Im Jahre 2003 lebte ich im Vorruhestand in Marbella, mehr oder weniger erfolglos bemüht, mein Handicap zu verbessern. Während eines Aufenthalts in London kamen zwei alte Freunde mit einem interessanten Projekt auf mich zu. Als Stammgäste des Victoria Casinos waren sie nach langen Jahren Purgatorium am Ende ihrer Geduld angelangt. Der allgegenwärtigen Unprofessionalität und Willkür des Cardroom-Managements ausgesetzt, den fast täglichen Fehlentscheidungen und des schlechten Services überdrüssig, waren sie nicht mehr gewillt, die kräftigen Tischgebühren zu bezahlen. Nicht, dass man es unversucht gelassen hätte, die Missstände aus der Welt zu schaffen, aber für die Casinoführung waren Pokerspieler nur Kunden zweiter Klasse, deren konstruktive Kritik nicht beachtet wurde. Also, getreu dem Motto, „Nicht motzen – besser machen“ hatte man beschlossen, selbst einen Cardroom aufzumachen. Die Idee war verlockend und nachdem der Pokerboom in vollem Gange war, lag die Überlegung nahe, dass die neuen Internetpokerer sicher irgendwann auch offline spielen wollen. Kurzum, die Zeit schien reif, die Investition Erfolg versprechend, die Aufgabe eine Herausforderung und, ehrlich gesagt, war mir das Frührentnertum in Spanien sowieso zu langweilig. Also war ich dabei.
Nachdem wir ein passendes Objekt gefunden hatten, wurde nach umfangreichen Umbauten im Sommer 2004 der „Western Club“ eröffnet. Getreu unserem Leitspruch „Von Spielern – für Spieler“ bieten wir optimale Spielbedingungen und perfekten Service. Ich selbst habe begeistert in allen Bereichen mitgearbeitet um sicherzustellen, dass die Qualität unserer Leistungen meinen eigenen hohen Ansprüchen gerecht wird. Meine aktive Mitarbeit fand im März 2007 ein Ende, als ich aus familiären Gründen nach München umziehen musste.
Um vorneweg das Umfeld meiner alten-neuen Heimat auszuloten, beschloss ich am Hl. 3 Königstag 2007 an einem Turnier in Tschechien teilzunehmen. Das Kings Casino in Rozvadov ist ca. 1, 5 Autostunden von München entfernt und €1000 Buy-in schien interessant genug. Nachdem der Turnierleiter Deniz von Pokerevents mir versichert hatte, dass die Kapazität von 120 Spielern locker erreicht würde, überwies ich vorsichtshalber gleich das Startgeld. Dort angekommen sah ich einen alten Bekannten (sprich: Freier) aus Backgammonzeiten im Restaurant sitzen. Ich gesellte mich zu ihm und er stellte mir den ebenfalls am Tisch sitzenden Casinobesitzer Leon vor. Leon war mir sofort sympathisch, ein Gefühl, dass sich später in einer 10/20 NL Hold’em Partie noch deutlich verstärken würde, da sein Standarderöffnungsraise sich zwischen €200 und €600 bewegt. Er ist 34 Jahre alt und spricht 12 Sprachen fließend, was sogar mich beeindruckt und gewisse Rückschlüsse auf sein geistiges Potenzial zulässt. Als sich dann Deniz dazusetzte, stellte ich ihm ein paar Fragen bezüglich des Turniers. Der erste Eindruck war vernichtend. Arroganz gepaart mit Inkompetenz. Folgerichtig ließ die Organisation des Turniers, an dem dann doch 40 Spieler teilnahmen, einiges zu wünschen übrig. Hier war also einer der vielen „Abzocker“ zu Gange, die ja die deutsche Pokerszene mit Sachpreisturnieren beglücken und auch einen Rake von 70 % als normal empfinden. Leon blieb meine Angewidertheit nicht verborgen und ich lud ihn zu einem Besuch im „Western Club“ ein, damit er sehen konnte, wie man ein Turnier besser abhalten kann. Wir haben dort täglich ein Turnier, bei dem zwischen 80 und 100 Spieler teilnehmen. Die Gelegenheit ergab sich 2 Wochen später, denn jeden Januar findet in London die ICE (international casino exhibition) statt.
Leon war vom „ Western Club „ begeistert und sagte, er möchte seinem Casino eine Pokersektion anfügen, hätte nur leider keinen geeigneten Manager. Ich hörte trapsende Nachtigallen, bot ihm aber vorerst nur an, dass er gerne einen seiner Mitarbeiter zu einem Volontariat zu uns schicken könne, wir würden demjenigen dann schon alles Notwendige beibringen.
Die Realität gestaltete sich etwas komplizierter, da die Casinolizenz erst einmal um das Spiel Poker erweitert werden musste. Die dafür zuständige tschechische Behörde war mit dem Ablauf von Poker überhaupt nicht vertraut und stellte zur Bedingung, dass man jedes Spiel mit 3% zu raken habe. Im Cashgame sind 3% ohne Cap recht brutal, aber aus jedem Pot in einem Turnier 3% zu entfernen, ist schlicht unmöglich. Nach zähen Verhandlungen hat Leon jetzt doch die erweiterte Lizenz erhalten, nach der er den Rake nach Belieben gestalten kann und schlicht die normale Casinosteuer auf erzielte Gewinne abführt. Danach kam er auf mich zu und fragte, ob ich nicht seinen Pokerraum leiten möchte. Das Gespräch war kurz und intensiv. Außer meinem prozentualen Anteil hatte ich nur eine einzige Bedingung: Freie Hand bei allen Entscheidungen! OK? Deal! Die Gestaltungsvorgabe ist hier der, meiner Meinung nach, annähernd perfekte Pokerraum, wie man ihn in Las Vegas z. B. im Bellagio oder Wynn vorfindet.
So wird der Kings-Pokerroom aussehen:
- Stabile Tische
- Bequemste Stühle
- Perfekte Ausleuchtung
- Sicherheitskamera über jedem Tisch
- Kartenmischmaschinen
- TV –Bildschirme für Turnieranzeige, Wartelisten oder z. B. aktuelle
Sportprogramme
- Internet Terminals
- Aircondition
- Der gesamte Pokerraum ist absolute Nichtraucherzone
Das wird der Service beinhalten:
- Freie Softdrinks, Säfte, Café und Tee
- Freies Buffet
- Bier, Wein und Energiedrinks zum Selbstkostenpreis
- Speisenverzehr am Tisch möglich
So wird unsere Website aussehen:
- Informationen in Echtzeit über laufende Tische und Wartelisten
- Aktuelle Turnierkalender mit Blindstrukturplan
- Täglich aktualisierte Ranglisten
- Berichte, News, Community Ecke, Bildergalerien
Das wird es kosten:
Wir wollen uns hier bewusst von allen anderen Pokeranbietern absetzen und haben folgende Obergrenzen festgelegt:
- Turnierregistration maximal 10 %
- Rake beim Cashgame maximal € 5 pro Spiel
JA GEHT DENN DAS??
Berechtigte Frage, denn hohen Investitionskosten stehen hier geringere Einnahmen gegenüber. Unsere Kalkulation ist denkbar knapp, die Rakestruktur wurde vom Bellagio übernommen und wenn die Amis es schaffen, können wir es doch zumindest mal versuchen.
Vielleicht gehören Sie zu den glücklichen, die auf solche Details nicht achten? Dann würde Ihnen sicher auch nicht auffallen, wenn der Liter Benzin €4 kostet. Nach der Devise: „Ist doch egal, ich tank sowieso immer für €50!“ Waren Sie noch nie in einer Pokerpartie gesessen, in der am Schluss nur Verlierer am Tisch saßen? Der Grund ist einfach zu sehen, denn:
In deutschen Casinos werden in der Regel bis zu €15 aus dem Pot genommen. Den unrühmlichen Rekord hält hier das Casino Dortmund, die während des letzten EPT-Events bis zu €30 entnahmen. Private Betreiber haben unterschiedliche, eventuell noch abenteuerlichere Vorstellungen, wie viel man aus dem Pot nehmen kann, zusätzlich befindet man sich im rechtsleeren Raum. Wer einmal in Razzia hineingeraten ist, weiß, wovon ich rede.
In den staatlichen Casinos stehen die angebotenen Dienstleistungen in denkbar ungünstigem Verhältnis zu den Kosten. Die Qualität der Dealer ist teilweise miserabel und wie unlängst die zwei Betrugsskandale zeigen, wird hier der Kunde keineswegs so geschützt, wie es möglich wäre. Der Staat nützt hier seine Monopolstellung schamlos aus.
In den USA regulieren Angebot und Nachfrage den Markt. Wer übertriebenen Rake nimmt, wird unterboten und die Kunden wandern ab. Eine gesunde Live Pokerszene kann sich nur so entwickeln. Nicht ohne Grund leben die meisten Poker Superstars in Städten wie L.A. oder Las Vegas. Meine Zielsetzung ist das Schaffen eines lebendigen Pokerraums mit einer sensiblen Rakestruktur, in dem sich eine Szene entwickeln kann. Dass das in Deutschland nicht geht, aber 1 km außerhalb, ist traurige Realität. Andererseits wachsen wir ja langsam zu einem Europa zusammen und ich freue mich jetzt schon auf friedliche deutsch-tschechische Begegnungen am Pokertisch.
Der Kings Pokerraum öffnet seine Türen am 1.1. 2008 um 18.00Uhr. Wir sind in der Beta-Phase und hoffen, alle oben genannten Details bis Mitte März installiert zu haben. Perfekter Service und der niedrigste Rake Europas sind bereits Realität. Zusätzlich habe ich für alle PokerOlymp-Leser während des gesamten Januars noch ein Schmankerl: Erwähnen Sie PokerOlymp, spielen Sie 8 Stunden Cashgame und wir laden Sie zu einer Hotelübernachtung ein!
Weitere Promotionen werden mindestens im Monatsrhythmus folgen. Logischerweise stehe ich allen Anregungen offen gegenüber.
Für weitere Informationen gehen Sie bitte auf unsere momentane Website www.pokerroomkings.com.
Ich freue mich auf Ihr Kommen, einen kleinen Ratsch oder noch besser, auf einen erfolglosen Versuch Ihrerseits, mir am Pokertisch Geld wegzunehmen.
Phillip Marmorstein
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 31.12.2007.