Douglas Polk, ein erfolgreicher Highstakes-Spieler, wurde vor geraumer Zeit Opfer eines Trojaners, der es einem Gegner gestattete, seine Karten zu sehen. Polk, der unter dem Nick WCGRider auf PokerStars spielt, verlor beim $25/$50 No-Limit-Hold’em innerhalb weniger Hände rund 35 Tausend Dollar gegen einen Spieler namens Forbidden536, wobei sein Gegner augenscheinlich keinen einzigen inkorrekten Call machte.
In einem recht ausführlichen Post auf 2+2 beschreibt Polk, wie der Betrug von statten ging.
Einblick in die Hole-Cards: “Forbidden365”
Er hatte Ende März an einem $5/$10-Tisch einen britischen Spieler ausgemacht, dessen Statistiken ihn nach wenigen Händen als überaggressiven und wahrscheinlich schwachen Spieler auswiesen. Dennoch hatte dieser Spieler, Forbidden365, in wenigen Händen mehrere Buy-Ins gewonnen und Polk dann animiert, höhere Limits zu spielen.
Die Partie wurde an einem $25/$50-Tisch fortgesetzt und dort setzte sich das merkwürdige Spielmuster von Polks Gegner fort. Er spielte überdurchschnittlich viele Hände, gab jedoch praktisch immer sofort auf, wenn Polk selbst eine starke Hand hatte.
Nach rund 300 Händen wurde Polk dieses Verhalten zu verdächtig und er beendete da Spiel. Bis dahin hatte er knapp 35.000 Dollar verloren.
Rückerstattung durch den Support
Direkt im Anschluss schickte Polk eine Mail an den Support von PokerStars und beschrieb den Verdacht, dass sein Gegner Einblick in seine Karten gehabt haben muss.
Nach zwei Wochen bekam er eine erste positive Rückmeldung vom Support: Der Account von Forbidden365 wurde gesperrt und der Verdacht, dass dieser Spieler unlautere Mittel eingesetzt hatte, schien sich zu bestätigen.
Zwei weitere Monate später, Ende Juni dieses Jahres, kam schließlich die finale Reaktion des PokerStars-Supports: Nach Durchsicht aller gespielten Hände kam man zum Schluss, dass Forbidden365 ohne begründeten Zweifel Einsicht in Polks Karten gehabt haben muss. Das Guthaben auf dem Account (rund $34.400) wurde Polk gutgeschrieben, so dass seine Verluste fast ausgeglichen waren.
Ferner wies der PokerStars-Support ausdrücklich darauf hin, dass diese Sicherheitslücke nicht durch PokerStars, sondern durch ein anderes Programm hervorgerufen wurde.
Der Trojaner
Douglas Polk hatte schon kurz nach dem Match gegen Forbidden365 einen Trojaner im Verdacht und formatierte kurzerhand seinen Rechner und verzichtete auf die Installation aller zum Spielen unnötigen Programme wie etwa Skype.
In seinem Post auf 2+2 äußert er den starken Verdacht, dass Joshua Tyler hinter dem Nick Forbidden365 steckt.
Tyler sei ihm Anfang des Jahres von Daniel Cates vorgestellt worden. Tyler habe früher Online-Poker gespielt, sei jetzt jedoch in der IT-Branche tätig. Einige Wochen später erbat Tyler Unterkunft in Polks Haus in Las Vegas wegen eines Geschäfts-Treffens in der Stadt.
Polk lebt in Vegas mit mehreren anderen Spielern zusammen, die trotz der angestrengten Online-Poker-Lage in den USA weiterhin ihr Geld mit pokern verdienen.
Einige Tage nachdem Tyler sich in dem Haus aufhielt, berichteten alle Mitbewohner unisono von einem bestimmten Spieler, der gegen sie auf merkwürdigste Weise spielte und Geld gewann. Sie verloren allesamt signifikante Beträge gegen diesen Spieler, obwohl er offenkundig sehr schwach spielte.
Nachdem man aufgrund von Internet-Problemen im Haus den Router wechselte, trat dieser Spieler jedoch nicht mehr gegen sie an.
Im März hielt sich Tyler erneut in Polks Haus auf und wurde dabei beobachtet, wie er sich in Polks Arbeitszimmer schlich. Kurz darauf erlebte Polk auf einer Reise nach Japan die oben beschriebene Session gegen den Spieler Forbidden365.
Alle Indizien deuten darauf hin, dass Joshua Tyler auf dem Rechner von Polk und seinen Mitbewohnern ein Programm installierte, welches die Karten ausliest und ihm selbst die Informationen zur Verfügung stellt. Wahrscheinlich reichen die Indizien aus, um gegen Tyler rechtlich vorzugehen.
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 07.08.2013.