In einem sehr ausführlichen Interview mit Diamond Flush Poker lässt Andy Bloch tief blicken in die Welt von Full Tilt vor, während und nach dem Schwarzen Freitag.
Als Nachfolger von Subject: Poker widmet sich die Seite diamondflushpoker.com ausführlich den Geschehnissen rund um Full Tilt und hielt schon ein ums andere mal verlässliche Insider-Informationen bereit.
Nun sprach die Seite mit dem ehemaligen FTP-Shareholder und Mitbesitzer Andy Bloch, wie er als Insider die gesamte Affäre um den Untergang von Full Tilt erlebt hat.
Das vollständige Interview ist auf englisch » hier zu finden, Ausschnitte in Übersetzung und Zusammenfassung bei uns:
DF: Wo warst Du am Schwarzen Freitag und wie hast Du davon erfahren?
AB: Ich war beim Coachella (einem Musikfestival in Kalifornien) und bekam einige Anrufe, wusste aber nicht, was zu tun sei und wartete auf ein offizielles Statement. Ende April (2011) wollte ich ohnehin nach Amsterdam und entschied mich, direkt nach Dublin zu fliegen, um meine Hilfe anzubieten und Informationen zu erhalten. Als ich das Flugzeug nach Amsterdam betrat, wurde ich von Howard Lederer angerufen, der mich über die finanzielle Situation aufklärte.
DF: Zu diesem Zeitpunkt hast Du erfahren, dass kein Geld mehr da war?
AB: Ja, und dass Gespräche mit Investoren geführt wurden, um das Unternehmen zu verkaufen oder Anteile zu verkaufen.
DF: Konntest Du in Dublin Einblick in den Bücher des Unternehmens nehmen?
AB: Ich bekam einige der Informationen, die auch die potentiellen Investoren bekamen. Die Zahlen sahen zu diesem Zeitpunkt (Ende April 2011) schon sehr trostlos aus.
DF: Ende Mai war fast nichts mehr übrig, richtig?
AB: Es war nicht “nichts”. Ein wenig war noch da und etwa 60 Millionen waren vom DOJ nur pausiert, aber nicht eingefroren. Ein wenig konnte sehr schnell zugänglich gemacht werden, einiges brauchte Monate. Dieses Geld wurde benutzt, um reguläre Kosten zu decken und Spieler auszuzahlen.
DF: Gab es Pläne, Gelder von den Besitzern von FTP zu bekommen?
AB: Es gab Gespräche darüber, aber viele Besitzer hatten keinen Zugang zu ihren Geldern, weil sie dies zum Beispiel in Immobilien investiert hatten und einige hatten dort auch viel Geld verloren. Wir haben versucht, zumindest die geliehenen Beträge zurückzubekommen. Aber ich glaube der einzige, der darauf einging war Howard Lederer. Einige der Schuldner spielten wohl auch auf Zeit und hofften, dass sie das Geld nie zurückzahlen müssten, wenn das Unternehmen untergeht.
DF: Hattest Du Schulden beim Unternehmen?
AB: Nein.
DF: Ich habe gehört, dass es Anfang Juni 2011 einen Versuch gab, Ray Bitar als CEO abzulösen und den Vorstand abzusetzen?
AB: Das stimmt. Ray loszuwerden wäre eine gute Idee gewesen, hätten wir einen guten Ersatzmann für ihn gehabt, jemanden der das gesamte Unternehmen kennt und gewillt gewesen wäre, 100 Prozent seines Lebens für die nächsten Monate zu investieren, um die Situation zu klären. Aber schon aufgrund der zu dieser Zeit stattfindenden Gespräche mit Investoren fand diese Ablösung schließlich niemals statt.
DF: Stimmt es, dass Phil Ivey versucht hat, sich kurz vor dem Schwarzen Freitag mehreren Millionen von dem Unternehmen zu leihen?
AB: Ich weiß nicht, was er versucht hat, oder nicht. Ich meine, er hätte es sich schließlich anderweitig geborgt.
DF: Ok, also nicht nur schuldete er dem Unternehmen schon Millionen, sondern er versuchte auch noch mehrere Millionen direkt vor dem Schwarzen Freitag zu borgen?
AB Ja. Er hat immer zugegeben, dass er dem Unternehmen Geld schuldet und meinte, er hätte wen, der ihm 500k schuldete, der zumindest das an das Unternehmen schicken wollte. Doch das Geld kam, soweit ich weiß, nie an. Zum Rest, den er schuldete sagte er, er hätte es zur Zeit nicht.
DF: Warst du nach dem Lizenzentzug für den Deal mit der Groupe Bernard Tapie?
AB: Ich war für diesen Deal gegenüber gar keinem Deal. Ich war dafür, die Spieler vollständig zu auszuzahlen. Aber deren Verständnis von “vollständig auszahlen” war in etwa so wie das französische Verständnis von “Garantie”. Der Begriff “vollständig auszahlen” kam zwar in den Verträgen vor, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass das tatsächlich passiert wäre. Wahrscheinlich hätte die GBT das Unternehmen geschlossen, verkauft und die Software eingestrichen.
DF: Du bist also für den PokerStars Deal?
AB: Ich denke, PokerStars wird von dem Deal sehr profitieren. Es würde mich nicht wundern, wenn Full Tilt in einigen Jahren mehr wert ist, als das was PokerStars insgesamt gezahlt hat.
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 15.09.2012.