Er spielt die teuersten Tische bei Fixed Limit Hold’em und hat sich mit seinem alten Pseudonym IHateJuice nicht nur Freunde gemacht. Mittlerweile nennt sich das Pokerstrategy-Mitglied hasufly nach einem japanischen Kinderspiel kagome kagome und hat derzeit mit Patrik Antonius einen Dauerrivalen.
Unseren englischsprachigen Kollegen von Pokerstrategy gab kagome kagome ein interessantes Interview, das wir in Auszügen auf Deutsch wiedergeben wollen.
Frage: Was findest Du am modernen Poker so faszinierend?
kagome kagome: Die Regeln sind zwar einfach, aber gleichzeitig ist Poker unglaublich komplex. Vor allem bei Fixed Limit kommt es ständig zu den gleichen Aktionen, aber das Niveau nimmt beständig zu. Wir erleben eine Entwicklung, die mit den eSports vergleichbar ist. Die guten Spieler werden immer besser. Schließlich kommt man an den Punkt, an dem das Spiel perfektioniert ist und alle nach dem Nash-Equilibrium spielen. Danach ändert sich nichts mehr, da jede Abweichung eine Verschlechterung wäre.
Bei Patrik Antonius habe ich festgestellt, dass er sich sehr gut auf mein Spiel eingestellt hat und wir ziemlich ähnlich spielen. Das bedeutet, dass die Vorteile sehr gering werden, wenn es denn überhaupt noch einen gibt.
Faszinierend an Poker ist auch, dass man viel darüber nachdenken kann, weil das Spiel einfach so komplex ist. Ich kann stundenlang eine Hand History anschauen und diese analysieren. Nicht nur die Hand an sich, sondern auch der Kontext und der Spielplan ist entscheidend. Analytisches Denken macht mir viel Spaß.
Frage: Was hältst Du beim Poker für wichtiger, langfristige oder kurzfristige Ziele?
kagome kagome: Mein langfristiges Ziel besteht darin, der beste Heads-Up-Spieler der Welt zu werden. Kurzfristige Ziele habe ich nicht, die kann es beim Poker nicht geben. Es kann sein, dass aus dem Nichts ein Spieler aufkreuzt und sich mit mir misst, aber das ist nicht zwangsläufig der Fall. Aus diesem Grund sind nur langfristige Ziele sinnvoll. Abgesehen davon will ich natürlich permanent mein Spiel verbessern.
Frage: Glaubst Du, dass der Hauptgrund für deinen Erfolg darin besteht, dass du nicht auf das Geld fokussiert bist, sondern die Herausforderung suchst und dein Spiel verbessern willst?
kagome kagome: Warten wir doch erst einmal ab und schauen, ob ich nach meinen nächsten Highstakes-Sessions noch Geld habe (lacht). Nein, du hast sicher recht. Denkt man nur ans Geld, wird man nicht besser. Ich betrachte Poker als Computerspiel – ich sitze vor dem Rechner und drücke bestimmte Knöpfe. Würde mir Geld etwas bedeuten, müsste ich mich nach jedem Verlust von 200.000 Dollar vom Balkon stürzen.
Geld ist einfach nur mein Spielkapital. Nur das Geld, das übrig ist, wenn ich keine Lust mehr habe, ist mein Gewinn. Ich kann aber nicht vorhersagen, wie viel das sein wird, und das spielt auch keine große Rolle für mein Leben. Solange ich genug Geld habe, um ein wenig wählerisch zu sein, und nicht jeden Job nach dem Studium annehmen muss, bin ich zufrieden. Das möchte ich nicht aufgeben. Alles andere hängt ausschließlich von meiner Spielstärke und der Varianz ab.
Ich halte es auch für sehr hilfreich, sich nur darauf zu konzentrieren, ein guter Spieler zu werden, und alle anderen Faktoren zu ignorieren. Hat man Angst vor Geld, geht das meist nicht gut aus. In der Tat macht es mir mehr aus, ein Spiel bei WC3 zu verlieren.
Frage: Du spielst nun seit einigen Wochen Heads-Up gegen Patrik Antonius. Warum so lange?
kagome kagome: Seit unserer ersten Session ist er meine persönliche Nemesis. Wir denken beide, wir hätten dem anderen gegenüber einen Vorteil, doch von Anfang an lief es zu seinen Gunsten. Fixed Limit Heads-up ist ein Spiel, bei dem vor allem die Karten darüber entscheiden, ob eine Session erfolgreich verläuft. Nur auf Dauer zeigt sich, wer gewinnt.Bekommt ein Spieler gute Karten, gewinnt er, und das gilt vor allem, wenn beide Spieler gleich gut sind. Jede Hand ist dann ein Coinflip mit einer Equity von 51 zu 49. Es ist ein großes Glücksspiel mit großen Swings.
Jedesmal wenn ich gegen jemanden hinten liege, ärgert mich dies, vor allem, weil dies bislang nicht so oft vorgekommen ist. Aus diesem Grund bin ich gegen Antonius so motiviert. Dieses Duell wird noch lange andauern.
Die Tatsache, dass es sich um einen Coinflip handelt, bedeutet auch, dass man sein Verhältnis zum Geld beim Poker ändern muss. Natürlich ist es unerfreulich, Geld zu verlieren, und es ist nicht so, dass mir dies nichts ausmacht. Aber wenn man berechtigte Risiken eingeht, kann man nicht ernsthaft sauer sein, wenn man einige der Coinflips verliert. Gewinn und Verlust liegen eng beieinander. Gewinnt man viel, kann man bisweilen auch viel verlieren.
Frage: Wie kam es zu Deinen Pseudonymen, die einige Kontroversen ausgelöst haben?
kagome kagome: (lacht) Das ist eine starke Untertreibung. Mein altes Pseudonym auf Full Tilt hatte viele verschiedene Bedeutungen und ich finde das ziemlich amüsant. Manchmal bringt es auch die Gegner zum Tilten, was nicht so schlecht sein kann.
Frage: Das funktioniert auf 2+2 in der Tat ziemlich gut. Kannst Du etwas zu den Anschuldigungen sagen, die User dort aufgrund deines Pseudonyms erhoben haben?
kagome kagome: Definitiv. Ich bin sehr tolerant und offen für andere Kulturen. Aus diesem Grund habe ich absolut kein Problem, bestimmte Themen mit ein wenig Humor zu behandeln. Andererseits ärgern mich Leute, die offenbar nicht ohne Feinde leben können.
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 15.01.2011.