Diesmal kann es nur eine Hand der Woche geben. Die WSOP Main Event-Hand zwischen Matt Affleck und Jonathan Duhamel. Satte 42 Millionen Chips lagen auf dem Tisch und hinterher war Affleck auf Rang 15 draußen und Duhamel Chipleader. Quasi die Definition einer “Schlüsselhand”.
Was war passiert? Beginnen wir von vorne. Vor dem Flop setzte Duhamel auf dem Cut-off 550.000 und Affleck auf dem Button erhöhte auf 1,5 Millionen. Die Blinds gingen raus und Duhamel erhöhte nochmals auf knapp 4 Millionen. Affleck callte und mit Ante lagen jetzt schon 10 Millionen im Pot.
Der Flop kam 10 9 7 . Jonathan Duhamel checkte und Affleck setzte 5 Millionen. Duhamel callte und der Turn Q wurde aufgelegt. Duhamel checkte und Affleck schob betont cool seine letzten 11 Millionen in die Mitte. All-in.
Nach einer gefühlten Ewigkeit callte Duhamel und drehte J J um, Affleck hatte A A . Der Pot war jetzt auf 42 Millionen Chips angewachsen. Affleck war klar: sollten seine Asse halten, wäre er fast sicher unter den November Nine. Der River kam aber 8 – Straight für Duhamel und das Turnierende für Affleck. Der 15. Platz plus 500.165 Dollar. Duhamel war danach mit 51 Millionen Chipleader.
Hat Duhamel schlecht gespielt und ist dafür belohnt worden? Ist er ein Donk, a là Darwin Moon?
Betrachten wir zunächst die Action vor dem Flop. Warum erhöht Duhamel mit Pocket-Jacks die 1,5 Million-Bet auf 4 Millionen? Gerade in dieser Phase des Turniers muss ihm doch klar sein, dass eine Konfrontation gegen einen Big-Stack mit “nur” Jacks kaum etwas bringen kann. Er ist den November Nine doch schon so nah. Was kann Affleck haben nach seiner Erhöhung? Auf jeden Fall ein fragwürdiges Spiel. Ein Call und den Flop sehen, wäre besser gewesen. Vielleicht hätte Affleck mit seinen Assen auch pushen sollen. Aus Duhamels Sicht ist natürlich auch bedeutsam, dass Affleck auf dem Button sitzt und daher eine entsprechend größere Range hat, nur so erklärt sich seine letzte Erhöhung.
Auf dem Ten-High-Rainbow-Flop erst der Check von Duhamel und dann die Bet mit den Aces. Auch hier kann der Call von Duhamel wohl kaum als gut beschrieben werden. Zuvor muss man sich allerdings fragen, warum Duhamel mit seinem Overpair Jacks nur checkt und dann callt. Zu passiv. Er hätte anspielen sollen. Naja er macht den Call, vielleicht denkt er, Affleck blufft und hat nur Overcards oder Top-Pair. Wer weiß es schon? Duhamel muss auf dem Flop klar sein, dass er sich durch den 5 Millionen-Call committed. Entweder hätte er hier schon aufgeben müssen oder eben vorher selbst anspielen.
Und der Turn kommt. Duhamel checkt und Affleck setzt seine letzten 11 Millionen. Duhamel muss also 11 Millionen callen, um einen Pot von 31 Millionen zu gewinnen. Die Pot-Odds sind ungefähr 1 zu 3. Man bräuchte demnach – streng mathematisch gesehen – 11 Outs für einen Call. Die Dame macht es schwieriger, da sie mehr Outs gibt. Die beiden Buben im Deck sind wohl auch noch Outs. Die 11 Outs hat er aber knapp nicht. Das gilt natürlich nur, wenn Duhamel weiß, er liegt hinten. Und was bedeutet schon die streng mathematische Sicht?
Duhamel kannte die Karten seines Gegners nicht. Vielleicht dachte er immer noch, Affleck blufft, sah seine Jacks nur noch als bluffcatcher? Aber warum sollte er das in dieser Phase des Turniers glauben und unnötig so viel riskieren? Vielleicht wollte er auch nicht mit “nur” 21 Millionen Chips weiterspielen, hatte aus seiner Sicht schon zuviel in den Pot investiert. Committed. Na, ja.
Die November-Nine-Bubble-Situation treibt seltsame Blüten. Es geht um Millionen, um Ruhm und Ehre. Sponsorenverträge winken und die Geldunterschiede zwischen den Rängen können von “für ein paar Jahre Ruhe” bis “für immer ausgesorgt und reich” gehen.
Wie dem auch sei. Duhamel hat glücklich gewonnen, Afflecks Traum von den November Nine ist beendet. Affleck hat zwar eine halbe Million gewonnen, der hand-repeater im Kopf wird aber niemals ausgehen…
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 19.07.2010.