Zwei Tickets zur World Series of Poker spielte der Fish Hooks Poker Club Hamburg in einer Turnierserie aus. Im März wurde der erste Sieger gekürt, nun ist auch das zweite Ticket an den Mann gebracht. Thorsten Engelken erzählt, wie er zu seinem Ticket kam.
Endlich Finaltag, Sonntag, der 17. Juni. Nachdem das letzte WSOP Finale am 31. März für mich nicht gut gelaufen war (als 11ter ausgeschieden, schlecht gespielt, schlechte Karten und dann kam auch noch Pech dazu ;–)), heißt es aus Fehlern lernen und es besser machen. Das Format ist Klasse. 3.000er Stacks und die ersten 4 Blind-Stufen jeweils eine halbe Stunde, ab da dann Blind-Stufen von je 20 Minuten. Das gibt einem mehr Zeit für Strategie und Manöver.
Es ist kurz vor 15:00 Uhr, die ersten Spieler, Begleiter, Angehörige und Freunde stehen schon vor der Tür. Einlass – endlich die Leute finden sich zusammen. Noch ein Wasser, eine Zigarette und nicht dran denken. Na ja – aus der einen Zigarette werden dann drei, aber langsam steigt die Spannung. Guido holt alle Mitspieler zusammen, erklärt noch mal das Prozedere und dann werden auch schon die Platzkarten gezogen. Ich ziehe Tisch 1, Platz 3. Ein guter Platz, am Tischkopf für einen guten Überblick. Wir sitzen zu acht am Tisch, drei Gegner kenne ich aus vorherigen Spielen. Und schon gehtâs los, der Dealerbutton wird ausgelost, noch ein Gebet zu den Poker Göttern, âbitte gebt mir wenig Bad Beats und 1 mal AAâ. Und schon bin ich im BB. Ich denke alle haben zu Beginn eine ähnliche Strategie, erstmal abwarten, schauen was die anderen am Tisch so machen und versuchen, sich einen ersten Eindruck von den Spielern und deren Gewohnheiten zu machen. Ich sitz da mit D5, schon ist der erste Raise da, 200, nicht viel, âaber Engelken bleib dir treu, bleib ruhig und warte ab. Lass dich nicht in marginale Pötte mit marginalen Händen ziehen.â Ich schmeiß weg – weiter gehtâs.
Schon in der zweiten Hand wieder ein Raise 300 und die Gangart wird härter. Call, Call. Ich folde. Mit der Ruhe am Tisch ist es vorbei. Es geht ziemlich schnell zur Sache, die ersten All-Ins kommen und noch in der ersten Blind-Stufe scheidet auch schon der Erste aus. Das beruhigt den Tisch aber nicht, kurze Zeit später geht der 2. vom Tisch.
Zwischendurch werden aber auch gute Hände gespielt, taffe Raises und Calls. Schnell zeigt sich ein klarer âBullyâ am Tisch, Christian, der schnell Chips kumuliert und dann den Tisch nach Belieben dominiert. Ich kann nicht viel eingreifen, gewinn 2 Mini-Pötte mit AD und mit 10,9, beide kommen nicht zum Showdown.
Dann bekomme ich meine beste Hand an dem Tisch 10,10, ich limpe mit fünf anderen. Auf dem Flop kommt 9,7,5 und noch beim Denken kommt ein Bet, ein Raise und ein All-in und dann bin ich dran. âUnd jetzt? OK – Pocket 10s – ein Überpaar zum Flop, aber mit der Setzreihenfolge keinen Chip mehr wert.â Ich folde.
Eine Hand ist mir dann doch noch vergönnt. Pocket 7s, ich limpe wieder und mit mir drei weitere. Am Flop – das worauf man hofft – 9,7,5, rainbow, 68 zur straight. Vor mir wird gesetzt 300, fold, ich calle, der nächste foldet. Turn 8 Kreuz bringt den 2. Kreuz und macht die Straße noch wahrscheinlicher. Jede 6. Mein Gegenspieler hat aus dem Big Blind gespielt, kann so ziemlich alles haben und schon gehtâs los, er geht All-in mit seinen verbleibenden 850. Also konzentrieren: âEs droht die Straße, aber warum dann so aggressiv, da hätte auch ein normaler Bet gereicht und dann die Keule auf dem River. Flush? Eher unwahrscheinlich, dann wäre der Einsatz auf dem Flop auf einen Backdoor-Flush gewesen, vielleicht mit Top Pair. Kreuz 9 liegt auf dem Tisch, Kreuz 7 hab ich, könnte dann nur Kreuz 5 sein – auch unwahrscheinlich. Also Flush-Draw schließ ich aus. Bleibt eigentlich nur die Straße dann draw ich auf 10 Outs, Top Pair oder ein Bluff! Mein Stack ist größer, gut und der Pot zahlt mir 1:3,8 also calle ich.â Er zeigt Top Pair und mein 7er Set hält.
Mein Stack wächst auf 3.850. Danach passiert nicht mehr viel, unser Tisch wird aufgelöst und mit einem andern zusammengelegt. Es sind noch 18 Spieler an zwei 9er Tischen. Noch eine Blind-Stufe bis zur ersten Pause. Ich kann noch ein paar kleine Pötte âstehlenâ! Pause – endlich, durchschnaufen, vornehmen aggressiver zu werden und entspannen. Noch sind 15 Spieler im Turnier, mein Stack ist 4.700 groß bzw. klein (ziemlich genau Durchschnitt).Die Pause hat gut getan. Es geht wieder weiter die Blinds sind jetzt bei 200/400, es fängt an meinem Stack weh zu tun. Unser Tisch beginnt recht verhalten an. Unser âBullyâ und Chip-Leader macht weiter Krawall ;–) und findet zum ersten mal Gegenwehr. Der 2. größte Stack mischt sich ein und macht ne Menge All-ins. Ich warte weiter auf Godot oder den richtigen Momentâ¦
Am anderen Tisch geht es deutlich heftiger zur Sache. Es geht langsam in die spannende Phase 14, 13, 12 noch 11 Spieler. Dann muss auch unser Chip Leader zum anderen Tisch. Gut – unser âBullyâ ist weg, schlecht – drüben liegen deutlich mehr Chips ca. 45.000 von 66.000. Ich kann ein paar Moves machen, genauso soviel, dass mich die Blinds nicht fressen. Noch 10 Spieler, 9 gehen an den Final Table, jetzt bloß nicht ausscheiden und noch ein paar kleine Pötte stehlen. Meine beste Hand AD holt mir einen letzten Pot – mein Stack ist jetzt bei 4.900, der 10 scheitet aus – 1. Ziel erreicht, es geht an den Final Table.
Respekt an die Fishhooks Jungs, klasse gemacht. Mit Kameras und Co., so kennt man das sonst nur aus dem Fernsehen. Bad news – ich bin der Small Stack mit meinen 4.900, die Blinds steigen nach der 2. Hand auf 800/1600 – Autsch! Die Strategie: 1 – 2 mal pro Runde die Blinds klauen um nicht gefressen zu werden und den Stack langsam aufzubauen – und bei klasse Karten – rein damit. Noch 2 Hände und ich bin im BB. Pocket 9s rein damit – All-In. Es gibt 8 mal fold und ich sammel die 2.400 ein. Nächste Hand JJ – OK es geht bergauf – rein damit. Alle folden. Mein Stack wächst auf 9.700. Vielleicht sind alle noch in der Orientierungsphase oder durch mein sehr passives Spiel im Vorfeld haben alle ein wenig Respekt. Ein guter Anfang. Meine Blinds kann ich dann nicht verteidigen. OK 1 mal plus gemacht, weiter so.
Das Spielchen geht locker so weiter, ich kann meinen Stack halten um mich herum wird es aggressiver und bald ist der 1. raus und wir nur noch zu acht. Als der 2. vom Tisch muss gehtâs es unserem âAlten und neunen Bullyâ an den Kragen. Er erhöht die Gangart und fängt sich 2 Bad Beats ein, jeweils mit der besseren Hand gecallt oder All-in und jedes Mal ausge-drawt worden. Sein Stack ist auf ca. 10.000 geschrumpft. Ein paar Hände später bekomme ich A2s und bin einem vorm Button – All-in! Der Button foldet, der SB foldet. âBullyâ im BB callt und zeigt AK – âshit, das warâs dann wohl. Jetzt muss ich ein paar Zweien findenâ und im Flop kommt A, 10, 2 – Volltreffer mein Doppelpaar hält durch und ich kann verdoppeln. Hab jetzt über 19.000 und bin damit dritter in Chips. Die Blinds sind mittlerweile bei der letzten Stufe angekommen 3.200 und 6.400 jetzt geht es schnell. Mit so hohen Blinds heißt es für alle nur noch All-in oder fold. So reduziert sich das Feld schnell auf 4 Spieler. Ich sitze am Button mit J,J, finde meinen zweiten Fishhooks – raise 12.800. Der Small Stack neben mir im SB ist damit All-in und schaut sich seine Karten gar nicht an. Der BB callt. Der Flop kommt 10, 9, 7 – ich gehe All-in. Der Big Blind foldet, den Side Pot hab ich damit schon mal; reicht das auch gegen den SB, der Side-Pot hat immerhin noch ca. 7.000? Er dreht seine Karten um AA Turn und River sind Blanks und die 2 Asse halten ihn noch 1 Runde am Leben. Dann sind wir nur noch zu dritt, 2 weitere Steals, ich übernehme den Chiplead und kann ein paar Hände später meinen rechten Nachbarn vom Tisch nehmen.Heads-Up – jetzt ist alles möglich. Wir spielen ein paar Hände mit wenig Aktion, wer setzt, gewinnt den Pot. Ich sitz im SB meine Gegner geht All-in. Mittlerweile hatte ich ein paar Ahnungen von seiner Spielweise und âwussteâ, dass das ein Bluff ist / sein könnte. Meine Karten 5,2, nicht das beste Blatt zum callen nur, um einen Bluff zu schnappen!
Wenn ich calle sind 22.000 im Pot, ich würde Chipleader bleiben und meinen Gegner glaub ich einschüchtern, weiter gegen mich zu bluffen! 5,2 hat immerhin eine ca. 37 % Gewinnchance, wenn ich Live Karten habe ;–). Ich calle – er zeigt B5 – na ja – Recht haben ist das Eine – dominiert werden mit nur einer Live Karte das Andere. Natürlich verlier ich die Hand. Danach kann ich 2 mal seine Blinds klauen ;–) – dann gehe ich mit K9 all-in, er callt auch K9 – Split Pot. Weiter gehtâs. Ich bin im BB A2s (Pik), er geht all-in. Nach ein wenig überlegen calle ich – alle stehen auf, Spannung – er zeigt K9. ich bin Favorit. Der Flop bringt 9, 10 Pik, 2 Pik – âshit er trifft die 9, aber ich einen 4-Flush mit dem Ass sind das 12 Outs.â Turn 8. âRiver, River, River bitte bring mit ein Pik oder ein Ass.â Pik 6 – Flush. YEAHHHHHHHHHHHHHHHHHHH – gewonnen.
Ich bin überglücklich und denke ich brauch ein paar Tage um das zu begreifen.A2 zum zweiten mal, es war meine Glückshand an diesem unvergesslichen Finale im Fishhooksâ¦. VIVA LAS VEGASâ¦â¦â¦â¦â¦.
Es hat Riesen spaß gemacht. Dank den Fishhooks Jungs – Respekt, Ihr seid die Besten und natürlich auch einen Riesen dank an die Sponsoren.
Torsten Engelken
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 20.06.2007.