Die FDP und die Automatenspielgruppe Gauselmann lagen bislang immer auf einer Linie. Doch nun fordert Philipp Rösler drastisch strengere Auflagen für Automatenaufsteller.
Die Süddeutsche Zeitung berichtete heute, dass FDP-Chef Rösler deutlich strengere Vorschriften plant, nach denen Spielautomaten installiert werden dürfen. Nach dem Vorschlag des Wirtschaftsministers müssten rund die Hälfte der 240.000 in Deutschland betriebenen Automaten stillgelegt werden.
Vorstandssprecher und Gründer der Gauselmann AG, Paul Gauselmann, nannte den Vorschlag eine Katastrophe und prophezeit einen Kahlschlag in der Automatenwirtschaft.
Der Vorschlag Röslers, sieht unter anderem vor, dass in Gaststätten zukünftig maximal ein Automat aufgestellt sein darf – bislang sind es drei. Auch soll in reinen Spielhallen durch strengere Auflagen und regelmäßige Spielunterbrechungen sichergestellt werden, dass die Spieler keine übermäßigen Verluste machen.
Bislang schlug sich die FDP in Fragen des Automatenglücksspiel fast immer auf die Seite der Gauselmanngruppe. Manager der Gruppe spenden regelmäßig vierstellige Beträge an die Partei und kauften der FDP im letzten Jahr Anteile zweier Tochterunternehmen ab. Dieser Anteilskauf resultierte in einer Prüfung durch die Bundestagsverwaltung, da der Verdacht bestand, es handelte sich um eine verdeckte und nicht deklarierte Parteispende. Dieser Verdacht konnte allerdings nicht erhärtet werden.
Mit dem Vorstoß Röslers wurde auf jeden Fall das gute Verhältnis zwischen Gauselmann und den Liberalen aufgekündigt. Insbesondere bei der Opposition läuft Rösler mit seinem Plan offene Türen ein.
Paul GauselmannGauselmann-AG mit 10-stelligem Umsatz
Die Gauselmann-AG erwirtschaftete im Geschäftsjahr einen Umsatz von über einer Milliarde Euro. Der Großteil der Einnahmen wird über Automaten in Gastronomie-Betrieben und den Merkur-Spielotheken gewonnen. Eine großer Teil der dort Spielenden leidet an Spielsucht. Nach eine Studie der Universität Hohenheim sind zwischen 60 und 70 Prozent aller pathologisch Spielsüchtigen, nach Geldspielautomaten in Spielhallen und Gaststätten süchtig. Poker macht in dieser Studie nur zwischen 1,7 bis 3,6 Prozent aus.
In den letzten 8 Jahren hat sich die Anzahl der Spielautomaten in Deutschland um 33 Prozent von 180.000 auf 240.000 erhöht. Eine Reduzierung um die Hälfte wäre also nicht ganz der von Gauselmann befürchtete “Kahlschlag”, aber eventuell ein Schritt in eine einheitlichere Einstellung des Staates, der bislang Spielhallen weitgehend toleriert, aber Online-Poker und Sportwetten (so sie nicht über die staatliche Oddset-Agentur laufen) dämonisiert.
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 25.02.2013.