Diese Woche erklärte PokerStars, man werde in einigen Spielen ab dem 3. November die Rake erhöhen und ein Aufschrei des Entsetzen zuckte durch die Online-Poker-Welt.
Wir haben uns einige Änderungen im Detail angeschaut und fassen zusammen, was auf die Spieler zukommt und warum PokerStars diese Änderungen vornimmt:
Hyper-Heads-Up-SnGs
Den lautesten Aufschrei gab es zunächst bei den Hyper-Turbo-HU-SnGs. Hier wird durch die Bank der Rake-Anteil um rund 20% erhöht.
Da dies Spiele sind, die ohnehin nur extrem schwer konsistent zu schlagen sind, wirkt sich höhere Rake hier dramatisch aus. Bei diesen extrem schnellen Turnieren gelten ROIs von 2% schon als bombastisch. Die meisten Spieler haben einen deutlich niedrigeren ROI oder machen gar leichte Verluste. Der Profit kommt hier allein durch den Umsatz und das VIP-Programm.
Als Beispiel schauen wir uns die $100-HU-SnGs an. Nach der alten Rake hatten diese ein Buy-In von $98,12 und eine Gebühr von $1,88.
Um hier einen ROI von 1% zu haben, musste man im Schnitt 50,98% der Turniere gewinnen.
Nach der Rake-Erhöhung haben diese $100-HU-SnGs ein Buy-In von $97,75 und eine Gebühr von $2,25. Gewinnt man weiterhin 50,98 Prozent dieser Turniere, hat man nur noch einen ROI von 0,81% – rund 19% weniger.
Folgende Tabelle zeigt, wie sich der ROI bei den $100-HU-SnGs durch die neue Rake verändert, gegeben, dass der Spieler die gleiche Winrate bei diesen Turnieren hat.
ROI (alte Rake) | ROI (neue Rake) | Veränderung |
2,0% | 1,8% | -9,5% |
1,5% | 1,3% | -12,6% |
1,0% | 0,8% | -18,9% |
0,5% | 0,3% | -37,5% |
0,25% | 0,06% | -74,89% |
Es zeigt sich, dass insbesondere die Rakeback-Regs von dieser Änderung betroffen sind. Je niedriger der ROI vorher, desto mehr ist der Spieler von der erhöhten Rake betroffen.
Sprich: insbesondere Spieler, die diese Turniere zu zigtausenden im Jahr spielten, und dabei Supernova oder Supernova-Elite wurden, werden durch diese Änderung besonders stark benachteiligt.
Spin-and-Gos
Spin-and-GoDie Spin-And-Gos mit einem zufälligen Preispool und drei Mitspielern wurden schon zu ihrer Einführung von den Spielern kritisch beäugt. Das zufällige Element beim Preispool macht es extrem schwierig, diese Turniere langfristig zu schlagen.
Mit der Erhöhung der Rake bei diesen Turnieren hat PokerStars endgültig festgelegt, dass diese Turniere der Unterhaltung dienen sollen und nicht da sind, um langfristig Profit zu machen.
Nehmen wir ein $15 Spin-And-Go: Dort zahlt man $14,25 Buy-In und $0,75 Gebühr. Das entspricht 5% Rake. Um einen ROI von 0% zu erreichen (und so zumindest keinen Verlust zu machen), muss man von 100 dieser Turniere 35,1 gewinnen (bei den meisten Preispools sind es Winner-Takes-All-Turniere).
Sind alle drei Spieler gleich gut (oder schlecht), gewinnt jeder rund 33,3% Prozent der Turniere. Man muss also gut 1,8 Prozent besser sein als seine Gegner. Da auch diese Turniere eine Turbo-Struktur haben und in der Regel nach 20 bis 30 Händen beendet sind, ist es extrem schwierig, eine Winrate zu erzielen, die einen positiven ROI zulässt.
Nur als Vergleich: Um ein Spin-And-Go zu gewinnen, muss man im Schnitt pro Hand seinen Stack um 3,7% erhöhen. Dann hat man nach 30 Händen (der durchschnittlichen Spieldauer eines solchen Turniers) alle Chips und gewonnen. Um jedoch die Sunday-Million gewinnen, muss man im Schnitt pro Hand seinen Stack nur 1,5% Prozent erhöhen, um das Turnier nach 600 Händen zu gewinnen.
Heads-Up-Cash-Game
Für viel Kritik sorgt auch die Rake bei Heads-Up-Cash-Games. Diese wurde von maximal $0,50 pro Hand auf maximal $1,00 pro Hand erhöht.
Damit entspricht die Heads-Up-Rake in etwa wieder der von PartyPoker ($1 Cap) oder iPoker (€1 Cap).
Lebenspraktisch entspricht dies einer effektiven Erhöhung von rund 35 Prozent auf NL50 bis hin zu rund 100 Prozent auf NL400 bis NL600.
Diese Spiele wurden fast sicher aus einem Grund teurer gemacht: Heads-Up-Cash-Games sind bei Anbietern unbeliebt. Nirgendwo wird so schnell so viel Geld umgesetzt wie bei diesen Spielen und nirgendwo werden schwache Spieler schneller von ihrem Geld getrennt.
Heads-Up-Cash-Games sind Anbietern ein Dorn im Auge, denn Ziel ist es, dass das Geld möglichst lange zirkuliert, bevor es ein Spieler auscasht. Heads-Up-Cash-Games haben eine sehr kurze Zirkulationsphase.
888 Poker hat im August 2013 die Heads-Up-Tische konsequent entfernt und damit eine sehr radikale Lösung für das Problem gefunden. PokerStars geht nun den Weg, dass es die Spiele unattraktiver macht und hofft, auf diese Art und Weise die schwachen Spieler zu schützen und die Zirkulationsphase des Geldes zu verlängern.
Highstakes-SpielerBen “Sauce123” Sulsky
Rake für Highstakes-Spieler
Auch die Rake für Highstakes-Spieler wurde erhöht. Das Cap bei NL5.000 liegt jetzt bei $5 (anstatt $3 in der Vergangenheit) und $2 Cap statt das $1 Cap bei Heads-Up-Spielen.
Ben “Sauce123” Sulsky hat im 2+2-Forum beschrieben, wie sich diese Änderung bei ihm auswirken wird. Er prognostiziert, dass er dadurch im Schnitt 45 Prozent mehr Rake zahlen wird. Er schätzt, dass er dieses Jahr rund 100.000 Dollar Rake zahlte und es nach dem neuen System gut 45.000 Dollar mehr sein würden.
Dies dürfte zu einer stark verringerten Reg-vs-Reg-Action auf PokerStars führen, denn die Edges sind bei diesen Konfrontationen selten groß genug.
Daniel Negreanu zur Erhöhung
Nachdem im 2+2-Forum ein Statement Negreanus eingefordert wurde, hat er dieses auch prompt abgeliefert. Auf seinem Blog erklärt er (wenig überraschend), dass er diese Änderung nicht so negativ sieht, hebt die Leistungen von PokerStars hervor und erklärt, dass es vorrangige Aufgabe von PokerStars sei, neue Spieler anzuziehen und nicht den Regs die Taschen zu füllen.
Konklusion
Viele der nun in Kraft tretenden Änderungen bei PokerStars folgen einer deutlichen Linie: Vorteile für die Regs und Grinder werden gekürzt, schwache Spieler und Gelegenheitsspieler sind nicht betroffen.
Tatsächlich dürften viele (ja sogar fast alle) Spieler von der erhöhten Rake gar nichts mitbekommen – entweder weil sie die betroffenen Spiele nicht spielen oder weil sie ohnehin kein gesteigertes Interesse an gezahlter Rake haben.
Die Spieler, die besonders hart betroffen sind, sind die Regs, die in den letzten Jahren ihren Lebensunterhalt mit Mass-Grinding von VIP-feundlichen Turnieren oder Heads-Up-Cash-Games verdienten. Denen hat PokerStars de facto erklärt, dass sie auf der Seite nicht mehr gebraucht werden, denn außer einer Menge Umsatz ohne Einzahlungen haben sie nichts geleistet.
Nachdem in den letzten Jahren alle anderen Anbieter die Angebote für Regs und Grinder zusammenstrichen, dafür aber eine Fisch-freundliche Umgebung zu schaffen ersuchten, schwenkt nun auch PokerStars auf diese Linie ein. Am Ende rechnen sich Grinder eben nur, wenn ohnehin zu viel Geld im System ist und dieses abgeschliffen werden muss.
In einer Zeit, in der Einzahlungen seltener werden und die Anbieter feststellen, dass ein hoher Handumsatz allein an den Tischen keinen Gewinn produziert, werden den Grindern eben die Boni gekürzt und gegebenenfalls wird die Rake erhöht. Dafür setzt man auf Spiele wie Spin-And-Gos, die in erster Linie Netto-Einzahler anziehen. Denn nur eingezahltes Geld kann am Ende als Umsatz oder Gewinn verbucht werden.
Für einige Spieler sind diese Änderungen nun fatal. Denn wer sich in den letzten Jahren zum Beispiel auf Hyper-Turbo-Heads-Up spezialisiert hat, blickt nun in die Röhre. Auch wenn nur vergleichsweise wenige Spieler direkt von der Rake-Erhöhung betroffen sind, schwingt ein unmissverständliches und unangenehm aufstoßenden Signal mit: PokerStars ist nun eine Seite wie alle anderen auch – Einzahler und Fische sind willkommen, Spieler die hier langfristig Geld verdienen wollen nur noch in einem übersichtlichen Maß.
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 02.11.2014.