen sitzen in Spielhallen an pervers lauten Maschinen und jagen irgendwelchen Kugeln hinterher. Verstanden habe ich das Spiel nicht, aber es gab ja auch nichts zu gewinnen. Das muss man sich zwar mal anschauen und zwingend mal anhören, aber mit Poker hat das freilich nichts zu tun. Kommen wir zu den Spielcasinos in Tokio. Kurzes Kapitel: es gibt keine. Und über meine Versuche, den Japanern Pokern beizubringen, muss ich später mal eine eigene Geschichte schreiben.
Also reisen wir weiter. Zum Beispiel nach Vietnam. Tolle Mädels auf Mopeds, die dir ständig die wahre Liebe anbieten und dabei immer rufen (ich übersetze mal aus dem Vietnamesischen): “Sehr billig. Nur eine Million!” Nett. Nur „Call“ solltest in Vietnam bei einem solchen Angebot besser nicht rufen. Aber wo stehen die Pokertische? Nicht jedenfalls in Vietnam.
Bevor ich weiterreise, ein kleiner Einschub. Natürlich gibt es überall inoffizielle Spieltische, doch an die habe ich mich nicht ran getraut. Und ich würde dies, ebenso wie die Mopedmädels nicht wirklich empfehlen.
Biegen wir ab und reisen nach Thailand. – Nichts. Aber dann China? – Nee. Aber Indien sicher. – Nein, sicher nicht. Singapur? – Ich glaube nicht. Malaysia? – Ich war nur in Kuala Lumpur, aber da auch nicht. Korea? – Auch nicht. Allerdings gibt es in Seoul ein Casino. „777luck“ oder so. Ich war drin. Und man kann dort ein Haufen Spiele spielen, nur eben kein Poker. Und Caribbean Poker oder Three-Card-Poker zähle ich persönlich nicht. Dann aber Hongkong? – Nein, aber es wird schon wärmer. – Richtig: Macau. Macau ist das Las Vegas von Asien. Gehört eigentlich zu China, doch der Chinese hält sich dankenswerterweise relativ raus.
Ich bin also sofort in das größte Casino der Welt – in das Venetian. Alles in Gold, viel Wasser, Tüll und typischen Las-Vegas-Kram, doch Ihr glaubt es kaum: kein Poker. Unvorstellbar. Die Asiaten lieben es, so eine kuriose Form von Baccarat zu spielen. Da drehen sie durch. Massenhaft jubelnde Asiaten sind ein beängstigender Anblick. Auch so ein eigenartiges Spiel um Perlmuttscheibchen, bei dem man raten muss, wie viele sich in einem Silbernapf befinden, bringt sie zur Raserei, aber kein Poker im größten Casino der Welt.
Männer mit sonderbaren Hüten in SeoulWenn man dann aber ein paar Meter weitergeht, stehen sie endlich da, die Pokertische, die unser aller Herzen so hochschlagen lasse. Im Wynn, im Starcasino und in noch ein paar anderen Läden. Und dort kann man auch gelassen und ruhig Poker spielen. Meist in abgetrennten ruhigen Pokerräumen, wo diverse Pokerarten und Blindhöhen angeboten werden. Umgerechnet ab Blinds von 1 und 2 Euro.
Kurios dabei ist, dass das eigene Geld, also der Macau-Dollar nicht akzeptiert wird. Man muss mit Hongkong-Dollar spielen. Kleine Nachhilfe in Geografie: Hongkong ist mit der Fähre ungefähr 2 Stunden entfernt. Hat man dann die richtige Währung und hockt an den schönen Tischen in den prachtvollen Casinos, ist alles zivil und auch das Rake hält sich in Grenzen. Ich glaube, es waren 6 oder 7 Prozent. Die Leute spielen recht solide und drehen nicht durch. Zumindest an den kleinen Tischen. Zusammenfassend kann man also sagen, dass man in Asien (oder in dem Asien, das ich besucht habe) nur in Macau pokern kann und auch da nicht überall.
Doch dort muss man es mal getan haben. Wir alle kennen asiatische Besucher in deutschen oder europäischen Casinos. Nach meiner Meinung und mit meinen Erlebnissen, komme ich zu dem Schluss, dass dies nicht zu vergleichen ist. Ich habe kaum wilde Zockereien gesehen, sondern ein besonnenes und recht gutes Spiel. Und man kann unglaublich viel Spaß haben. Gerade wenn man aus Europa kommt, ist man sehr beliebt dort.
Überhaupt, sorry Österreich und Schweiz, ist der Deutsche weltweit ein gern gesehener Gast. (Nun gut, vielleicht werden Österreicher und Schweizer weltweit auch unter Deutschland subsumiert.) Und die Gespräche am Tisch drehten sich in Asien vor allem um Fußball und Autos. Stolz wurden mir die Mercedesschlüssel gezeigt und mein Kommentar, dass ich ja Audi viel besser finde und man in Deutschland Mercedes fährt, wenn man sich ein Taxi ruft, hat den ein oder anderen Spieler in eine Sinnkreise gestürzt.
Ich persönlich bin mit ein paar hundert Euro im Plus aus dieser Stadt wieder abgereist und Richtung Australien aufgebrochen. Und ich habe heute noch, 8 Monate nach meinem Aufenthalt in Macau, noch Kontakt zu zwei Mitspielern. Einem Chinesen und einem Kanadier. Und schon dafür hat es sich gelohnt, da zu sein. Und das nächste Mal, lerne ich auch dieses Perlmuttscheibenspiel. Versprochen.
Eurer Carsten Weidling
Wer mehr über Carsten und seine Weltreise erfahren möchte, kann gern auf www.carstenweidling.de.
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 25.10.2009.