Carsten Weidling ist Buchautor und Fernsehmoderator. Und er ist ein leidenschaftlicher Pokerspieler. Über die Poker Bundesliga – er ist sehr stolz auf seinen Platz 2 im Jahr 2008 – ist er aus der Hobbyspielerei immer mehr zum – wie er sagt – semiprofessionellen Pokern gekommen.
Hauptsächlich spielt er Texas Hold`em und Omaha, liebt aber auch H.O.R.S.E.-Runden. Nun ist er auf Weltreise und schreibt exklusiv für Pokerolymp von seinen Erlebnissen. Besonders über den Spaß am Spiel und von wundervollen Orten. Und weniger über die so oft besprochenen unmöglichen Calls.
Wer mehr über ihn und seine Weltreise erfahren möchte, kann gern auf www.carstenweidling.de nachlesen.
Alles fing bei mir – dem Pokerossi – mit der Idee an, um die Welt zu reisen, und dem Segen, dass es im Jahr 2008 gut am Filz für mich lief. So also startete ich im Januar 2009 für bislang acht Monate zu einer Reise um diese wundervolle Kugel. Pokern ist dabei nicht mein Hauptziel und sicher nicht das, was ich bisher am meisten tat. Doch ich tat es. Und da mich Pokerolymp so nett darum gebeten hat, werde ich nun einige Wochen lang vom weltweiten Pokern schreiben.
Ich möchte Euch weniger die ewig gleichen Geschichten von „Du kannst Dir nicht vorstellen, womit der mich gecallt hat und dann auch noch den River traf!“ erzählen. Sondern mehr vom Spaß, dem Sport und der so ungeheuer kommunikativen Wirkung erzählen, wenn man irgendwo auf dieser Erde an einem Pokertisch mit ganz Fremden und doch Gleichen sitzt. Heute zur Einstimmung auf unsere nun gemeinsame Reise ein paar Höhepunkte, damit Ihr wisst, was so auf Euch zukommen wird. Und wo ich auf dieser unglaublichen Tour bislang überall saß.
Grundsätzlich bin ich als guter Ossi immer Richtung Osten geflogen. Also habe ich in Asien angefangen, was allerdings bezüglich des Pokerns eher uninteressant ist, da es kaum Casinos gibt. Und sollte sich doch mal ein Casino in den von mir bereisten Städten in Asien befunden haben, so wurde, wie in Seoul, kein Poker gespielt. Aber natürlich habe ich Macau halt gemacht und dort neben kuriosen Spielen um Perlmuttchips auch Lustiges am Pokertisch erlebt. Auch wenn es im vermeintlich größten Casino der Welt, dem dortigen Venetian keine Pokertische gibt, sich aber der asiatische Mitbürger wie ein Wahnsinniger über die Baccarat-Tische hermacht und eine Massenhysterie unter Asiaten irgendwie was Furchterregendes ist.
Von Asien bin ich nach Australien abgebogen. Ich hatte schon in Macau einen Tipp von einem australischen Spieler bekommen. Der sagte: „Wenn du in Australien Geld verdienen willst, pokere in Sydney, willst du gutes Poker spielen, spiele in Melbourne.“ Nennt es Selbstkritik, aber ich war in Sydney. Und habe tatsächlich recht schwache Spieler und dafür die teuersten Tische meiner Reise und die meisten Verbote erlebt.
Ein Beach in NeuseelandIn Auckland, meinem Pokerstopp in Neuseeland, hatten dann die, so empfand ich das, vorsichtigsten Spieler des Planeten ihren Auftritt. Das Casino ist nett und der Neuseeländer ist es ohnehin. Ohne Witz: Ein paar Mal an einen Pokertisch in Neuseeland zurückzukehren, bedeutet schnell mal, in eine Art Familie aufgenommen zu werden. Und so kann man da viel Spaß haben und seine Reisekasse recht leicht aufbessern.
Dann war Amerika dran. Kein Poker auf Hawaii, kein Poker in LA und kein Poker in San Francisco. Doch man mag es nicht glauben, bei meinem nächsten Stopp, es war eine Wüstenstadt Namens Las Vegas, konnte man tatsächlich spielen. Und zwar so viel, dass ich mir zumindest vorgenommen habe, darüber zwei kleine Artikel zu verfassen.
Interessanter, weil ungewöhnlicher waren aber meine Pokerstopps in Südamerika. Auf einem Schiff in Buenos Aires- wo man ohne Blinds spielt – in einem der sehr vielen und süßen Casinos von Lima – wo ich außerhalb Amerikas die internationalsten Tische hatte, in einem abgewetzten Casino in Paraguay – wo es übrigens schon deswegen Spaß macht, weil man mal mit „Wohlstands-Blinds“ von 2.500 und 5.000 spielen kann (gut, sind auch nur 35 und 70 Cent), oder in einem sehr kleinen Casino in Montevideo, also Uruguay – wo man sehr schnell Spanisch lernen und Englisch vergessen sollte.
Und dazu kommen hier, neben meinen Pokererlebnissen auf einem Kreuzfahrtschiff, auch noch Geschichten, die unseren Sport, unser Spiel so liebenswert machen. Denn wenn du ganz aufgeregten jungen Japanern unter einer Shikansenbrücke mit mitgebrachten Karten das Pokern beibringst, oder mit Reisenden jeden Alters aus 6 Ländern im Okavango-Delta in Botswana um Steine und Stöckchen rund um ein Lagerfeuer mit Blick auf die Milchstraße pokerst, hast du wirklich Freude am Spiel.
Von mir wird es kaum Tipps geben, wie welches Land zu spielen ist. Blindhöhen und spezielle Regeln, wie das Verbot von Sonnenbrillen, Kopfhören und Kapuzen in Sydney, werde ich zwar erwähnen, aber mir geht es um den Spaß einer solchen Reise und die Hoffnung, den einen oder anderen Leser zu ermutigen auch dort mal zu spielen. Selbst wenn die Bankroll nicht zu üppig ist. Denn eines habe ich gesehen: In dieser wundervollen Welt, den atemberaubenden Städten und den traumhaftesten Landschaften findest du doch immer noch ein paar Menschen, die die Karten, die Chips und das Spiel lieben wie wir.
Demnächst gibt es mehr Geschichten.
Bis dahin sage ich, die Welt ist nicht genug. Es müssen schon noch Karten darauf liegen…
Euer Carsten Weidling on Tour
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 18.10.2009.