Früh am Pfingstsonntag war es entschieden. Ingo Hilden aus Köln und Branko Slunjski aus Fürth sind die beiden Männer, die die Chance bei der Mermaid-Las-Vegas-Challenge genutzt haben und zum Main Event der WSOP nach Las Vegas fliegen dürfen. Wenn Sie denn so kurzfristig Sonderurlaub und ihre Reisepässe verlängert bekommen.
Schon am frühen Morgen war Dortmund das Pfingstmekka der Pokerspieler aus allen Teilen Deutschlands sowie aus den benachbarten Ländern. Vor allem Luxemburger waren zahlreich mit ihrer ach so putzigen Sprache vertreten. Das Last-Chance-Turnier mit 270 Spielern wurde pünktlich begonnen, die ersten sechs konnten sich noch für das Finale am Nachmittag qualifizieren. Parallel gab es zahlreiche Sit-and-Go-Tische (auch für Omaha-Liebhaber).
Insgesamt wohl über 1.000 Pokerenthusiasten waren gestern im Pott. Ich war einer derwenigen mit Sakko, dafür gab es wieder einmal viele lustige T-Shirts zu bewundern, so auch mit dem Spruch:“ Ich kann auch OHNE Sonnenbrille pokern“. Bei einigen der Spielern allerdings auch Shirts ganz gut passen mit dem Spruch „Ich kann auch MIT Sonnenbrille NICHT pokern !“
Nahezu pünktlich ging dann am Nachmittag das Finale los. Alle Ticketinhaber waren aufgeregt und in freudiger Erwartung. Immer noch konnte man Finaltickets auf dem Schwarzmarkt kaufen. Ich durfte an Tisch 4 am Platz 1 sitzen. Direkt neben Benny, dem Dealer. Ein ganz junger Bursche, aber sehr gut, schnell und routiniert.
Meine Anfangsstrategie, aggressiv zu sein, artete die ersten 20 Minuten in einem Donkeyspiel aus; für die meisten am Tisch war ich wohl der Kasper. Aber 3 7 off ist doch ne geile Hand, um mal richtigzu raisen. Als ich mir dann den Anfangslevel erspielt hatte, änderte ich mein Spiel und wurde tight.
Was vermutlich ein Fehler war, weil ich ab diesem Zeitpunkt keine guten Karten mehr bekam und auch nicht die Chance, irgendwelche Moves durchziehen zu können.
Nach 18 Minuten gab es unter dem lauten Beifall aller Spieler das erste Mal „Seat Open“. Jemand an Tisch 27 schlich darauf hin mit hochrotem Kopf aus dem Saal. Vor der Tür gabs dann die verdiente Frustzigarette. Im dritten Blindlevel schug dann meine Stunde. Erst mit den Königen All-In gegen die Asse, natürlich verloren. In der Hand direkt danach wieder gegen denselben Spieler hatte ich die Asse und konnte mir meine Chips wieder holen.
Im fünften Blindlevel war dann für mich Schluss. Nachdem ich immer noch auf dem Anfangslevelrumritt und die Blinds allmählich zu hoch wurden, musste ich mit einem 7er Pärchen All-In gehen und wurde von jemandem mit Königen gecallt. Und danke, und tschüss Dortmund. Ich wurde 207ter von 450, was nicht so ganz meine Idealplatzierung war.
Nichtsdestotrotz war Dortmund eine Reise wert. Ein Turnier in dieser Größenordnung gibt es nicht jeden Tag. Hervorragend organisiert mit guten Preisen. Gerne immer wieder. So macht man sich Freunde, so schafft man Kunden. 60 Tische, 80 Dealer, gut organisiertes Personal und eine entsprechend lockere Stimmung. Dazu Sascha Nermanik, German Manager von Mermaid: „Ich bin hellauf begeistert von diesem Turnier. Am schönsten war es, und das lohnt dann jede Mühe, dass alle Spieler vor der Location und dem Tournament begeistert waren.“
Die skurrilste Anekdote zum Schluss – der Siebtplatzierte Jan G. ist erst 18 Jahre alt, so dass er seinen Gewinn, das Ticket für s 1.500 Dollar Buy In bei der WSOP gar nicht nutzen darf. Was er mit seinem Ticket macht, ist nicht bekannt.
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 01.06.2009.