Im letzten Dezember gewann der Münsteraner Hossein Ensan die EPT Prag und schnell waren sich alle Beobachter einig, dass mit dem 52-jährigen nicht nur ein guter Spieler, sondern auch ein guter Mensch gewonnen hatte.

Der gebürtige Iraner war schon zuvor bei der EPT Malta im selben Jahr und der EPT Barcelona im Jahr 2014 am Finaltisch und wurde Sechster und Dritter. Insofern war es eine äußerst starke Leistung, innerhalb so kurzer Zeit wieder das Finale eines EPT-Main-Events zu erreichen. Dass er es am Ende mit dem Sieg und einer Dreiviertelmillion Euro krönte, war fast nur noch die Kür.
Dabei zeigte Ensan am Tisch durchgehend ein sehr sportliches Verhalten gegenüber seinen Mitspielern. Exemplarisch dafür ist diese Hand, die sich während des Heads-Up zwischen Ensan und dem Tschechen Gleb Tremzin ereignete:
Auf dem Board lagen A♥ T♣ 5♦ 2♥ 6♥ und in der Mitte waren 1,5 Millionen Chips. Ensan hatte Q♥ 5♠ und damit nur ein mickriges Paar. Er spielte 400k an und Tremzin raiste mit 8♠ 4♦ als Bluff auf 2,3 Millionen.
Nach etwas Nachdenken nahm Ensan seine bereits gesetzten Chips hinter die Betting-Line zurück, schob größere Stapel nach vorne und annoncierte dazu "Raise".
Gleb Tremzin jedoch bekam nicht mit, dass Ensan raiste, ging davon aus, dass er gecallt wurde und erklärte kleinlaut "Good Call". Dealer und Ensan verstanden dies als "I Call" und im Showdown waren alle etwas verdattert. Ensan verstand nicht, warum sein Paar Fünfen bei dieser Action noch gut war und erst dann dämmerte den Beteiligten, dass hier ein Missverständnis vorlag.

Es war zwar jedem klar, dass Gleb Tremzin nicht mit 8-hoch einen Raise callen würde, aber technisch gesehen hatte er – auch wenn er es nicht wollte – den Raise gecallt und Ensan standen die zusätzlichen Chips zu.
Ensan jedoch befand es für unsportlich, auf diese Art und Weise Chips geschenkt zu bekommen und überzeugte Floor und Dealer, dass Tremzin die zusätzlichen Chips nicht löhnen müsse. Er forderte lediglich von seinem Gegner mit einem Zwinkern ein, er möge in Zukunft bitte nicht mehr bluffen.
Keine fünf Minuten später wurde Hossein Ensans Sportlichkeit übrigens belohnt. Das nennt man dann wohl Karma.
Hier gibt es die betreffende Hand im Video (ab 40:20):
» Interview mit Hossein Ensan während der EPT Malta
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 10.05.2016.