Letzten Mittwoch ging Full Tilt vom Netz. Dem Pokeranbieter wurde die Lizenz entzogen. Auszahlungen sind derzeit nicht möglich. Dies sind die aktuellen Informationen:
Was ist passiert?
Am Mittwoch, dem 29. Juni wurde der Spielbetrieb auf Full Tilt Poker unvermittelt eingestellt. Die Alderney Gambling Control Commission (AGCC) hatte Full Tilts Lizenz an diesem Tag ausgesetzt. Diese Lizenz ist zum Betreiben der Plattform auf Alderney, einer britischen Kanalinsel, unerlässlich. Der Client ist seitdem nicht erreichbar. Support-Anfragen werden seitdem nicht von Full Tilt beantwortet, ausstehende Auszahlungen wurden nicht getätigt, neue Auszahlungen sind nicht mehr möglich. Derzeit kann man auf nicht auf Full Tilt-Software zugreifen.
Warum wurde die Lizenz von Full Tilt ausgesetzt?
Die AGCC erklärte am Mittwoch, die Aussetzung der Lizenz sei Konsequenz aus eigenen Untersuchungen nach der Klage des amerikanischen Justizministeriums (DoJ) gegenüber Full Tilt vom 15. April. In diesen Untersuchungen hat die AGCC festgestellt, dass Full Tilt den Lizenzbedingungen nicht nachkommt. Als drastischer Lizenzverstoß von Full Tilt ist anzusehen, dass das Unternehmen seit dem 15. April keine amerikanischen Spieler ausgezahlt hat, bzw. auszahlen konnte. Ferner hat Full Tilt keinen Nachweis erbracht, dass das Unternehmen die ausstehenden Forderungen der Spieler bedienen kann.
Was sagt Full Tilt?
Das Unternehmen Full Tilt ist bisher noch nicht an die Öffentlichkeit getreten. Zwölf Stunden nach Lizenzentzug teilte das Unternehmen einigen Spielern per Email kurz mit, dass die Situation baldmöglichst bereinigt werden sollte. Am 4. Juli teilte das Affiliate-Team von Full Tilt einigen Affiliates mit, dass das Unternehmen mit der AGCC verhandle und nach erfolgreichem Abschluss die Geschäfte weitergehen werden sowie die Affiliate-Provisionen sicher seien.An die breite Öffentlichkeit oder die Mehrheit der eigenen Spieler wandte sich Full Tilt bisher noch nicht. Die Seite von Full Tilt weist lediglich auf Wartungsarbeiten, bzw. ein heruntergefahrenes System hin.
Wie geht es weiter?
Am 4. Juli veröffentliche die AGCC ein Statement aus dem hervorgeht, dass Full Tilt und die AGCC sich derzeit in einer frühen Verhandlungsphase mit einer dritten Partei befinden. Diese dritte Partei soll die Finanzierung des Unternehmens sicherstellen. Schon am ersten Juli berichtete die LA-Times, auf Insider-Kreise berufend, dass sich Full Tilt derzeit in Verhandlungen mit einer europäischen Investorengruppe befindet.
Die Dauer der Verhandlungen zwischen Full Tilt, der AGCC und der bislang unbekannten dritten Partei kann auf mehrere Wochen geschätzt werden. Bis dahin wird sich am Status von Full Tilt nichts ändern. Ob und inwieweit diese dritte Partei bestehende Spielerschulden von Full Tilt begleichen wird, ist bislang nicht bekannt.
Sollten die Verhandlungen scheitern und kein weiterer Investor gefunden werden, der bereit ist für Full Tilts Finanzierung vor der AGCC zu bürgen, muss Full Tilt aus eigener Kraft eine Finanzierung sicherstellen. Gelingt dies nicht, müsste das Unternehmen aller Voraussicht nach Konkurs anmelden. Ob und inwieweit Spielerschulden in diesem Fall durch Verkauf der Software und Patente und der Restmasse bedient werden könnten, ist ungewiss.
Zum 28. Juli ist Anhörung zwischen Full Tilt und der AGCC angesetzt. Spätestens zu diesem Zeitpunkt wird mit oder ohne Investor die mittelfristige Zukunft von Full Tilt auf Alderney entschieden.
Wie konnte es soweit kommen?
Am 15. April erhob das DoJ Anklage gegen Full Tilt (sowie PokerStars und UB/AP). Die Anklage wirft dem Unternehmen unter anderem Geldwäsche und Bankbetrug vor. Infolge der Anklage wurden zahlreiche Konten von Full Tilt durch das DoJ gesperrt. Full Tilt verfügt deswegen seit dem 15. April nur noch über sehr geringe liquide Mittel.
Das Unternehmen konnte bis zum jetzigen Zeitpunkt keine Einigung mit dem DoJ erzielen, um amerikanische Spieler, die seit der Anklageerhebung vom Spiel auf Full Tilt ausgeschlossen sind, auszuzahlen. Die offenen Schulden bei den amerikanischen Spielern werden auf ca. 100 Millionen Euro geschätzt.
Um die Liquiditätsprobleme zu lösen, suchte das Unternehmen seit dem 15. April einen Investor, der gegen Anteile des Unternehmens die Schulden bei den Spielern übernimmt. Doch erhielt das Unternehmen bis jetzt noch keine konkrete Zusage eines Investors.
Ein Mitarbeiter von Full Tilt erklärte PokerOlymp, dass er die Verantwortlichkeit für die katastrophale Entwicklung des Unternehmens beim Management, insbesondere dem Finanzdirekor und dem Geschäftsführer, Ray Bitar, sehe und dass eine langfristige positive Entwicklung nur durch Austausch des Managements erfolgen könne.
Siehe auch:» Live-Ticker zu Full Tilt, der alle aktuellen Informationen hält
» Vergleich der Full Tilt- und Pokerstars-Lizenzen
» Aussagen eines Pocket Kings-Mitarbeiters nach der Full Tilt-Katastrophe
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 04.07.2011.