Eine scheinbar klare Angelegenheit ist die heutige Hand der Woche, bei der wir alle Leser wieder in die Entscheidungsfindung einbeziehen wollen. Gespielt wird einmal mehr No-Limit Hold’em Cashgame und die Blinds betragen 1 $/2 $. Unser Protagonist (Stack: 206 $) sitzt im Cut-Off und hat Q Q .
Vor ihm folden alle Spieler und er bringt einen Standard-Raise auf 6 $. Direkt hinter ihm auf dem Button (Stack: 186 $) befindet sich ein bekannter Regular, der mit Werten von 8/4 und einer 3-Bet-Quote von 2 zu den tighten Vertretern zählt. Er reraist auf 16 $ und die Blinds folden.
Der Protagonist weiß um die tighte Spielweise des Button, hat aber die drittbeste Starthand. Dementsprechend reraist er mit seinem Premium Paar auf 42 $, um allfällige Resteals aus der Hand zu drängen bzw. das gegnerische Spektrum näher einzugrenzen.
Der Button callt den Reraise und der Flop wird mit 87 $ in der Mitte aufgedeckt. Er bringt 5 10 6 und der Protagonist bringt mit seinem Overpair eine logische Continuation Bet über 54 $. Postwendend geht der Button daraufhin mit seinen restlichen 144 $ All-In und der Protagonist muss sich entscheiden.
Im Pot sind 285 $ und der Protagonist muss mit seinem Overpair für den Showdown 90 $ bezahlen. Er bekommt also Pot Odds von mehr als 3 zu 1 und muss daher etwa in einem Drittel der Fälle gewinnen, damit ein Call profitabel ist.
Easy Call oder doch Fold, weil das gegnerische Spektrum zu stark ist? Diese Frage wollen wir an alle Leser weitergeben, die ihre Meinung wie immer über die Kommentarfunktion zum Besten geben können. Die Auflösung gibt es dieses Mal am zweiten Weihnachtsfeiertag.
Selten haben sich so viele Leser an der Diskussion um die Hand der Woche beteiligt, dafür zunächst vielen Dank.
Die meisten Beiträge waren sehr interessant, wobei sich auch einige „Phil Iveys“ an der Diskussion beteiligten. Ganz so einfach ist der Fall meines Erachtens dann doch nicht…
Da sich viele Beiträge um die Preflop-Action drehten, dazu noch ein Wort. Selbst oder gerade gegen diesen tighten Spieler ist die 4-Bet vor dem Flop positionell aus meiner Sicht absolut notwendig. Spielt man gegen ein Overpair, wird es ohne Position und Initiative gegen diesen Spieler noch schwerer, außerdem man sollte nicht glauben, dass solche Nits nicht zu Conti-Bets mit Bluffs/Semi-Bluffs fähig sind. Bei der Ausführung des Reraise ging der Protagonist natürlich auch davon aus, die beste Hand zu haben, also eine Value Bet zu bringen. Im Cut-Off ist diese Annahme mit Damen durchaus berechtigt und jeder NL200-Spieler weiß, mit welcher Grütze man vom Button oder den Blinds gereraist wird.
Der Call des Button allerdings ist ein Alarmsignal und fast noch stärker als ein abermaliger Reraise, gegen den man von den Damen vermutlich loskäme. Es ist nun schon viel Geld in der Mitte und wenn der Protagonist eine Conti-Bet bringt, ist er quasi Pot-Committed. Das nutzen viele Spieler mit Monstern aus und callen nur – eine Spielweise, die sehr zu empfehlen ist.
Nun zum Flop: Der Protagonist callte letztlich kurz vor Ablauf seiner Bedenkzeit, da er sich zwar in den überwiegenden Fällen geschlagen sah, aber derart gute Pot Odds bekommt. Gegen ein Spektrum mit JJ+ und A K – eine ziemlich realistische Range – hat er noch 39 Prozent Pot Equity, was den Call rechtfertigt. Allerdings muss man sich fragen, ob dieser Spieler mit Buben überhaupt vor dem Flop reraisen würde, dann sähe die Sache wesentlich schlechter aus.
Der Button präsentierte Könige und gewann die Hand.
Fazit: Es ist fraglich, ob es für den Protagonisten bei diesen Stackgrößen und dieser Preflop-Action ein Entrinnen gab. Wie viele Leser schrieben, fiel die Entscheidung schon vor dem Flop, dass bei einem Board ohne Ass und König der gesamte Stack verloren geht.
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 24.12.2010.