Manfred Schuetz verbindet seine Leidenschaft zum Poker mit seinem Beruf. Der CasinoClub Event Manager befasst sich neben den Schwerpunkten seines Event Managements auch mit den psychologischen Aspekten des Pokerspiels. In diesem Artikel bringt er uns die grundlegende Bedeutung der Körpersprache im Livegame näher. Lesen Sie selbst, wie Sie in Zukunft Ihre Gegner lesen.
Immer wieder werde ich gefragt, was einen guten Pokerspieler ausmacht. Nun die Frage ist nicht ganz einfach zu beantworten. Neben dem Spaß am Spiel, guten mathematischen Fähigkeiten und einem hohen Maß an Disziplin, gehört die Psychologie mit Sicherheit zu den grundlegenden Dingen, die ein guter Spieler beherrschen sollte.
Wenn man die Profis beobachtet, wie sie sich am Tisch geben, so ist das alles ein Teil des Psychologischen Spiels. Jemanden zu beleidigen, ist zwar nicht die feine Art, aber kann meinen Gegner aus dem Konzept bringen. Ein Profi weiß genau, wann er und wie er etwas einbringen muss, um sich einen Vorteil am Tisch zu verschaffen. Natürlich braucht man eine Menge Erfahrung, um die Gegner lesen zu können. Dabei kann ein psychologisches Basiswissen sehr hilfreich sein.
Was mir die Körpersprache meines Gegners verrät, ist ein wichtiges Bestandteil eines guten Spielers. Der Körper ist nämlich das erste was reagiert. Der Körper reagiert eine Sekunde vor dem gesprochen Wort. Ist man zum Beispiel sehr aufgeregt oder ärgerlich, kann ein geschulter Spieler das sofort an der Körperhaltung erkennen. Bevor wir etwas in Worte fassen können, hat der Körper schon reagiert. Lernen Sie, die Gedanken der anderen zu lesen und verschaffen Sie sich damit einen Vorteil im Spiel.
Besonders viel kann man an den Augen seines Gegenübers erkennen. Auch bei den Augenbewegungen gilt, dass sie etwa eine Sekunde vor dem gesprochenen Wort einsetzen. Wenn Sie diese Signale wahrnehmen, können Sie häufig schon vorher erfahren, ob Ihr Gegenüber Ihnen die Wahrheit sagt oder nicht. Wenn man ein wenig übt und das Gelernte versucht, am Tisch umzusetzen, wird man nach einiger Zeit merken, dass der Erfolg größer wird.
Ob die Augen nach oben, unten, rechts oder links schauen, ist nicht zufällig. Wenn mein Gegenüber sich an etwas erinnert, was er gesehen hat, wandern seine Augen nach rechts. Kann heißen, dass wenn er nach dem Flop setzt und dabei nach rechts schaut, dass er wirklich etwas Gutes in der Hand hält. Konstruiert er sich etwas zusammen gehen seine Augen nach links. Setzt also ein Spieler nach dem Flop und schaut dabei nach links, kann man davon ausgehen, dass er sich nur etwas zusammen konstruiert, um Sie aus dem Pott zu bluffen.
Auch andere Körperteile wie z.B. der Mund, die Kinnpartie oder der Hals können mir im Spiel wichtige Informationen liefern. Der gespitzte Mund ähnlich dem, wenn man eine Melodie pfeif, ist ein Zeichen der Verärgerung. Soll heißen, dass nach dem Flop, Turn oder River die richtige Karte für mein Gegenüber nicht gefallen ist. Dasselbe gilt im Übrigen auch, wenn man sich kurz ans Ohr fasst. Auch das ist ein Zeichen für Verärgerung bzw. Schwäche.
Der andere wichtige Punkt ist, wie ich meine eigenen Gefühle unter Kontrolle halten kann. Gerade Anfängern fällt es schwer, wenn sie ein gutes Blatt halten (Z.B. AA oder KK), ihre Gefühle unter Kontrolle zu halten. Aber auch dafür gibt es Übungen, die man ausführen kann, um sie dann am Tisch umzusetzen. Eine davon ist einfach und leicht zu lernen: Atmen Sie lange durch die Nase ein und durch den Mund wieder aus. Wenn Sie das drei oder vier Mal gemacht haben, werden Sie merken, dass Sie innerlich ruhiger werden. Eine andere Art ist, sich eine Situation vorzustellen, in der man sich sehr wohl gefühlt hat, und dieser Situation einen Namen gibt. Wann immer Sie in einer Stresssituation sind und sich diesen Namen in Gedanken vorsagen, erscheint die Situation in Bildern und lässt Sie ruhig und ausgeglichen wirken. Beispiel: Einer schönen Situation wie z.B. im Urlaub erlebt, gebe ich den Namen Meer, Sonnenuntergang oder den Namen des Urlaubsortes. Mit dem Namen und der Situation verbinde ich Bilder, die durch das Vorsagen des Wortes, das ich mir ausgesucht habe (und wann immer ich will), hervor geholt werden können.
Also man sieht, zum Pokerspielen gehören eine Menge Dinge die man beachten sollte. Natürlich weiß jeder Spieler auch, dass egal wie gut er seine Chancen ausrechnen kann, egal wie gut er spielt: Der Faktor Glück ist immer mit dabei und kann ausschlaggebend sein!
Manfred Schuetz
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Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 07.01.2007.