Im September erhielt Madrid den Zuschlag für das Mega-Kasino-Projekt “EuroVegas” der amerikanischen Las-Vegas-Sands-Gruppe.
17 bis 27 Milliarden Euro plant die Gruppe in den Kasino-Park zu investieren. Vorangetrieben hat das Projekt Sheldon Adelson, Besitzer der Sands-Gruppe und mit einem Vermögen von über 20 Milliarden Euro einer der reichsten Menschen der Welt.
Auf einer Fläche von 12 Quadratkilometern sollen in den nächsten zehn Jahren vor Madrid sechs Kasinos, zwölf Hotels, drei Golfplätze und unzählige Restaurants, Bars und Shopping-Center errichtet werden. Mit dem Versprechen, bis zu einer Viertelmillion Arbeitsplätze zu schaffen, konnte sich die Sands-Gruppe die Unterstützung der lokalen und nationalen Behörden sichern.
Dem Vorhaben stellten sich bislang jedoch jede Menge Hindernisse in den Weg.
Ein Flughafen im Weg
Zunächst war Barcelona als Bauort anvisiert, doch die lokalen Gegebenheiten ließen die Errichtung von EuroVegas nicht zu. In erste Linie war der Flughafen “El Prat” im Weg, dessen Nähe die Errichtung höherer Gebäude nicht zuließ. Zwar schlug Sheldon Adelson vor, den Flughafen zu Gunsten des Projekts ein wenig zu verlegen, doch dieser Vorschlag stieß auf wenig Gegenliebe.
Rauchverbot ist “tödlich”
Madrid ist also nur zweite Wahl für den Standort und auch dort kämpfte die Sands-Gruppe zunächst mit einem kleinen, aber für sie entscheidenden Detail: Dem Rauchverbot. In Spanien gilt seit 2011 ein sehr rigides Rauchverbot in allen öffentlichen Gebäuden, auch in Kasinos. Dieses bezeichnete die Sands-Gruppe als “tödlich” für ein Kasino. Die spanischen Behörden stellten sich zunächst quer bezüglich eine Lockerung, wollen sich aber nun darauf einlassen, eigens für EuroVegas eine Ausnahmeregelung einzuführen, die ausgewiesene Raucherzonen erlaube. Dies hängt aber einer Genehmigung des spanischen Gesundheitsministeriums.
Zu hohe Steuern
In Spanien werden Kasinos derzeit mit circa 40% auf ihren Reingewinn besteuert. Auch dieses würde das Geschäft laut der Sands-Gruppe unattraktiv machen. Wie Pokerfuse gestern vermeldete, konnte Sheldon Adelson die lokalen Behörden überzeugen, diese Steuern für den Raum Madrid auf 10% zu senken. Dies entspricht in etwa den in Las Vegas geltenden Steuersätzen und dürfte der Sands-Gruppe signifikante Gewinnmargen ermöglichen.
Gegen die Bürger
Während die Glücksspielindustrie mit Spannung und einer durchaus positiven Erwartungshaltung auf EuroVegas blickt, ist der größere Teil der spanischen Bevölkerung gegen das Projekt eingestellt. Die Mauscheleien bei der Vergabe, die Deals bezüglich der Besteuerung und der Fakt, dass der Staat selbst mehrere Milliarden Euro in die Infrastruktur rund um EuroVegas zu investieren plant, bringt die Bürger auf die Barrikaden. Man befürchtet Korruption, schlampige Planung und sieht die Gefahr, dass das Projekt ein Milliardengrab werden könnte.
Spanische Proteste gegen EuroVegasFerner ist der Großteil der Bevölkerung nicht mit der Idee zu begeistern, dass vor den Toren Madrids in Zukunft Heerscharen von Spielsüchtigen an den Daddelautomaten sitzen werden. Ein Leserbrief in der spanischen Tageszeitung El País merkte dazu an: “Wir sind jetzt echt eine Bananenrepublik.”
Das Versprechen der Schaffung von Arbeitsplätzen mindert die Kritik kaum, denn die Sands-Gruppe will durchsetzen, dass die in EuroVegas angestellten Mitarbeiter nicht in Gewerkschaften organisiert sind. Man fürchtet sich vor Billigjobs zu unlauteren Konditionen, die kaum besser als die Alternative der Arbeitslosigkeit sind.
Geplanter Bau
Die ersten Baumaßnahmen für EuroVegas sind Anfang 2013 geplant. Bis zur Fertigstellung des Gesamtprojekts setzt die Sands-Gruppe zehn Jahre an. Derzeit verhandelt die Gruppe noch mit potentiellen Investoren, so dass die Investitionslast auf mehrere Schultern verteilt werden kann. Bis spätestens 2015 sollte das gesamte Bauvorhaben und alle staatlichen Konzessionen in trockenen Tüchern sein. Spätestens dann nämlich wird in Spanien wieder gewählt und sollte die das Projekt stützende Partido Popular abgewählt werden, dürfte der Sands-Gruppe ein massiver politischer Gegenwind bevorstehen.
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 20.11.2012.