Computer, die Poker spielen, werden immer besser und werden irgendwann wahrscheinlich besser spielen als jeder menschliche Gegner. Noch sind die Fähigkeiten der künstlichen Intelligenz zwar noch nicht ganz an der Weltspitze angekommen – insbesondere in der populären Variante des No-Limit-Hold’em mit sechs oder mehr Mitspieler – aber trotzdem können Bots schon beachtliche Resultate erzielen.
PartyPoker sperrte jüngst zwei Accounts, die höchstwahrscheinlich über Bots bespielt wurden. Derartiges geschieht auf allen Pokerplattformen mit einer gewissen Regelmäßigkeit, doch diese Bots wiesen beachtliche Gewinne vor: Beim $1 / $2 NLH-6-Max erzielten sie eine Winrate von über 7 Big Blinds pro 100 Hände – ein fantastischer Wert. Noch besser beim $0,50 / $1 NLH 6-Max – hier waren es gar 12 Big Blinds auf 100 Hände.
Auffällig wurden die Accounts nur, weil sie einen faktisch identischen Spielstil über hunderttausende Hände vorwiesen.
Auf 2+2 postete der User Lessu in dem Thread Bots on Party? seine Indizien. Demnach spielten die beiden Accounts jackaroo und BluDevill praktisch identisch. Ihre Handauswahl, Setzgrößen, Agressionsfaktoren, Checkraise-Frequenzen, praktisch alle Indikatoren lagen extrem dicht beieinander. Dies einige der Statistiken der beiden Spieler:
Lessu unterrichtete auch PartyPoker über die beiden Accounts, erhielt jedoch einige Zeit gar keine Rückmeldung.
Nach mehreren Tagen dann bekam er einen Anruf von PartyPoker und ihm wurde mitgeteilt, dass die Konten der beiden Accounts gesperrt, die Gelder zunächst eingefroren wurden und man nun prüfe, ob und wie man eventuell betroffene Gegner der Accounts entschädigen könnte.
Ein öffentliches Statement von PartyPoker bezüglich der Accounts fehlt bis heute. Es ist wahrscheinlich, dass man – wie in der Branche üblich – möglichst wenig Wind um den Vorfall machen will und die betroffenen Spieler diskret (und eher intransparent) entschädigen werden.
Sind Bots ein Problem beim Online-Poker?
Der Fall jackaroo und BluDevill zeigt auf, dass Bots auch auf höheren Limits in lange Zeit vor Bots sicheren Varianten respektable, wenn nicht gar überdurchschnittlich starke Gegner sind.
PTR Statistiken von jackarooBis vor einigen Jahren waren vor allem Sit-and-Go-Turniere, Heads-Up und Limit-Hold’em das Metier in dem Bots konkurrenzfähig waren. Inzwischen sind sind sie jedoch so ausgereift, dass sie auch No-Limit mit mehreren Mitspielern schlagen können.
Auch wenn Bots (noch) nicht perfekt spielen können, haben sie menschlichen Mitspielern Vieles voraus: Bots sind niemals unkonzentriert, tilten nicht, können hunderte gesammelte Daten in Sekundenbruchteilen analysieren und nutzen und sie werden niemals müde.
Egal wie sehr die Anbieter gegen Bots vorgehen, es wird immer Versuche geben, diese einzusetzen. Es gibt auch nur bedingt Schutzmechanismen gegen Bots und die, die möglich sind, lassen sich mit ein wenig Aufwand umgehen.
Spieler und Anbieter sind gleichermaßen gefordert, sich gegen die Bots zu wehren. Auf lange Sicht enttarnen sich Bots durch ihre stetige Spielweise und können so in vielen Fällen identifiziert werden. Ein harsches Vorgehen der Poker-Anbieter gegen die Betreiber der Bots und Entschädigung der betroffenen Mitspieler ist Mindeste, was geleistet werden muss.
Auch wenn es immer wieder Versuche geben wird, Bots einzusetzen – die Industrie muss offen und mit Härte gegen diese vorgehen, ansonsten wird es dem Online-Poker irgendwann wie dem Online-Backgammon gehen: Es wird nicht mehr um Geld gespielt, denn nichtmenschliche Gegner lauern allerorten und sind dem menschlichen Spieler in der Spielstärke deutlich voraus.
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 03.10.2014.