Auch heute wollen wir Euch wieder eine spannende Hand präsentieren, die einige Würze und interessante strategische Momente enthält. Erneut stammt diese aus einem Cashgame, dieses Mal mit Blinds von 2 $/4 $.
Der Protagonist ist mit 404 $ und J 10 im Big Blind, und nach lauter Folds raist der Button auf 12 $. Der Small Blind foldet und der Protagonist callt. Der Button hat einen Stack mit 594,90 $ und einen ATS von 32, das heißt gegen sein Spektrum erzielt Jx Tx offsuit etwa 55 Prozent Equity. Auch ein Raise wäre somit vertretbar, doch ein Call ist ebenso in Ordnung. Im Pot sind 26 $.
Der Flop bringt K 9 8 und der Protagonist checkt. Der Button setzt 16 $ und der Protagonist checkraist auf 44 $. In einer Steal-Situation wie hier (und meist auch sonst) ist dieser Semi-Bluff zweifellos Standard, auch wenn der Flop viele Hände des gegnerischen Spektrums getroffen hat. Das Problem bei dieser Spielweise ist, dass der starke Open-ended Straight Draw nach einem All-In des Button gefoldet werden müsste, doch die Kombination aus Fold Equity und Implied Odds rechtfertigt sie allemal. Der Button callt und es geht auf den Turn, der die 3 bringt.
Nun geht es darum, das Spektrum des Button weiter einzugrenzen. Entweder hat er getroffen, vielleicht Top Pair mit passablem Kicker oder Middle Pair, oder er hat ein Pocket Pair wie Buben oder Zehnen, das er bei nur einer Overcard kaum folden kann. Natürlich ist ein Set oder Two Pair auch möglich, mit dem er eine Falle stellt, aber dafür gibt es weniger Möglichkeiten.
Im Pot sind 114 $ und der Protagonist setzt nach dieser Karte, die dem Button so gut wie sicher nicht geholfen hat, 68 $. Viele Hände, die für einen Call auf dem Flop noch infrage kamen, wird der Button nun folden, doch er callt. Im Pot sind somit 250 $.
Der Call wirft wieder die Frage auf, was der Button hat. Kaum zu glauben, dass er mit einem Set nur gecallt hätte, Ax 9x (außer in Karo) und andere Middle Pairs hätte er jetzt gefoldet. Hauptsächlich Top Pairs wie Ax Kx , Kx Qx oder Kx Jx sind im gegnerischen Spektrum, aber auch Damen und Buben foldet er nicht unbedingt. Zu berücksichtigen ist nun natürlich auch der Flush Draw in Karo, der soeben aufgetaucht ist, er muss aber als entlegene Möglichkeit eingestuft werden.
Auf dem River kommt die 7 und der Protagonist hat seine Straight getroffen. Außer dem unwahrscheinlichen Flush schlägt er nun alle gegnerischen Hände und es ist Zeit, über eine Value Bet nachzudenken. Viele Hände mit Top Pair kommen weiterhin für einen Call infrage, wenn die Pot Odds stimmen, aber viele schlechere Hände folden. Da es keine geplatzten Draws gibt, kann man kaum mit einem Check einen Bluff provozieren, daher riecht es insgesamt nach einer Value Bet.
Mit 150 $ bietet der Protagonist dem Button Pot Odds von ca. 2,7 zu 1, die er mit gutem Top Pair oder Two Pair kaum ausschlagen kann. Nach der Bet geht der Button mit effektiven 280 $ All-In. Natürlich ist der Protagonist nun vermutlich geschlagen, aber bei Pot Odds von 5,2 zu 1 ist ein Call Pflicht. Der Button zeigt 10 9 und gewinnt den Pot mit 804 $.
Witzigerweise hätte der Protagonist die Hand fast sicher gewonnen, wenn der River eine weitere Blank gebracht hätte und er zu einem Bluff bereit gewesen wäre.
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 08.08.2010.