Dieses Mal geht es bei der Hand der Woche schon auf dem Flop hoch her und unser Protagonist steht vor einer schweren Entscheidung um seinen ganzen Stack. Gespielt wird wieder No-Limit Hold’em Cashgame und die Blinds betragen heute moderate 0,50 $/1 $.
Der Protagonist (Stack: 119,65 $) bringt mit J 10 in UTG+1 einen Standard-Raise auf 3 $, direkt hinter ihm raist MP1 (Stack: 47,95 $) auf 6 $ und der Hijack (Stack: 112,35 $) callt. Alle anderen Spieler folden und ein Call mit Pot Odds von mehr als 5 zu 1 ist für den Protagonisten Pflicht. Der Flop bringt mit 19,50 $ im Pot A Q K und der Protagonist hat eine Broadway-Straight gefloppt, doch das Board ist natürlich sehr gefährlich.
Der Protagonist entscheidet sich für eine Donk Bet, da jedes weitere Kreuz seine Hand zerstören würde und er seine Hand schützen muss. Mit 19,50 $, also Potgröße, fällt diese sehr hoch aus, angesichts des gefährlichen Boards und zwei Gegnern dahinter würden zwei Drittel oder drei Viertel der Potgröße denselben Zweck erfüllen.
Bei 39 $ im Pot geht nun MP1 mit seinen restlichen 41,95 $ All-In und auch der Spieler im Hijack lässt sich nicht lumpen und schiebt seine verbliebenen 106,35 $ in die Mitte. Was soll der Protagonist tun? Die Lage ist etwas unübersichtlich, da es einen Main Pot und einen Side Pot gibt. Schauen wir uns zunächst die Pot Odds an, bevor wir uns der Handanalyse und der Frage nach den möglichen gegnerischen Blättern zuwenden.
Im Main Pot befinden sich 119,90 $ und ein Call kostet 22,45, das wäre angesichts der Pot Odds von 5,3 zu 1 ein leichter Call, doch sind weitere 64,40 $, also insgesamt 86,85 $ für den Side Pot fällig. Für den gesamten Pot bekommt der Protagonist 187,30 $ zu 86,85 $, das sind Pot Odds von 2,16 zu 1.
Doch Pot Odds hin und her, gibt es eine reelle Chance, dass der Protagonist nicht bereits Drawing Dead ist? In der Range von MP1 befindet sich fast sicher keine Hand, die nun einen Flush getroffen hat, sondern viel eher Pockets, die gerade ein Set getroffen haben. Viele Spieler begehen auf diesen Limits den Fehler, mit Premium-Händen zu niedrig zu raisen und andere mit günstigen Pot Odds in den Pot einzuladen.
Das Problem ist somit der Spieler im Hijack, dem mit Werten von 32,5/20 durchaus ein Suited Connector in Kreuz zugetraut werden kann. Möglich sind aber auch Hände mit dem J wie Ax J oder aufgrund der 3-Bet-Quote von 0 in 214 Händen ebenfalls ein hohes Pocket, das sich eben zum Drilling verbessert hat.
Letztlich callte der Protagonist wegen der günstigen Pot Odds und der Chance, gegen einen Draw des Hijack zumindest den Side Pot zu gewinnen. Er lag damit richtig, denn MP1 hielt K K , während der Hijack mit J J auf den Nut Flush bzw. den Split Pot drawte. Gegen diese Hände hatte der Protagonist 33,3 Prozent Pot Equity im Main Pot und sogar 57 Prozent Pot Equity im Side Pot – er traf in der konkreten Situation damit die adäquate Entscheidung.
Das Board brachte die 7 auf dem Turn und die Q auf dem River, wodurch der Main Pot mit 142.36 $ an MP1 und der Side Pot mit 128,80 $ an den Hijack ging.
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 04.10.2010.