Manchmal entstehen beim Cashgame komplizierte Situationen, die dem Spieler am Tisch in der Kürze der Zeit alles abverlangen. In der heutigen Hand der Woche kommt es zu einem Pot mit fünf Spielern, der schon vor dem Flop einen Verlauf nimmt, der alles andere als normal ist. Da kommt es leicht zu Fehlern…
Gespielt wird No-Limit Hold’em mit Blinds von 2 $/4 $ und der Spieler in UTG (Stack: 396 $) limpt, MP1 raist auf 12 $ und MP2 callt. Der Protagonist (Stack: 1.024 $) folgt im Hijack und hat 9 9 . Normalerweise würde er reraisen, doch die Situation ist speziell. Die Gefahr stellt weniger der Raiser dar, sondern vielmehr der Spieler in UTG, der limpreraisen könnte. Ein Call ist somit nicht unvernünftig.
Hinter dem Protagonisten folden Cut-Off und Button, aber die Blinds und UTG callen. Fünf Spieler sehen somit einen Flop mit 72 $, der 9 5 6 bringt. Bingo, Top Set! Nun setzt der Small Blind (Stack: 364 $) 32 $ und der Spieler in UTG callt, die beiden Akteure in mittlerer Position folden. Der Protagonist entschließt sich, seine Hand in Position noch zu verschleiern und callt. Im Pot sind damit 168 $.
Frage 1: Wer raist hier und warum?
Mit drei Spielern geht es auf den Turn, der die 3 bringt. Erneut setzt der Small Blind und mit 76 $ wieder weniger als halbe Potgröße, damit hat er noch 244 $ übrig. UTG bringt einen Minraise auf 152 $ und dem Protagonisten ist aufgrund der merkwürdigen Action schwindlig.
Während der UTG-Spieler durchaus slow gespielte Asse oder ein niedrigeres Set haben kann, lässt sich die Hand des Small Blind schwer eingrenzen. Ein Call im SB geschieht häufig mit niedrigen Pockets, aber auch 7x 8x , 6x 5x und 7x 4x sind denkbar.
Der Protagonist entschließt sich im Sandwich zum Call, um die Aktion des SB abzuwarten und diesen ebenfalls zum Call einzuladen. Dieser geht nun mit seinen restlichen 244 $ für insgesamt 320 $ All-In und UTG callt, wodurch er noch 32 $ übrig hat. Der Protagonist muss noch 166 $ bezahlen bzw. mit effektiven 198 $ All-In gehen.
Frage 2: Wie spielt ihr und warum? Und wo hättet ihr eventuell anders gespielt?
Eine knifflige Hand, die wir am Donnerstag auflösen. Eure Vorschläge gebt ihr bitte wieder mithilfe der Kommentarfunktion ein.
Hier die Auflösung und wieder zunächst vielen Dank für die vielen klugen Vorschläge. So wie die Hand verlaufen ist, ist die Spielweise auf dem Turn klar. Der Protagonist bekommt so gute Pot Odds, dass er auf jeden Fall callen bzw. gegen UTG All-In gehen kann, um auf das Full House bzw. den Vierling zu drawen. Dass er momentan geschlagen ist, dürfte allerdings auch klar sein.
Der erste Call auf dem Turn ist vertretbar, um den SB in der Hand zu halten, und der Call nach dem All-In des SB wegen der Pot Odds sogar trivial. Meiner Meinung nach ist der Call auf dem Flop aber ein Fehler. Hier sind offenbar starke Hände oder Draws im Spiel und man sollte das Geld in die Mitte bekommen, wenn man ein solches Monster hat.
Dass der SB dabei mit 8 7 ein noch größeres Monster hatte, ist eben Pech. Allerdings gibt es auch auf diesem Limit noch extrem schwache Spieler, wie die Hand des Spieler in UTG zeigt: K 9 .
Leider nimmt er dem Protagonisten so ein Out und der Main Pot ging nach einer Blank auf dem River an den Small Blind.
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 16.11.2010.