Nach der Übernahme durch Amaya Gaming gab es bei PokerStars die ersten Änderungen im System und die kritischen Stimmen bezüglich dieser Änderungen wurden lauter.
Unter anderem wurden Affiliate-Verträge abrupt gekündigt, Verträge mit Pros wurden nicht verlängert und das Unternehmen erhebt neuerdings eine Wechselgebühr bei Ein- und Auszahlungen.
Immerhin bleibt das VIP-Programm für 2015 de facto so bestehen, wie es auch 2014 war. Einzig für Spieler, die eine Million VPPs erspielen, gibt es zukünftig keinen einmaligen $5.200-Bonus mehr. Allerdings hat PokerStars bei 2+2 bereits angekündigt, dass man für 2016 mit deutlichen Änderungen im VIP-System rechnen muss.
Bankroll Management für PokerStars
Unter dem Titel Bankroll Management hat Eric Hollreiser, Leiter für Öffentlichkeitsarbeit bei PokerStars, Stellung zu den Änderungen genommen.
Dabei weist er zunächst darauf hin, wie viel Geld PokerStars in den vergangenen zehn Jahren investiert hat, um das Spiel und die Marke so bekannt zu machen. Man habe zunächst Millionen investiert, um Spieler zur WSOP zu schicken, hohe Beträge in Fernsehsendungen gesteckt und zig Pro-Spieler gesponsert.
Nach dem Schwarzen Freitag habe PokerStars hohe Summen in die Stabilisierung des Poker-Systems investiert, unter anderem Full Tilt aufgekauft und deren Spieler aus eigener Tasche ausgezahlt. Ferne habe man mehr als viele andere Unternehmen in Lobby-Arbeit bei der Regulierung gesteckt, um eine legale und rechtssichere Grundlage für die Spieler und das Unternehmen zu schaffen, so Hollreiser.
Weiter erklärt Hollreiser, dass die meisten Änderungen bei PokerStars von den Spielern kaum wahr genommen werden – etwa Verbesserungen am Sicherheitssystem, um Betrug vorzubeugen.
Direkt Stellung nimmt Hollreiser zu der neu eingeführten Umrechnungsgebühr und er erklärt, dass man sich im Vorfeld schon voll und ganz dessen bewusst sei, dass diese Entscheidung keine populäre sein würde. Aber man habe sich mit Blick auf die Tragfähigkeit und Zukunft des Poker-Systems dennoch dazu entschlossen.
Konkret schreibt Hollreiser: “Wir werden auch zukünftig Änderungen vornehmen, wenn sie nötig sind. Einige werden nicht wahrgenommen, einige werden positiv aufgenommen und andere negativ. Vielleicht werden einige auch als eigennützlich interpretiert.”
Weiter: “Ich sehe es als eine Art Bankroll Management. Die Entscheidungen, die wir heute treffen, sind nicht für einen kurzfristigen Gewinn. Wir treffen sie, weil wir denken, es sind die richtigen Entscheidungen für die Zukunft. Wir werden auch weiterhin schwierige Entscheidungen treffen, um das Spiel zu sichern und kühne Schachzüge machen, um das Wachstum des Spiels nachhaltig zu fördern. Unser Ziel bleibt, das beste und aufregendste Poker-Angebot anzubieten und das Wachstum des Poker-Universums aufrechtzuerhalten.”
Amaya oder Regulierung?
Auch wenn es nahe liegt, die jüngsten Änderungen bei PokerStars auf Amaya zu schieben – schließlich fallen die Änderungen mit dem Aufkauf zeitlich zusammen – macht man es sich möglicherweise zu leicht, eine neue, noch mehr gewinnorientierte Ausrichtung beim neuen Management verantwortlich dafür zu machen.
Denn auch für PokerStars ändern sich die Märkte rapide. Bis zum Schwarzen Freitag operierte das Unternehmen faktisch nur von der Isle of Man und Malta. Beides sind für Online-Poker-Anbieter paradiesische Märkte, denn es fallen nur sehr geringe Abgaben an.
Doch nach und nach ist PokerStars in immer mehr Ländern direkt lizenziert. Etwa in Frankreich, Spanien, Italien, dem Vereinigten Königreich und zukünftig wahrscheinlich auch in New Jersey, USA. In all diesen Ländern fallen teils heftige Abgaben an. Abgaben, die nicht mehr einfach so gedeckt werden können, ohne dass die national regulierten Versionen von PokerStars herbe Gewinneinbußen hinnehmen oder Verlust machen.
Für die Zukunft ist abzusehen, dass Online-Gaming in immer mehr Märkten reguliert sein wird und dass die Spieler, die man über die Isle-of-Man- oder Malta-Version von PokerStars erreichen kann, immer weniger werden.
Zum einen ist es natürlich zu begrüßen, wenn Online-Poker irgendwann eine rechtlich sicherere Grundlage, als eine fragwürdige Regulierungsbehörde auf Malta hat, zum anderen werden die Spieler und PokerStars als Anbieter damit leben müssen, dass dann auch nationale Steuern erhoben werden und Kosten entstehen, die es vorher nicht gab.
Wichtig ist, dass diese Kosten fair auf Anbieter und Spieler verteilt werden. Aber glücklicherweise haben die Spieler immer ein gewisses Mitspracherecht bei diesen Dingen. Es gibt schließlich keinen Zwang bei genau dem einen Anbieter zu spielen.
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 29.10.2014.